Ländlicher Wandel: Liechtenstein verändert sich

Die «Wirtschaft zum Gänsenbach»

Das Haus, auch «Mechele-Huus» genannt, in welchem sich im 19. Jhd. die «Wirtschaft zum Gänsenbach» in Mauen befand, steht heute noch. Es liegt unterhalb der Pfarrkirche und gehört den Nachkommen von Urban Meier (1905 – 1958). Dieses Gebäude wurde im Verlauf der vielen Jahre einigen baulichen Veränderungen unterzogen. Erhalten geblieben ist noch ein Bild aus dem Jahre 1922 (Fronleichnamsprozession) vor der Renovation, sowie das Wirtschaftsschild, eine gemalte Holztafel in der Grösse von 130 × 30 Zentimeter mit der Inschrift: «Wirtschaft zum Gänsenbach». 

Noch vorhandene Pläne vom Februar 1932 belegen, dass das Haus vom damaligen Besitzer Urban Meier umgebaut worden ist. Dabei ist der hintere Teil des Hauses gegen die Sennerei hin abgetragen worden. 

Die Namen der Wirtsleute der damaligen «Gänsenbach-Kneippe» sind uns nicht alle bekannt. Es ist nur überliefert, dass die «Tiefenthalers» und später die «Mündles» hier wirteten. 

Nach einer weiteren Überlieferung von Pfarrer Tschugmell, dessen Notizen Lehrer Adolf Marxer * 1942, aufgenommen hat, sei in der «Kilbe»-Zeit im oberen Stock, wo sich ein Tanzsaal befand, derart wild getanzt worden, dass der Boden nur so «knarrte». Man bevorzugte damals den bei uns aufkommenden «Raspatanz» heisst es in Tschugmells Überlieferung. Der Raspatanz besteht u.a. auch aus Elementen des Stampfens. So wurde es jedes Jahr in der «Kilbe»-Zeit gefährlich. Nicht nur wegen des übermässigen Alkoholkonsums, dem sich insbesondere die jungen Dorfburschen hingaben, sondern weil die Holzböden bei den Tanzereien bisweilen gefährlich ins Wanken gerieten und in die unteren Stockwerke durchzubrechen drohten. 

Strassenteerung 1934 im Weiherring

Der gewaltige Wandel im Aussenbild einer Gemeinde oder eines Dorfes in Liechtenstein während den letzten 100 Jahren zeigt sich nicht nur an den Häusern, sondern auch an den Strassen. So bestand beispielsweise in der 1930er-Jahren die Oberfläche der Hauptverbindungsstrasse durch das Unterländer Dorf Mauren vom Poppers bis ins Ziel durchgehend nur aus Schotter und Kies. Nach der Erfindung des Autos und dessen Verbreitung, die in Liechtenstein noch in den Kinderschuhen steckte, wurden die Forderungen im Verlaufe der Jahre nach besseren Fahrbahnen lauter. Im Vordergrund stand dabei, die Staubentwicklung beim Befahren der Strassen zu minimieren. Die Weiterentwicklung dieser Oberflächenteerung war dann die Innenteerung der Schotterstrassen. Dies war der Beginn der Teer-und Asphaltstrassen, so wie wir sie heute kennen.

In den Jahren 1934 / 35, in welcher die Landstrasse vom Poppers bis ins Ziel von einer Schotterstrasse in eine Teerstrasse umgewandelt wurde, kostete ein Teerbelag für damalige Verhältnisse sehr viel Geld. Im Gemeindeprotokoll vom 16. Juni 1934 lesen wir dazu: «Da die Landstrasse vom Ziel bis Poppers letztes Jahr zur Teerung reguliert und verbreitert wurde, so scheint es notwendig, dass sie jetzt aufgeteert wird. Der alte einfache Belag kostet CHF 1.40 per m2, wovon die Gemeinde die Hälfte zu bezahlen hat (CHF 0.70). Der neue dauerhafte Belag kostet CHF 3.60 pro m2, wobei die Gemeinde 1 Franken pro m2 zu bezahlen hat, das übrige wird vom Land übernommen. Der Vorsteher wird beauftragt, mit dem Land zu verhandeln, dass die Strasse vom Freihof zum Ziel vom Land allein übernommen wird. Der Gemeinderat ist fast einstimmig der Ansicht, dass man den neuen, dauerhaften Belag nehmen sollte.»