Die Heidegger-Tragödie von Triesen

Moritz Heidegger und Weltin Wolfinger bei ihren Olympia-Fahrt in Cortina d'Ampezzo (IT) 1956.

Wir haben Ihnen in dieser Ausgabe die Persönlichkeit Baron von Falz-Fein, seinen Lebensweg, sein Wirken als Aristokrat, seinen immensen Einsatz für den Tourismus und den Sport in Liechtenstein nähergebracht. Der Baron, dem der Volksmund den Namen «Quick» gegeben hat, ist im September 2018 in seiner Vaduzer Villa auf tragische Weise im hohen Alter von 106 Jahren ums Leben gekommen.  

Text: Herbert Oehri

Bei unserem Besuch in seiner Villa oberhalb von Vaduz in den Jahren 2008 und 2009 erzählte uns der Baron die Geschichte der 1955/1956 verunglückten Brüder Moritz und Jakob Heidegger aus Triesen. 

Der Baron: «1956 verunglückte Moritz Heidegger beim Bobfahren tödlich»
Grosse Trauer kehrte in den Fünfzigerjahren in der Familie der Heideggers in Triesen ein. Innerhalb eines halben Jahres verloren Marzell und Cilly Heidegger, Wirteehepaar im Gasthof «Sonne» in Triesen, ihre beiden ältesten Söhne Jakob und Moritz. 

Es ist eine traurige Geschichte, die uns Baron von Falz-Fein am 2. Februar 2009 bei einem Besuch in seiner Vaduzer Villa erzählte: «Wenn ich so auf mein langes Leben zurückblicke, gehört die Episode mit Moritz Heidegger zu den schlimmsten Erlebnissen, die mich getroffen haben. Unser liechtensteinischer Bobverband, den ich präsidiert habe, wollte unbedingt eine Bobmannschaft bei der Olympiade in Cortina d’Ampezzo an den Start bringen. Moritz Heidegger und Weltin Wolfinger waren talentierte Bobsportler. Obwohl sie sich noch nicht mit der absoluten Weltspitze messen konnten, erreichten sie in Cortina ein achtbares Resultat.»

14 Tage später wurde im Nobelkurort St. Moritz die Olympia-Revanche ausgetragen. Mit am Start auch die Liechtensteiner Bobfahrer Heidegger/Wolfinger. Die Sicherheitsvorkehrungen waren zu jener Zeit nicht mit den heutigen Standards zu vergleichen. Der Baron: «Das liechtensteinische Duo wurde in St. Moritz vom Start gelassen, und plötzlich kam der Bob ins Schlingern, die Bahn brach ein, und als Folge überschlug sich der Bob mehrmals. Dabei wurde Moritz trotz Helm von den Anstossbügeln am Hinterkopf schwer getroffen. Sein Beisitzer Weltin Wolfinger kam mit kleineren Blessuren davon. Ich fuhr Moritz sofort ins Spital nach Samedan. Dort starb er nach wenigen Tagen, ohne das Bewusstsein nochmals erlangt zu haben. 

Jakob verunfallte kurz zuvor beim Motorradfahren tödlich
«Mir war die schwere Aufgabe übertragen, der lieben Familie Heidegger in Triesen die schlimme Nachricht vom schweren Unfall zu überbringen», sagte der Baron. «Im Bewusstsein, dass die Heideggers ein paar Monate zuvor schon einen Sohn durch einen Motorradunfall verloren hatten, fiel es mir besonders schwer, diese Hiobsbotschaft zu überbringen. Ich glaubte, dass mir die Familie Vorwürfe machen würde, weil ich Moritz zum Bobsport gebracht habe. Aber ich täuschte mich. Unter Tränen sagte mir Mama Heidegger die wunderbarsten Worte, die ich je in meinem Leben gehört habe.

‹Lieber Herr Baron. Das ist Schicksal. Gott hat es so gewollt.› Einmalig, wie sich die Eltern trotz des grossen Leids verhalten haben. Das habe ich mein Leben lang nicht mehr vergessen.»