«Das Miteinander steht in Mauren-Schaanwald im Vordergrund»

Mauren, Liechtenstein vom Maurer-Berg aus gesehen. Foto: Paul J. Trummer

Am vergangenen Dienstag jährte sich die Wahl von Peter Frick zum Maurer Vorsteher zum ersten Mal. Der Zeitpunkt ist ideal, um eine Zwischenbilanz zu ziehen – und sie fällt in so gut wie allen Punkten positiv aus. Insbesondere die Motivation und die Bereitschaft zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit sind bei Vorsteher wie Gemeinderat ungebrochen. Eine grössere Herausforderung stellen lediglich die Gemeindefinanzen dar. Doch auch diese Herausforderung geht Peter Frick mit Elan und Zuversicht an. 

Interview: Heribert Beck


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err Gemeindevorsteher, von 1921 bis 1924 war mit Rudolf Matt sozusagen ihr letzter Parteikollege in Mauren im Amt. VU-Kandidaten waren dann über fast ein Jahrhundert chancenlos. Was hat Sie dennoch motiviert, zu den Gemeindewahlen 2023 anzutreten?

Vorsteher Peter Frick: Wenn ein Vorsteher nach einer langen Amtsdauer nicht mehr kandidiert, ergibt sich automatisch eine neue Ausgangslage. Das hat die VU-Ortsgruppe als grosse Chance erkannt und ist schon früh auf mich zugekommen. Ich habe mich dann auch mit meiner Frau Nadine besprochen, und wir haben uns zusammen auf diese grosse Herausforderung gefreut. Wichtig bei der Entscheidung war mir ausserdem, dass ich nicht gegen einen aktiven Vorsteher angetreten wäre, der sich zur Wiederwahl stellt. So war die Ausgangslage im Wahlkampf offen, mit gleichen Voraussetzungen und Chancen für alle Beteiligten.

Wie haben Sie Ihre Wahl, die sich diese Woche zum ersten Mal gejährt hat, am 5. März 2023 erlebt?

Der Wahlkampf war schon eine sehr interessante Zeit, und bei so einem Unterfangen lernt man immer stets dazu. Für mich persönlich war es gut, dass ich das Ganze von den Landtagswahlen her schon etwas kannte. Als wir dann das Ergebnis gesehen haben, war das ein riesiger Erfolg, und ich durfte die Aufgabe als Vorsteher mit einer breit abgestützten Mehrheit übernehmen. Dies erfüllt mich immer noch mit Stolz und wird es weiterhin, denn es ist mir eine Ehre und eine grosse Freude, dieses Amt auszuüben.

Seit 1. Mai sind Sie nun Vorsteher, allerdings ohne Mehrheit im Gemeinderat. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg?

Die Zusammenarbeit im Gemeinderat ist seit Beginn sehr konstruktiv und von Sachlichkeit geprägt. Auch der wöchentliche Jour Fixe mit Vize-Vorsteher Philipp Kieber trägt hier wesentliches bei. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und mit persönlicher Wertschätzung. Ich erlebe die Diskussionen als sehr befruchtend, und die gefundenen Lösungen zugunsten der Gemeinde können von allen drei Fraktionen mitgetragen werden. Dem neuen Gemeinderat und mir wurde schnell bewusst, was es heisst, eine Gemeinde zu führen. Diese wert- und ehrenvolle Aufgabe wurde von den Wählerinnen und Wählern an uns übertragen, mit dem Auftrag, Sachpolitik zu betreiben und politischem Geplänkel keinen Platz zu lassen. So verstehe und lebe ich den Auftrag, und dies gilt auch für alle drei Fraktionen im Gemeinderat. 

Die anstehende Sanierung des Sportparks Eschen-Mauren stellt die Gemeinde Mauren vor finanzielle Herausforderungen. Drohnenaufnahme: Liechtenstein. Sportpark, Eschen-Mauren.Foto: ©Paul J. Trummer
Auch für die Weiterführung der Kanalisation bei der Torinsel Birka Richtung Esche ist einiges an finanziellen Mitteln aufzuwenden.

Wie haben Sie zusammengefunden? Gibt es in Mauren ein Legislaturprogramm oder etwas Ähnliches, auf das Sie und der Gemeinderat sich geeinigt haben?

Im Gemeinderat sind neben mir auch sieben weitere neue Mitglieder. Wir haben unsere Anliegen aus dem Wahlkampf nach dem Amtsantritt in einem ersten Workshop reflektiert und gemeinsame Ziele für die Mandatsperiode erarbeitet. Es hat sich auch schon schnell herausgestellt, dass wir ebenfalls einen Workshop zum Thema Finanzen brauchen.

Es wird wohl niemanden mehr erstaunen, dass die Finanzen ein grosses Thema darstellen und wir gefordert sind, die Liquidität in ausreichendem Masse zu gewährleisten – und noch mehr, um die notwendigen Reserven für Investitionen aufzubauen. Kurzfristig müssen wir die Strasse im Rennhof sanieren und, ein grösseres Thema, die Weiterführung der Kanalisation von der Birka bis zum Pumpwerk an der Esche. Weitere Millionen werden für die Sanierung des Sportparks Eschen-Mauren nötig, und auch die erforderlichen Ersatzanschaffungen bei der Freiwilligen Feuerwehr Mauren sind genauso beträchtlich wie dringend.

Neben diesen Investitionen in Sachgüter priorisieren wir auch die gesellschaftliche Entwicklung in unserer Gemeinde. Dazu hat der Gemeinderat noch im Winter die Arbeitsgruppe «Zemmaläba» unter der Leitung von Gemeinderätin Lorin Oehri-Hoop und mit den weiteren Gemeinderäten Martin Beck sowie Mirjam Gantner-Posch bestellt. Mit der Kommission Wirtschaft unter Leitung von Gemeinderat Dominik Matt laufen aktive Planungen für eine langfristige Wirtschaftsstrategie. Viele weitere Themen, Aufgaben und Bereiche wurden vom Gemeinderat auf die einzelnen Mitglieder beziehungsweise Kommissionen verteilt. 

Die Maurer Fasnachtszeitung «Räbahobel» hat auf ihrer Titelseite das Folgende angemerkt: «… viel zum Verwalta isch ned bleeba, d’ Kassa isch läär, d’ Kreditwürdigkeit isch tot …» Das war selbstverständlich mit einem Augenzwinkern gemeint, doch ist auch ein Körnchen Wahrheit darin, wie Sie ja auch schon angetönt haben. Kurz nach ihrem Amtsantritt haben Sie in Sachen Liquidität Alarm geschlagen. Wie hat sich die Lage entwickelt? Können Sie dies noch etwas näher ausführen?

Das ist tatsächlich eine zentrale Thematik seit meinem Antritt. Die Liquidität war und ist durchgängig gesichert, allerdings müssen wir dazu bis heute auf einen Bankkredit von über 3 Millionen Franken mit entsprechenden Kosten zurückgreifen. Mit dem zusätzlichen Finanzausgleich in Höhe von rund 2,7 Millionen Franken schaffen wir es, für dieses und die beiden kommenden Jahre eine ausgeglichene Rechnung zu präsentieren. Dafür richte ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank insbesondere auch an die beiden Gemeinden Schaan und Vaduz für ihren Beitrag an die nicht so vermögenden Gemeinden.

Dennoch stehen bei uns auch grosse Investitionen an, die seit längerem immer wieder aufgeschoben worden sind. Diese müssen wir in der laufenden Mandatsperiode stemmen, darunter die erwähnte Sanierung des Sportparks und die wichtige Erneuerung der Kanalisation in Richtung Esche. Die erforderlichen Rücklagen dafür müssen wir jedoch erst schaffen. Ich werde dazu mit dem Gemeinderat im Juni einen weiteren Workshop durchführen. Denn wir werden die nächsten Jahre noch viele weitere Investitionen tätigen müssen, die einfach anstehen. Wichtig ist dabei, zu prüfen, was man aufschieben kann. Aber es muss auch klar sein: Wenn wir schieben, verschwindet die Investition nicht einfach. Nein, im Gegenteil. Es wird in den meisten Fällen teurer als ursprünglich gerechnet.

Vorsteher Peter Frick erarbeitet mit dem Gemeinderat die finanziellen Leitlinien.
Der Gemeinderat befasst sich intensiv mit der Sanierung der Gemeindefinanzen – unter anderem in ganztätigen Workshops.

Wie wird es in Sachen Finanzen weitergehen? Haben Sie in absehbarere Zeit vielleicht sogar gute Nachrichten in Sachen Gemeindesteuerzuschlag für die Maurer Bevölkerung zu verkünden?

Wie gesagt: Mit dem zusätzlichen Finanzausgleich schaffen wir eine ausgeglichene Rechnung und können damit beginnen, Reserven zu bilden. Dies ist vorerst von grosser Bedeutung. Dennoch müssen wir angesichts der anstehenden, dringenden und zwingenden Investitionen vorsichtig sein und dies vermutlich über einen längeren Zeitraum hinweg. Näheres werden wir nach dem Workshop im Juni wissen.

Sparen und Finanzausgleich sind erst zwei Aspekte eines gesunden Haushalts. Wie steht es um die Erhöhung der Einnahmen durch neue Steuerzahler aus Industrie und Gewerbe? Haben Sie konkrete Pläne zur Unternehmensansiedlung oder tragen sogar bereits erste Bemühungen Früchte?

Auf diesem Gebiet sieht es besser aus. Wir haben, wie gesagt, eine neue, sehr aktive Wirtschaftskommission unter dem Vorsitz von Gemeinderat Dominik Matt. Es laufen verschiedene, mich zuversichtlich stimmende Gespräche beziehungsweise erste Planungen mit Unternehmern aus der Gemeinde, aber auch mit interessierten von ausserhalb. Dabei treffen wir, vor allem Dominik und ich, auf sehr interessierte Personen, denen es, wie uns allen, auch ein Anliegen ist, unsere Gemeinde weiter zu gestalten. Hin zu einem noch lebens- und liebeswerteren Mauren. Das vermittelt uns ein sehr gutes Gefühl, weil wir in unserem Bestreben auch getragen werden.

Mit welchen Zielen – abgesehen von der finanziellen Gesundung der Gemeinde – haben Sie Ihr Amt noch angetreten? 

Da steht an erster Stelle die gedeihliche weitere Entwicklung von Mauren und Schaanwald, damit unsere Einwohnerinnen und Einwohner auch künftig stolz auf die Gemeinde sein können. Wir haben seit jeher viel investiert für eine lebens- und liebenswerte Gemeinde. Daran arbeiten wir tagtäglich weiter. Mein Büro steht auch immer offen für alle engagierten Jungen und Älteren, die mit ihren Ideen oder Beiträgen unsere Zukunft aktiv und positiv mitgestalten wollen.

Moderner Gemeindesaal mit grossartigem Veranstaltungsambiente.

Unter anderem haben Sie auch immer wieder betont, wie sehr Ihnen der gesellschaftliche Zusammenhalt in Mauren und Schaanwald am Herzen liegt. Wie steht es um diesen und wie könnte er künftig noch gefördert werden?

Wir sind eine Gemeinde mit vielen Nationen und erachten diese Vielfalt als eine grosse Chance. Der Gemeinderat führt dazu das Vorprojekt «Zemmaläba» weiter. Mit den erwähnten Gemeinderatsmitgliedern und weiteren Personen aus der Kommission Gesellschaft haben wir im Februar die bereits angesprochene Arbeitsgruppe bestellt. Sie bearbeitet für uns alle wichtige Themen wie Wertehaltung in der Gesellschaft, Vernetzung der Generationen und Gesellschaftsbereiche, Gesundheitsbewusstsein, Begegnung und Kulturenvielfalt, Wohlbefinden der sozialen Gesellschaft und Ressourcen. Auch diesbezüglich bin ich sehr zuversichtlich, dass wir noch in der laufenden Mandatsperiode erste Ergebnisse präsentieren werden. Ich sehe uns alle im selben Team, und so fühlt es sich auch an. Jede und jeder im Gemeinderat gibt sein Bestes, und es ist uns wichtig, dass wir dieses Gefühl allen im Dorf weitergeben können. Das Miteinander steht im Vordergrund und bringt all die Kreativität und Konstruktivität zum Vorschein. So stelle ich es mir vor, Mauren-Schaanwald weiterzubringen.

Wie lautet Ihr Fazit zu bald einem Jahr im Amt und was wünschen Sie sich für das zweite? 

Die Gemeinde Mauren-Schaanwald und ihre Bevölkerung sind es wert, dass wir das Beste für sie geben. Es freut mich ungemein, zusammen mit dem Gemeinderat und unserer Gemeindeverwaltung unseren Teil dazu beitragen zu können. Wenn ich einen Wunsch frei habe, lautet er, dass wir weiterhin genauso eine konstruktive Zusammenarbeit, über die Parteigrenzen hinaus, zum Wohle der ganzen Dorfgemeinschaft haben (strahlt).