Die Zukunft des Geldes

Assoz. Prof. Dr. Martin Angerer Professor ist an der Universität Liechtenstein. Er forscht und lehrt in den Feldern Innovative und Digital Finance. Als Leiter des Innovative Finance Labs der Universität führt er sowohl Forschungsprojekte als auch Praxisprojekte mit interessierten Unternehmen durch.

CBDCs – Das Geld von morgen?

In den letzten Jahren haben technologische Fortschritte die Möglichkeiten zur Gestaltung von Geld erheblich erweitert. Doch wie sieht die Zukunft des Geldes tatsächlich aus? Eine entscheidende Rolle könnten dabei die Zentralbanken spielen. 

Die Evolution des Geldes hat sich stets den aktuellen Anforderungen und technologischen Möglichkeiten angepasst. Von geprägten Münzen mit Rändern zur Betrugssicherheit bis hin zu leichten Geldscheinen als Ersatz für große Mengen an Münzen – die Entwicklung von Geld auf Konten, erst schriftlich und dann digital verfügbar, sowie die Einführung von kontaktlosem Zahlen und Onlineüberweisungen per QR-Code waren Meilensteine in diesem Prozess. Gesellschaften müssen daher ständig darüber nachdenken, wie die zukünftige Form und Art von Geld gestaltet werden können. Das herkömmliche Geld leidet unter seiner Nicht-Programmierbarkeit und der eingeschränkten Verwendung auf wenigen zentralisierten Zahlungssystemen, Schwächen, die neue Ansätze zu überwinden versuchen.

CBDCs – Die digitale Zukunft des Zentralbankgeldes

Die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currency oder kurz CBDC) wäre eine bedeutende Veränderung. Aktuell ist Zentralbankgeld für Endverbraucher nur in Form von Bargeld verfügbar. Im Gegensatz dazu wird jegliches Geld, das bei Banken hinterlegt und gespeichert ist, als Giralgeld, oft auch Fiat genannt, betrachtet. Der Unterschied liegt in der Besicherung: Zentralbankgeld wird von der Zentralbank garantiert, während Giralgeld im Prinzip nur durch die jeweilige Bank gesichert ist.

Digitales Zentralbankgeld hätte viele Vorteile, da es programmierbar ist und daher flexibler gestaltet werden könnte. Eine der entscheidenden Fragen dabei ist, ob die Währung nur für Geschäftskunden (Wholesale CBDC) oder für alle (Retail CBDC) zugänglich sein soll. Auch andere Funktionen wie automatisch Verzinsung, Wertverfall, Haltegebühren und Ähnliches könnten darauf programmiert werden.

Große Industrieländer sind noch vorsichtig mit der Einführung von CBDCs, da die dadurch entstehenden Veränderungen in der Geldwirtschaft schwer abzuschätzen sind. China ist hierbei eine Ausnahme, da es seine CBDC bereits erfolgreich in größeren Städten getestet hat. Die Schweizerische Nationalbank erteilte einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) für Privatpersonen zum breiten Einsatz für alltägliche Transaktionen vorerst eine Absage, sieht sich aber für eine Wholesale CBDC vorbereitet, falls der Bedarf besteht.

Die EU-Kommission hat jedoch bereits in der ersten Hälfte 2023 einen Gesetzesvorschlag zur Einführung des digitalen Euro vorgelegt. Er soll eine sichere und benutzerfreundliche (vorerst zusätzliche) Alternative zum herkömmlichen Bargeld bieten. Der digitale Euro wird eine programmierbare Währung sein, die sich an die sich ständig verändernden Bedürfnisse der Wirtschaft anpassen kann. Diese digitale Währung könnte den grenzüberschreitenden Handel erleichtern, die finanzielle Inklusion fördern und innovative Finanzdienstleistungen ermöglichen.

In den kommenden Jahren werden wir jedenfalls grosse Veränderungen im Umgang mit Geld erleben. Mit zunehmender Automatisierung von Wirtschaftsprozessen wird der Übergang zu programmierbarem Geld nur eine Frage der Zeit sein. Die genaue Ausgestaltung dieses neuen Systems ist jedoch noch offen. Es bleibt spannend zu sehen, ob Europa den Mut aufbringt, eine Vorreiterrolle in der Finanzwelt einzunehmen – eine Chance, die sich in den letzten Jahrzehnten nur selten bot.