Originale

Leserbrief von Jo Schädler, Bendern

Am Samstag stellt Mathias Ospelt aus Vaduz sein neues Buch „Originale“ vor, lässt uns das Vaterland unter „Wir müssen uns eingestehen, dass es viele durchgeknallte Leute im Land gibt“.

Um es gleich vorweg zu nehmen; ich muss mir das nicht eingestehen und ich verbiete mir von Ospelt mich pauschalieren zu lassen. Ospelt erzählt, es gäbe da einen Mann den man den Nazi nennen würde, weil er seine Hand zum Hitlergruss hebt. Auch gäbe es einen «Meischterjäger», der zu viel trinkt und auch eine Familie, die nur Scheisse baut. Aber das wären nicht genug eigene Durchgeknallte und er hätte noch etliche dazu erfinden müssen. Aber Duplikate davon kämen bei uns im Lande in Fülle dermassen massstabgetreu daher, dass jeder sich auch einen dazu passenden durchgeknallten Liechtensteiner vorstellen könne.

Tatsächlich gibt es eine Familie, welche einen Sohn hat, der geistig etwas eingeschränkt ist und sich anders verhält wie alle anderen – die von uns aus gesehen die „Normalen“. Und es gibt auch eine Familie, deren Oberhaupt dem Alkohol verfallen ist. Und es gibt auch eine Familie, die seit alters her nichts auf die Reihe bekommt und immer wieder Mühe hat der „Norm“ zu folgen.

Was allen gemeinsam ist, ist das unsägliche, oft unerträgliche Leid, welches diese von „Ospelt“ schnöde als durchgeknallte Menschen bereiten. Weiss Ospelt was eine Familie durchmachen muss, wenn der Vater sich zu Tode säuft und seine Familie verelenden lässt? Weiss Ospelt, was eine Familie durchmachen muss, wenn der Sohn als Nazi herumläuft? Weiss dieser Ospelt was es heisst, wenn es einer Familie einfach nicht gelingt, mit unserer geldgierigen Gesellschaft mitzuhalten? Ganz offensichtlich nicht. Wie weit wird wohl der Sprung sein, bis es erlaubt ist unter dem Deckmantel „Literatur“ vom sich am Unglück anderer zu ergötzen, bis sich der Kabarettist selbst an körperlich Beeinträchtigten gütlich tut?

Einen geistig beeinträchtigten Menschen als durchgeknallt zu beleidigen ist ein starkes Stück Liechtenstein.