«Der Klimawandel beschäftigt vor allem die Jungen»

Alessia Blöchlinger aus Schaan ist 26 Jahre jung und sehr interessiert an gesellschaftlichen sowie politischen Themen. Beruflich ist sie Senior Trust Officer/Treuhand, und in ihrer Freizeit geniesst sich das Reisen und Gitarre spielen. Ausserdem liegen ihr das Organisieren und Managen. Im Interview mit Alessia sprechen wir über die essentiellen Themen, welche die junge Generation beschäftigen.

Wie bist du zum Jugendrat gekommen und was fasziniert dich an dieser Institution?

Alessia Blöchlinger: Ich bin 2014 durch David Kranz zum Jugendrat dazugestossen. Er hat mir von dessen Tätigkeiten erzählt und auch, dass sie ein neues Vorstandsmitglied suchen. Die Vorstandsmitglieder und die Arbeit im Jugendrat haben mich damals fasziniert. Ich war von 2014 bis 2020 Vorstandsmitglied und von 2018 bis 2020 Vize-Präsidentin. Von 2020 bis 2023 war ich zudem im Beirat als beratendes Mitglied für den Vorstand aktiv. In dieser Zeit habe ich viele Veranstaltungen in Liechtenstein, aber auch externe Reisen und Austausche mit anderen Jugendparlamenten organisiert und begleitet. In diesen Jahren konnte ich meinen Erfahrungsschatz immer weiter ausbauen und Veranstaltungen optimieren. Der Kontakt und Austausch mit anderen Jugendparlamenten waren für mich stets Highlights, und auch heute bestehen noch grossartige Freundschaften.

Werden die jungen Menschen in der Gesellschaft und Politik ausreichend gehört?  Werden die Anliegen und Bedürfnisse der Jugend von den Entscheidungsträgern wahrgenommen?

Seit der Gründung des Jugendrates im Jahre 2012 hat sich einiges verändert. Er hat mit vielen Projekten und Veranstaltungen – zum Beispiel der jährlich stattfindenden Jugendsession – Meinungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen abgeholt und der Politik weitergegeben. Wir haben uns aber auch immer darauf fokussiert, selbst Projekte zu starten, um Probleme anzugehen. Ich denke, dass sich die Wahrnehmung von jungen Menschen in der Gesellschaft und Politik in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt hat. Auch der Landtag beschäftigt sich mittlerweile mit den Themen der Jugendsessionen. Das hat uns sehr gefreut.

Werden die jungen Menschen in der Ausbildung der weiterführenden Schulen gut auf gesellschaftspolitische Themen vorbereitet?

Meiner Meinung nach könnte man noch mehr gesellschaftspolitische Themen in den Unterricht einbinden. Als ich damals in die Realschule ging, hatten wir ein paar Lektionen über Politik und das System, aber ich empfand das nicht als ausreichend. Der Jugendrat hat mit «easyvote» und «Politik zum Anfassen» zwei Plattformen erarbeitet und ausgebaut, die ich als gute Module für den Schulunterricht betrachte. Es ist wichtig, dass junge Menschen auch auf eine spielerische Art und Weise in die Politik eingeführt werden. So konnten wir mit unseren Projekten hoffentlich einige Personen nachhaltig für Politik begeistern.

Welches sind für dich die drei zentralen Themen bzw. grössten Herausforderungen, welche die Zukunft der Jugend betreffen?

Die drei zentralen Themen für mich sind der Klimawandel, die Altersvorsorge und die mentale Gesundheit. Der Klimawandel beschäftigt in der heutigen Zeit vor allem die Jungen. Wir sehen viele Streiks und Proteste, die auch in unserer unmittelbaren Umgebung stattfinden. Kaum ein anderes Thema ist so präsent wie dieses. Es ist eine Herzensangelegenheit von jungen Leuten und wird es auch in Zukunft sein. Die Altersvorsorge beginnt ebenfalls, ein Thema zu werden, da nun viele Arbeitnehmer in Pension gehen und weniger Arbeitstätige nachkommen. Die Kosten für junge Menschen steigen und höhere Abgaben belasten vor allem sie, da ihre Einkommen noch nicht hoch sind. Junge Erwachsene erleben heute einen höheren und anderen Druck als die vorherige Generation, denn es wird erwartet, dass man sich stets weiterbildet. Es wird viel von ihnen erwartet – sei es in der Schule oder im Arbeitsleben. Covid hat diesbezüglich auch einen Einfluss gehabt. Die Work-Life-Balance hat durch die Pandemie stark gelitten.

Wie könnte die Jugend bei der Mitgestaltung und Mitbestimmung besser eingebunden werden? Wäre das Wahlalter 16 ein Weg?

Jugendliche und junge Erwachsene haben mit der Jugendbeteiligung Liechtenstein, in den Schulen sowie mit dem Jugendrat tolle Möglichkeiten, sich auch überparteilich zu engagieren ohne Flagge zeigen zu müssen. Konkrete Anliegen und Wünsche können auch über den Jugendrat gut vertreten und an die Politik weitergereicht werden. Sobald Schulen mehr Inhalte im Bereich Politik vermitteln, könnte das Wahlalter 16 ein Thema werden. Eine andere Möglichkeit wäre, einen Mini-Landtag einzuberufen, der drei bis vier Mal im Jahr tagt und in dem sich junge Erwachsene mit Politikern über aktuelle Themen austauschen.

Wenn du im Landtag oder in der Regierung wärst: Welches Thema würdest du dir auf die Fahne schreiben bzw. welches Herzensanliegen würdest du umsetzen?

Die Vorschläge der IG Elternzeit für eine flexible Gestaltung der Elternzeit betrachte ich als grossartige und moderne Grundlage, wie Paare die Aufteilung der ersten Lebensjahre mit Neugeborenen gestalten können. Ein weiteres Thema wäre die Überprüfung und das Ausbauen der verschiedenen Verkehrsträger. Dort gibt es noch viel Luft nach oben.