«Ziel ist die Reintegration oder eine Anschlusslösung»

Die Timeout Schule in Gamprin gibt es seit dem Jahr 2008. Damals startete sie als dreijähriges Pilotprojekt. Inzwischen ist sie fester Bestandteil der Liechtensteiner
Bildungslandschaft und bietet Jugendlichen die Möglichkeit, eine Auszeit vom Alltag in der Regelschule zu nehmen. Die Gründe dafür können vielfältig sein, wie Schulleiterin Corina Beck ausführt.  

Seit wann gibt es die Timeout Schule und was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Corina Beck: Die Timeout Schule gibt es seit 2008. Wie der Begriff es schon sagt, geht es darum, eine Auszeit zu erhalten. Die Schülerinnen und Schüler, die zu uns kommen, sollen wieder durchschnaufen und zur Ruhe kommen können. Der Besuch der Timeout Schule soll Jugendlichen die Chance eröffnen, durch erweiterte Betreuungs- und Beratungsstrukturen aufgefangen, geführt und stabilisiert zu werden.

Was hat sich in der Zeit seit der Gründung der Schule verändert? 

Waren es zu Beginn eher Schülerinnen und Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten, wie Arbeitsverweigerung und respektlosem Auftreten aus mehrheitlich einer Schulart, so sind es inzwischen Schülerinnen und Schüler aus allen Schularten mit überwiegend psychischen Belastungen, wie Angststörungen, Depressionen oder Panikattacken. Vermutlich hat die Coronakrise hier auch dazu beigetragen. 

Wie ist das Team der Timeout Schule zusammengestellt?

Wir haben bei uns eine Lehrperson, eine Sozialpädagogin und einen Sozialpädagogen, die in Teilzeitpensen arbeiten. Zudem bieten wir bei uns einen Ausbildungsplatz für Sozialpädagogik an. Die wöchentlichen Multifamilienarbeit wird von zwei externen Fachpersonen geleitet.  Eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachpersonen ist bei uns sehr wichtig. 

Welche Jugendliche gehen in die Timeout Schule und wie kommt ein Eintritt zustande? 

Bei uns werden Jugendliche aus der Sekundarstufe 1 aufgenommen, die eine öffentliche Schule der Sekundarstufe 1 besuchen. Die Zuweisung erfolgt durch die Regelschule und wird zwischen den Eltern und der Leitung der Timeout Schule vereinbart oder durch das Schulamt im Rahmen einer Massnahme gemäss Schulorganisationsverordnung verfügt. Zu uns kommen Schülerinnen und Schüler mit Schulabsentismus, kontinuierlicher Arbeitsverweigerung, psychischen Schwierigkeiten, als Täter oder Opfer von psychischer, physischer oder materieller Gewalt und hoher Respektlosigkeit gegenüber Mitschülern oder Lehrpersonen. 

In welchen Fächern und wie werden diese Jugendlichen an der Timeout Schule unterrichtet und betreut? Beziehungsweise: Was ist das Besondere, das die Regelschulen nicht bieten?

Unterrichtet werden die Fächer Mathematik, Englisch, Französisch und Deutsch. Speziell bei uns ist, dass die die Schülerinnen und Schüler jeden Mittwoch einen Arbeitseinsatz absolvieren. Sie werden bei uns individuell begleitet, es gibt regelmässige Gespräche und eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern sowie mit allen beteiligten Fachpersonen. 

Was ist das Ziel der Timeout Schule?

Eine erfolgreiche Reintegration in die Stammklasse oder eine individuelle Anschlusslösung. 

Wie lässt sich der Erfolg beziehungsweise die Erfolgsquote beziffern?

Im vergangenen Schuljahr konnten 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler erfolgreich abschliessen und wieder in ihre Stammschule zurückkehren oder mit einer Lehre starten. Bei den restlichen 20 Prozent wurde nach geeigneten Anschlusslösungen gesucht, bei denen sie optimal begleitet und gefördert werden.