Wer andern eine Grube gräbt, ist (k)ein Facharbeiter

Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern

Nun hat es die Regierung aber endlich geschnallt. Fachkräfte, also keine Facharbeiter brauche unser Land und nun werde wohl das dafür zuständige Ministerium gewillt sein, entsprechend Abhilfe zu schaffen, oder zumindest ernsthafte Wege erdenken und just einen entsprechenden Akt dafür anlegen.

Doch was und wer ist das denn, so eine Fachkraft? Wenn diese Fachkraft arbeitet, wäre es ja ein Facharbeiter. Also warum nicht gleich Facharbeiter? Könnte es sein, dass Gender für dieses Konstrukt keine Lösung anbietet? Fachkräftinnen versus Facharbeiterinnen. Zahnärztin gegen Krankenschwesterin? Sind nun der Fettpresseningenieur, Dönerschneider, Braunviehmelker Facharbeiter, oder ist nur und explizit der Hochleistungsingenieur der Fachrichtung Vorwärts eine Fachkraft?

Wir brauchen Fachkräfte scheint demnach irgendwie definitionslos und blutleer dahergesemmelt. Die prekäre Situation ist ja jene, dass die gesamte westliche Welt, die Industrienationen voran, unter diesem Problem leiden. Vor allem Mitteleuropa und wir mittendrin. Die Industrie leidet wohl, aber hat immer eine Lösung, denn KI und Roboter können vieles wettmachen.

Den tragischen Fachkräftemangel hat jedoch die Politik. So müssen Gemeinderäte, Kommission, ja selbst der Landtag annehmen was gerad zufällig auf dem Flur herumlungert. In den Landtag schafft man es locker ohne Ausbildung gar Leistungsnachweis. Selbst den Regierungschef nimmt die Partei aus Lagerbeständen. Und dass all unser Politiker irgendwo aus dem Staatsdienst aufgetaucht sind und dort, nach der Tat auch wieder beheimatet werden, hat sich einfach eingebürgert. In der Politik müssen wir dem offensichtlichen Fachkräftemangel ein Ende bereiten und uns nicht scheuen, es der Industrie gleichzutun und auch dafür Grenzgänger holen. Es wäre doch segensreich, wenn der Abgeordnete ein richtiger politischer Fachmann aus Vorarlberg ist, oder ein guter Regierungschef täglich mit dem Bus von Dornbirn heraufkommt?