Silberner Bruch: «Tage des Gesprächs 2024»

Thema: Praxisgerechte Aus- und Weiterbildung für Jägerinnen und Jäger

Der Übernationale Orden Der Silberne Bruch hat in einer internen Arbeitsgruppe die vielfältigen und teils sehr unterschiedlichen Anforderungen und Ausbildungsmöglichkeiten zur Erlangung des Jagdscheines in einigen Ländern Europas beleuchtet. Dabei wurden auch Weiterbildungen – verpflichtend oder freiwillig – berücksichtigt.

Am 22./23 März behandelten rund 30 Mitglieder des übernationalen Ordens «Der Silberne Bruch» (www.silbernerbruch.org) im Rahmen der «Tage des Gesprächs» auf Schloss Hofen, Lochau A, die praxisgerechte Aus- und Weiterbildung von Jägerinnen und Jägern. Während sich die Diskussion bei der Grundausbildung hauptsächlich auf den Praxisbezug bei der Ausbildung konzentrierte, ging es bei der Weiterbildung darum, Schwerpunkte zu setzen und die Themen zu priorisieren. Am Freitagabend beleuchteten vier Referenten die heutige Aus- und Weiterbildung in den deutschsprachigen Ländern. Am Samstag diskutierten die Teilnehmer den erkannten Handlungsbedarf, um die jagdlichen Kompetenzen von Jägerinnen und Jäger zu erhalten, an die gestiegenen Anforderungen anzupassen und zu verbessern.

Inputreferate

Dr. Martin Hug, Facharzt für Innere Medizin und Mitglied im Ausschuss «Weiterbildung» des bayerischen Jagdverbands, stellt in seinem Referat fest, dass die Prüfungsordnungen für den Erwerb des Jagdscheines in Deutschland je nach Landesjagdgesetz unterschiedlich sind. Jeder Jungjäger kann sich für die Jagdprüfung in einem beliebigen Bundesland anmelden. Dies führt zu «Prüfungstourismus». Die Ausbildungsinhalte und Schwerpunkte insbesondere in Wildbrethygiene sowie in Waffenkunde und Schiessen sind unterschiedlich gewichtet. Für die Lebensmittelsicherheit sind umfassende Kenntnisse in Wildbrethygiene und Wildkrankheiten sowie die Beurteilung der inneren Organe unabdingbar. Eine einheitliche Ausbildung und Prüfung sind, wie auch bei der Schiessausbildung, anzustreben. Die aktuellen Prüfungen stellen ungenügende Anforderungen an die Treffsicherheit. Um die Qualität der Ausbildung zu sichern schlägt der Referent zudem eine Zertifizierung von kommerziellen und verbandlichen Jagdschulen vor. Es stellt sich die Frage, ob die Jäger nicht zu Weiterbildungen und auch periodischen Schiessnachweisen zu motivieren oder sogar – ähnlich wie im ärztlichen Umfeld – zu verpflichten sind.

Die Anforderungen an die Jäger sind in der Schweiz, so Edgar Jacobi, Leiter der Jagdschule «Stiftung Schweizerische Wildtierwarte» im Kanton Solothurn, gesetzlich festgelegt. Die Kantone erlassen Ausführungsbestimmungen, unter anderem für die Jagdausbildung und die Jägerprüfung. Die Ausbildung erfolgt mit dem einheitlichen Lehrmittel «Jagen in der Schweiz». Die Schwerpunkte und Anforderungen werden von den Kantonen, in Zusammenarbeit mit den kantonalen Jagdorganisationen, festgelegt und geschult. Die Ausbildung dauert je nach Kanton zwischen zwei und drei Jahren, beginnend mit der Waffen- und Schiessausbildung. Geprüft werden die theoretischen Fächer und je nach Kanton ist ein Nachweis über geleistete Hegestunden, Reviergänge und/oder die Teilnahme an Gesellschaftsjagden Pflicht. Die Weiterbildung ist, mit Ausnahme des jährlich zu erbringenden Treffsicherheitsnachweises mit Büchse und Flinte sowie der Ausbildung von Hunden zur Nachsuche und Schwarzwildjagd, freiwillig. Das Angebot an theoretischen und praktischen Themen der Jagdorganisationen ist vielfältig.

In Österreich, so Anton Larcher Landesjägermeister Tirol und Leiter der verbandseigenen Akademie für Jagd und Natur, ist die Aus- und Weiterbildung sowie die Prüfung der Jäger in den 9 Landesjagdgesetzen unterschiedlich geregelt und meist sind diese den Landesjagdverbänden übertragen. In Tirol sind die Mindestanforderungen für die Ausbildung und Prüfung in dreizehn Kompetenzbereichen festgelegt. Für die Schulung steht das selbst entwickelte Lehrmittel des Tiroler Jagdverbandes (TJV) «Wildes Tirol» zur Verfügung. Die praktische Ausbildung beschränkt sich auf praktische die Waffenhandhabung und das Schiessen, das Jagdhundewesen und teilweise noch auf zusätzliche Praxismodule (Aufbrechen, Zerwirken, Trophäenbehandlung, etc.). Der Tiroler Jagdverband (TJV) hat sich zum Ziel gesetzt, den Jungjägern bis 2030 auch eine jagdpraktische Ausbildung in Revieren anzubieten. Die «TJV-Akademie für Jagd und Natur» bietet ein breites Programm zur Weiterbildung von Jägern und Nichtjägern an. Angeboten werden nebst Vorträgen auch Exkursionen, Webinare, Praxiskurse und Seminare. Für Jagdschutzorgane (Jagdaufseher und Berufsjäger) gelten weit höhere Massstäbe als für Jungjäger.

Tilman Stolz betreibt in Forchtenberg/Baden Württemberg die private Jagdschule «Rotes Schloss». Es werden verschiedene Kursvarianten angeboten, zum Beispiel dreiwöchige Kompaktkurse, Block- und Winterkurse sowie Einzelunterricht. Die Herkunft der Teilnehmenden hat sich in den letzten 10 Jahren stark verschoben. Stammten früher über die Hälfte aus jagdlichen Familien, hochmotiviert und gut vorbereitet, gibt es heute Kurse an denen kein Teilnehmer aus einer «jagdlichen Familie» kommt.  Dadurch bringen die Teilnehmer nicht mehr so viel jagdliches, vor allem auch praktisches Wissen mit und sind zum Teil mehr auf den reinen Erwerb des Jagdscheins fokussiert. Deshalb werden die Interessenten bereits vor Kursbeginn mit Informationen und Unterlagen auf die kompakte und zeitlich kurze Ausbildungsphase vorbereitet. Die Kurse wurden zeitlich verlängert, der Wissensstand regelmässig geprüft und Probeklausuren durchgeführt. Jungjäger sind zunehmend bereit, vermehrt in Technik zu investieren – das Erwerben von jagdlicher Erfahrung tritt hier manchmal in den Hintergrund. Auch die Weiterbildungsmöglichkeiten werden nur von einem kleinen Teil der Jäger regelmässig genutzt. Die Jagdschule versucht dem entgegenzuwirken, denn Herr Stolz ist sich sicher: «Für den Fortbestand der Jagd und deren Akzeptanz in der Gesellschaft brauchen wir gut ausgebildete Jägerinnen und Jäger!»

Ergebnisse der Gruppenarbeiten

Die praktische Grund-Ausbildung von Jagdschülerinnen und Jagdschülern hat in der Jagdausbildung in der Regel zu wenig oder keinen Platz. Bei der Ausbildung sollte der praktische Teil deutlich gestärkt werden. Dazu gehören das jagdliche Schiessen, die Arbeit zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensräume und die Präsenzzeit im Revier zusammen mit einem erfahrenen Jäger (Mentor). Ein guter Ansatz zur Stärkung der Jagdpraxis ist eine zeitlich gestaffelte Ausbildung, wie das zum Teil in der Schweiz umgesetzt wird. In einem ersten Schritt wird Waffenkunde und Waffenhandhabung geschult, abgeschlossen mit der Prüfung der Waffenkenntnisse und dem Schiessen. Ist dieser Teil erfolgreich bestanden, erhält der Jungjäger einen «Basisjagdschein», der ihn berechtigt sich in Begleitung eines Jägers mit der Waffe im Revier zu bewegen und an der Jagd teilzunehmen. Die ersten Praxiserfahrungen und die freiwillige oder vorgeschriebene Hegearbeit sollte der Kandidat in einem Jagdtagebuch protokollieren und sich die Tätigkeiten und die geleisteten Stunden vom Begleiter bestätigen lassen. Jagen ist Handwerk und praktische Arbeit kann nur durch eigenes Tun gelernt und erlebt werden. Die jagdpraktische Tätigkeit festigt auch die theoretisch erworbenen Kenntnisse. Es wurden die Alternativen diskutiert, ob die praktische Arbeit Teil der Prüfung wird, oder ob ein Nachweis mit einem Jagdtagebuch zur Prüfung vorgelegt werden soll. Zusammen mit der vorausgehenden Waffen- und Schiessausbildung beträgt der Zeitbedarf für ein Modell mit zeitlich gestaffelter Ausbildung zwei bis drei Jahre.

Jagdbegleitung / Mentoring als integraler Bestandteil der Ausbildung wird als dringend notwendig beurteilt. Die praktische Ausbildung ist Aufgabe aller Jäger. Inhalte und Bedingungen für die Ausbildung und Prüfungen sollten, mit Ausnahme des Kanton bzw. Bundesland-spezifischen Jagdrechts, jeweils landesweit einheitlich festgelegt sein.

Die Weiterbildung gerade auch von erfahrenen Jägerinnen und Jägern dient einerseits dazu, die Jäger mit den kontinuierlichen gesetzlichen Neuerungen, vor allem aber auch mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und auch neuen Technologien vertraut zu machen. Darüber hinaus sensibilisiert sie für veränderte gesellschaftliche Anforderungen an Jagd und Jäger insbesondere für ein jagdethisches und weidgerechtes Verhalten.

Ein periodisch zu erfüllender, obligatorischer Treffsicherheitsnachweis für die auf der Jagd geführten Waffen wird befürwortet. Jagdhunde mit Hundeführer, die als Nachsuchegespann sowie Hunde die bei der Schwarzwildjagd eingesetzt werden, sollten nach praktischen, einheitlichen Kriterien ausgebildet und vor allem auch geprüft sein.

Weitergehende verpflichtende Weiterbildungen in anderen Fachgebieten neben der Wildbiologie, Jagd-/Waffenrecht, Schieß-/Treffsicherheitsnachweisen und Hundeausbildungen werden zurückhaltend beurteilt. Am ehesten käme dafür noch die Wildbrethygiene mit Beurteilung der inneren Organe und die Wildbretverwertung in Frage, besteht doch bei Fehlbeurteilungen ein gesundheitliches Risiko. Wichtig bleibt eine gute Planung von Weiterbildungsveranstaltungen, um in Intervallen die ganze Breite der Themen zu behandeln.  Um die Motivation von Jägerinnen und Jäger für die Weiterbildung zu erhöhen, werden verschiedene Massnahmen diskutiert. Als Anreiz vorstellbar sind ein Punktesystem mit finanziellen Benefits (z.B. bei der Jagdhaftpflichtversicherung) oder der Nachweise besuchter Weiterbildungen als Kriterien bei der Vergabe von Jagdpachten bzw. Jagdkarten.

Der Orden «Der Silberne Bruch»

Die Pflicht, für das Leben einzutreten. Der Silberne Bruch – Seit über 60 Jahren im Dienste der Natur und Jagd über Grenzen hinweg: Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt ein intensiver wirtschaftlicher Aufschwung in Westeuropa. Diese positive Entwicklung geht allerdings auch zu Lasten der Umwelt. Die natürlichen Lebensgrundlagen werden in bisher nicht gekanntem Maße überbeansprucht. Naturverbundene Männer aus der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich und dem Fürstentum Liechtenstein erkennen vorzeitig die Gefahren für die natürlichen Lebensgrundlagen. Sie schließen sich 1955 zusammen zu einer internationalen Gemeinschaft.

Es ist ein weltlicher Orden, der sich für eine über das übliche Maß hinausgehende persönliche Verpflichtung der Mitglieder verbürgt. Seitdem engagieren sich Ordensbrüder uneigennützig und eigenverantwortlich, für Beschränkung und Maßhalten im Umgang mit der Natur, für deren Schutz und nachhaltige Nutzung. Sitz des Ordens ist das Schloss Landshut, Kanton Bern, Schweiz.

Das Ordenszeichen ist ein silberner Zweig – in der Jägersprache Bruch genannt – mit einem aufgesetzten goldenen Ring. Der „Bruch“ symbolisiert die Verpflichtung, für das Leben einzutreten. „Silber“ steht für die immerfort geltende Bindung an den Ordensauftrag. Der „Goldene Ring“ versinnbildlicht den hohen Wert und die Geschlossenheit der brüderlichen Gemeinschaft.