eGD: Replik «Parteibühne Freie-Liste-Parolen»

Leserbrief von Gabriele Haas, Gamprin-Bendern und Horst Erne, Triesen

Einmal mehr brüstet sich die Freie Liste mit ihren Werten. Blickt man ins Detail, resultiert eine Diskrepanz.

Ist es sozial, non-digitale Menschen zu diskriminieren?

Ist es sozial, wenn der flächendeckende Nutzen wichtiger, als die explizite Zustimmung des Menschen zur Verarbeitung von höchstpersönlichen, intimsten Daten ist?

Ist es demokratisch, wenn kritische Stimmen nicht zugelassen werden und eine explizite Präsentationsanfrage unbeantwortet bleibt?

Ist es ökologisch, wenn die Digitalisierung Unmengen an Strom verbraucht? So soll ein in Schaffhausen geplantes Serverzentrum knapp drei Viertel des kantonalen Strombedarfs benötigen.

Bezüglich Kosteneinsparungen fordern wir die Freie Liste auf, diese Behauptung zu beweisen. Fakt ist, das Gesundheitswesen hat mit existenziellen Problemen zu kämpfen: Fachkräftemangel, finanzielle Probleme, Medikamentenengpässe usw.

Ohne Digitale Identität (eID) kann das eGD nicht bedient werden. Wie sollen Nicht-eID-User bzw. non-digitale Menschen die Datenhoheit ausüben? Müssen diese Menschen blind vertrauen?

Woran könnte es liegen, dass die Opt-in-Erfahrungen aus dem Ausland negativ sind?

Nachdem wir eGD-Meinungen von selbstständig praktizierenden Ärzten aus Liechtenstein und der Schweiz eingeholt haben, können wir sagen, dass diese im Widerspruch zu den Aussagen der Freien Liste stehen.

Vielleicht verhilft der Beitrag «Eine versagende IT-Infrastruktur untergräbt die sichere Gesundheitsversorgung im NHS» im British Medical Journal (9.11.2022) zu mehr Realitätssinn. «Es gibt eine wachsende Diskrepanz zwischen den Botschaften der Regierung, die eine digitale Zukunft für das Gesundheitswesen (einschließlich künstlicher Intelligenz) fördern, und der gelebten Erfahrung des klinischen Personals, das täglich mit laufenden IT-Problemen fertig wird.»

Don’t forget: Die Britische Regierung hat 2011 bei der Elektronischen Patientenakte die Notbremse gezogen und 12,7 Milliarden(!) Pfund in den Sand gesetzt.