Das elektronische Gesundheits-Dossier (eGD)

Erkenntnisse von Ärzten aus Liechtenstein und Österreich

Heute kommt es vielfach vor, dass Daten zur Gesundheit von Patientinnen und Patienten verstreut sind, entweder beim Patienten selbst oder im Spital, bei verschiedenen Arztpraxen, beim Pflegeheim usw. Sie sind dadurch nicht unabhängig von Ort und Zeit verfügbar. Moderne eHealth-Lösungen, insbesondere das sogenannte elektronische Gesundheitsdossier (eGD), beheben diese Problematik und helfen gleichzeitig, Risiken zu minimieren. Anfang 2023 wurde in Liechtenstein das eGD eingeführt. 

Wir haben Erkenntnisse aus dem benachbarten Ausland und erste Erfahrungen in und aus Liechtenstein gesammelt und mit zwei Ärzten, dem Liechtensteiner Dr. Norbert Hilty, Facharzt für Dermatologie und Venerologie und dem Österreicher Dr. Edmund Bode, niedergelassener Internist und Netzwerkarzt bei «Herzmobil Tirol» gesprochen. 

Dr. Norbert Hilty, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Vaduz

Interview mit Dr. Norbert Hilty

Das elektronische Gesundheitsdossier (eGD) ist seit 1. Juli 2023 in Betrieb. Gibt es aus Ihrer Praxistätigkeit bereits erste Erfahrungen damit?

Ja, nachdem wir in unsere Praxissoftware eine entsprechende Schnittstelle eingebunden haben, gestaltet sich der Zugang zum elektronischen Gesundheitsdossier relativ einfach. Aber da sich das System seit der Einführung am 01.07.23 bei den niedergelassenen Kollegen noch nicht vollends etabliert hat, wird es auch noch etwas Zeit benötigen, um konkrete Erfahrungen zu sammeln, die dann in die Weiterentwicklung einfliessen sollen.

Eine Sorge der Ärzteschaft ist der administrative Zusatzaufwand – wie sieht es damit nach den ersten Wochen bei Ihnen aus?

Der vermehrte administrative Aufwand, der als einer der Hauptargumente gegen die Einführung angeführt wird, beschränkt sich bei uns durch die Implementierung der Schnittstelle und die im Hintergrund aktive Teilautomatisierung weit geringer als erwartet. Ein erfreulicher Umstand, da auch wir anfangs nicht abschätzen konnten, mit welchem Aufwand wir konfrontiert werden. Ein gewisser Mehraufwand ergibt sich gegenwärtig noch durch die Erfassung der nötigen persönlichen IDN, weil nicht alle Patienten mit der einfachen Registrierung über die Versicherungskarte vertraut sind. Naturgemäss ist man im Rahmen der Einführung auch mit Grundsatzfragen der Patienten konfrontiert, wobei das bei uns aufgelegte Informations-Aufklärungsmaterial, welches auch unter www.gesundheitsdossier.li abgerufen werden kann, der Unterstützung dient.

Der Startschuss war nicht das Ende, das eGD wird sich weiterentwickeln müssen. Worin sehen Sie diesbezüglich die nächsten Schwerpunkte?

Es war allen Beteiligten klar, dass die Einführung ein solch komplexes Systems mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen haben wird und es einer steten Weiterentwicklung bedarf. Der erste und entscheidende Schritt ist aber gemacht. Wesentlich erscheint mir in einem nächsten Schritt die Einführung eines strukturierten elektronischen Mediplans, eines Impfdossiers und um die allgemeine Akzeptanz zu steigern, die weitere Homogenisierung der Daten.

 

Dr. Edmund Bode, Facharzt für innere Medizin, Wörgl (A)

Interview mit Dr. Edmund Bode

Die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) ist in AT seit mehreren Jahren in Betrieb und wird stetig weiterentwickelt. (ELGA basiert auf derselben Lösung wie das eGD in FL). Wie beurteilen Sie heute ELGA aus der täglichen Praxis – und können Sie sich ihre Arbeit ohne ELGA noch vorstellen?

Als Arzt im niedergelassen Bereich hat man sehr viele administrative Arbeiten zu bewerkstelligen wie beispielsweise die genaue Dokumentation, das Einholen von Befunden und der Medikamentenanamnese. Die ELGA ist ein äußerst hilfreiches Werkzeug welches zu einer großen Zeitersparnis und erleichterten Übersicht führt, da in ihr Krankengeschichte, Medikamente und Befunde dokumentiert und sofort abrufbar sind. Ich persönlich kann mir einen Praxisalltag ohne ELGA nicht mehr vorstellen.

In Österreich gab es anfangs viele kritische Stimmen seitens der Ärzteschaft, beispielsweise wegen des administrativen Zusatzaufwandes – wie sieht es damit heute aus?

Auf Grund des bereits erwähnten hohen administrativen Aufwands im niedergelassenen Bereich waren vor der Einführung von ELGA die Bedenken groß, dass sich eben dieses Arbeitspensum noch erhöhen könnte. Dies hat sich aber nicht nur nicht bewahrheitet sondern, wie oben erwähnt, zu einer Arbeitserleichterung geführt. In meinem Kollegenkreis ist mir auch keine gegenteilige Meinung bekannt.

Wie beurteilen Sie heute allgemein die Akzeptanz von ELGA in der Bevölkerung?

ELGA ist langsam in der Bevölkerung angekommen und wird sehr positiv angenommen. Vor Beginn der ELGA Einführung gab es eine Ungewissheit und ein kleiner Prozentsatz an Patientinnen hatten sich vor Beginn von ELGA abgemeldet. Die Patientinnen, die Erfahrungen mit ELGA beim Arztkontakt hatten, waren bisher sehr positiv überrascht. Der Austausch von Informationen wie Arztbriefen und Medikamentenlisten ist so auch für die Patientinnen mit weniger Aufwand (ausdrucken lassen, abholen, zum nächsten Arzt mitnehmen, etc.) verbunden.