Pfarrer Jacques Sawadogo berichtet
aus dem terrorgeplagten Land
Pfarrer Jacques Sawadogo besuchte im Juni auf Einladung von «Kirche in Not (ACN)» verschiedene Gemeinden in der Ostschweiz und Liechtenstein, um gemeinsam die Messe zu feiern und über die Lage der Christinnen und Christen in Burkina Faso zu berichten. Am 24.06.2024 war er in der Pfarrei St. Peter in Balzers FL zu Gast.
Von Silvan Beer, Freier Journalist und Student
der kath. Theologie in Fribourg
Abbé Jacques Sawadogo zu Besuch in Liechtenstein
Die Kapelle St. Peter war an diesem Montagmorgen übervoll. Einige der Besucher fanden keinen Sitzplatz mehr und lauschten stehend Jacques Sawadogos (*1980 in Burkina Faso) Worten. Abbé Jacques studierte in Burkina Faso und Ghana. 2018 wurde er zum Priester geweiht. Er arbeitete mehrere Jahre in Frankreich als Seelsorger, dozierte im Priesterseminar in seiner Heimat und vertieft gegenwärtig seine theologischen Studien in Frankfurt am Main. In fliessendem Deutsch schilderte er die dramatische Lage des immer weiter eskalierenden islamistischen Terrors in Burkina Faso.
Über 10 Jahre des Terrors in Burkina Faso
Einst galt Burkina Faso als Hort des Friedens in Afrika. Christen und Muslime lebten friedlich zusammen. Priester gratulierten den Muslimen zum Ramadan. Imame nahmen zuweilen sogar an der Priesterweihe, der zahlreichen Priesteramtskandidaten teil. Abbé Jacques selbst hat muslimische Verwandte, von denen einige sich sogar taufen liessen. Bis vor 10 Jahren war dies noch kein Problem. Mit dem Zusammenbruch des Gaddafi Regimes in Libyen und der Krise in Mali kamen jedoch islamistische Terrorgruppen in das Land, die seither die Bevölkerung terrorisieren. Christinnen und Christen, die nur 18% der 20 Millionen Einwohner ausmachen, sind vorwiegend Ziel der Angriffe. Die Terroristen, die das Christentum als zu bekämpfende westliche Kultur wahrnehmen, stürmen Gottesdienste und Schulen, ermorden wahllos Menschen, zerstören Kirchen und entführen Mädchen und Frauen. 2 Millionen Menschen, das sind 10% der Gesamtbevölkerung, sind gegenwärtig auf der Flucht. 6000 Schulen und viele Pfarreien mussten geschlossen werden. Bischöfe und Priester können viele Gebiete nur noch in Begleitung des Militärs oder mit dem Helikopter erreichen, um die Gläubigen zu betreuen.
Mit vereinten Kräften gegen den Terror
Unter den Opfern der Terroristen sind auch Muslime, denn die Mehrheit von ihnen verurteilt das Denken der Extremisten scharf. Es gibt nun gemeinsame Bestrebungen, um den Terror im Land zu bekämpfen. Bischöfe und Imame treffen sich, um gemeinsam zu beten und an einer friedlichen Zukunft zu arbeiten. Die Kirche übernimmt viele Funktionen, die der Staat nicht bereitstellen kann. Humanitäre Hilfe und Betreuung von Geflüchteten geschieht oftmals über kirchliche Kanäle, die daher auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen ist. «Kirche in Not (ACN)» hat die Unterstützung von Projekten in Burkina Faso im Verlauf der letzten Jahre daher verfünffacht.
«Kirche in Not (ACN)»
ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das 1947 als „Ostpriesterhilfe“ gegründet wurde. Es steht mit Hilfsaktionen, Informationstätigkeit und Gebet für bedrängte und Not leidende Christen in ca. 130 Ländern ein. Seine Projekte sind ausschliesslich privat finanziert. Das Hilfswerk wird von der Schweizer Bischofskonferenz für Spenden empfohlen.