Leserbrief von Loretta Federspiel, Mauren
Auf der Startseite der „Liechtensteiner Jägerschaft“ weckt das Bild eines friedlich auf einem Baumstumpf dösenden Fuchses den Eindruck einer heilen Wildtierwelt. Das Bild könnte aus dem Buch von Wolfgang Schreil: „Der mit den Waldtieren spricht“ herauskopiert sein.
Schon dessen Titel sagt, dass es verschiedene Arten der Kommunikationen mit Tieren gibt – die der Jägerschaft ist eher kriegerisch. Wir lesen aber auch davon, dass 54 Rehkitze mit Hilfe von Drohnen vor dem grausamen Mähtod gerettet wurden (8.Juli). Eines Tages werden diese Rehkitze stolze Rehböcke und wunderschöne, zierliche Rehmütter sein, die zu unserer Freude mit ihren Jungen am Waldrand äsen. Die Jagd treibt sie jedoch in den Wald hinein, und wenn sie Pech haben, werden sie als Trophäe enden.
Einstweilen leben sie noch unter dem Gesichtspunkt der „Reduktion des Rotwildbestandes“. Versucht wird, „mehr Flexibilität in die Revierjagd zu bringen – das könnten koordinierte Treibjagden sein“ (Vaterland 1. Juli). Was so sachlich tönt, spricht aber von den grausamsten Tierquälereien. Treibjagden sind feige Massenabschüsse und „von einem schnellen Tod kann bei einer Treibjagd nicht die Rede sein“. Bilder von verstümmelten Tieren lassen einen fast ohnmächtig werden.
„Menschsein heisst Jäger sein“, wer kann das glauben? 99,7 % aller Menschen sind keine Jäger. Die Idee, dass die Jagd der Hege und Pflege des Waldes dient, wird von den zahlreichen Wildparks in Europa, wo nicht gejagt werden darf, widerlegt. Ohne menschliche Eingriffe reguliert sich der Wildbestand in kürzester Zeit und der Baum- und Pflanzenwuchs verjüngt sich. Die Natur braucht keine Jagd.
Ob den Jägern die Legende des heiligen Hubertus, des Patrons der Jagd, bekannt ist? Dem Jäger Hubertus begegnete ein prächtiger Hirsch und zwischen seinem Geweih leuchtete ein Kreuz. Er hörte den Hirsch sagen: Warum verfolgst du mich? – Was für eine Errungenschaft wäre es, wenigstens den Wald seinem Frieden zu überlassen!