Kosten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung steigen 2022 um 6.1%

Die Kosten in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) sind im Jahr 2022 gemäss den vorläufigen Zahlen um +6.1% gestiegen und betragen CHF 196 Mio. Damit haben sich die Kosten seit 2004 fast verdoppelt.

Hohe Steigerungsraten bei Spitalkosten +7.5%
Die Spitalkosten, welche fast 40% der Gesamtkosten ausmachen steigen erneut stark. Dafür verantwortlich sind vor allem die ambulanten Spitalkosten, welche schon seit geraumer Zeit stark steigen mit +16.4%. Hier schlagen sich vor allem die bildgebenden Verfahren (MRI/CT), die Medikamentenkosten (bspw. für ambulante onkologische Behandlungen) sowie die Bemühungen rund um die Strategie «ambulant vor stationär» nieder. Leider sinken die stationären Kosten dadurch aber nicht. Auch sie verzeichnen einen Zuwachs. Dafür verantwortlich sind unter anderem die steigenden Kosten in Rehabilitationskliniken.

Kostensteigerung bei den Arztkosten +4.9%
Die Allgemeine Innere Medizin und die praktischen Ärztinnen und Ärzte – auch als Grundversorgung bezeichnet – machen rund 43% der Arztleistungen aus, nämlich CHF 26.2 Mio. Dieser Fachbereich ist mit +5.6% stärker gestiegen als die Arztkosten gesamthaft. Gründe dafür konnten bisher nicht konkret ausgemacht werden, ausser dass die Bedarfsstellen in der Grundversorgung per Anfang 2022 wiederum vollständig besetzt sind. Ansonsten ergibt sich ein sehr uneinheitliches Bild. Gegenüber 2021 haben auch die Kinder- und Jugendmedizin sowie die Urologie zugenommen, liegen aber unter den Kosten 2019. Grosse Wachstumsraten hatten die Gynäkologie und Geburtshilfe (+7.7%) sowie die Kardiologie (+16.8%). In diesen Leistungserbringergruppen wurde 2022 kein neuer Leistungserbringer zugelassen.

Kostensteigerungen auch in weiteren Versorgungsbereichen
Bei den Apotheken werden vermehrt hochpreisige Medikamente abgegeben, welche durch Spitäler oder niedergelassen Ärzte verordnet werden. Das gesamte Medikamentensystem ist extrem reguliert und unflexibel, was Kosteneinsparungen erschwert.

Auch die Kosten bei Psychotherapeutinnen und – therapeuten steigen. In diesem Bereich sind in den letzten Jahren Bedarfsstellen aufgrund der höheren Nachfrage geschaffen worden. im gesamten psychiatrischen Spektrum steigen die Kosten seit längerer Zeit. Hier hat der LKV bei der Regierung bereits ein Versorgungskonzept bzw. Bedarfsplanung für den psychiatrischen Bereich angeregt.

Die Familienhilfen / Spitex fällt ins Gewicht, dass es demographisch bedingt immer mehr ambulant zu versorgende Personen gibt. Zudem ist es in den letzten Jahren gerade im Bereich der psychiatrischen Spitex zu einem Wachstum gekommen. Schliesslich hat die Familienhilfe / Spitex die Aufgabe, bei kurzfristigen Austritten aus dem Spital oder Klinik, die ambulante pflegerische Versorgung sicherzustellen, was immer häufiger passiert.

Massnahmen zur Eindämmung der Kostensteigerungen sind in Erarbeitung
Der anhaltende Trend des deutlichen Kostenwachstums muss gebremst werden. Der LKV ist bereits mit dem zuständigen Ministerium in Diskussion über Massnahmen zur Eindämmung des Kostenwachstums, diese sind dringend notwendig um die in den letzten Jahren vorherrschende moderate Prämienentwicklung fortzuschreiben. Ziel ist es weiterhin eine qualitativ hochwertige Versorgung zu bezahlbaren Prämien sicherzustellen.