2022: Realer BIP-Rückgang gegenüber gutem Konjunkturjahr 2021

BIP-Schätzung 2022 (30. März 2023): Liechtensteins Konjunktur hat sich 2022 gegenüber dem sehr guten Jahr 2021 wieder merklich abgekühlt.

Gemäss Schätzungsmodell des Liechtenstein-Instituts belief sich das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Liechtensteins im Jahr 2022 auf circa 6‘594 Mio. CHF. Gegenüber der vom Amt für Statistik veröffentlichten vorläufigen Schätzrechnung des nominalen BIP 2021 ergibt sich im Schätzungsmodell für 2022 eine reale BIP-Wachstumsrate von −3%, was angesichts der Inflationsrate von rund +3% damit ungefähr ein Nullwachstum des nominalen BIP bedeutet. Die BIP-Schätzung 2022 ist mit Schätzunsicherheit verbunden: Einerseits wegen der hohen konjunkturellen Volatilität Liechtensteins und andererseits aufgrund der in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung noch zu erfolgenden Revisionen des BIP-Wertes der amtlichen Schätzrechnung für 2021, welche für die Jahre 2018–2020 beträchtlich ausfielen.

Daten: Die vom Amt für Statistik publizierten nominalen Jahreszahlen für Liechtensteins BIP liegen aktuell bis 2021 vor: Der Wert für 2021 wurde in der BIP-Schätzrechnung des Amts für Statistik am 10.3.2023 publiziert. Die jeweils im November erscheinende amtliche Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) erfasst bislang den Zeitraum 1998 bis 2020, wobei der Wert für 2020 noch provisorisch (nicht revidiert) ist. Der final revidierte Wert für 2020 und der provisorische für 2021 erscheinen mit der VGR im November 2023. Die BIP-Schätzung des Liechtenstein-Instituts erscheint jeweils Ende März für das gerade abgelaufene Jahr. Weil für die Konjunktur-/Wachstumsanalyse das preisbereinigte (reale) BIP relevanter ist als das nominale, ist das Schätzungsmodell auf reale Daten kalibriert. Das nominale BIP wird ausgehend vom geschätzten realen Wert anhand des schweizerischen BIP-Deflators (SECO) berechnet. Zudem werden VGR-Strukturbrüche vorgängig approximativ bereinigt.

Methodik: Für die BIP-Schätzung wird ein zeitreihenanalytisches Modell ausgewertet (temporales Disaggregationsmodell, siehe LI Focus 3/2020). Es werden nationale und internationale Konjunkturdaten verwendet, welche eine hohe Korrelation mit dem liechtensteinischen BIP aufweisen und früher vorliegen. Wegen der sehr hohen volkswirtschaftlichen Volatilität Liechtensteins, der dünnen Datenbasis und teils starker Revisionen bereits publizierter amtlicher Zahlen ist die BIP-Schätzung als erste Approximation zu interpretieren. Analog zu den Zielvorgaben der BIP-Schätzrechnung des Amtes für Statistik wird für die BIPSchätzung ebenfalls eine Schätzabweichung von maximal +/−3% angestrebt. Die Genauigkeit des Schätzungsmodells gegenüber dem Niveau des final revidierten nominalen BIP der VGR für die Jahre 2007–2019 (strukturbruchbereinigt) beträgt in der Ex-Post-Evaluation durchschnittlich +/−1.1% (in-sample) und +/−1.7% (out-of-sample).