Vom 12. bis 16. März stattete Regierungsrätin Dominique Hasler dem Plurinationalen Staat Bolivien einen Besuch ab. Der lateinamerikanische Staat ist bereits seit 1995 ein Schwerpunktland des Liechtensteinischen Entwicklungsdienstes (LED) im Rahmen der Internationalen Humanitären Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE).
Aussenministerin Hasler legte den Schwerpunkt der Reise auf die Besichtigung der von Liechtenstein unterstützen Projekte. Bei den Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern staatlicher und lokaler betonte sie die Notwendigkeit, den Anliegen des globalen Südens ernst zu nehmen und dessen Unterstützung aufrechtzuerhalten. Damit setzt Liechtenstein ein starkes Zeichen der anhaltenden Solidarität.
Seit 1995 mehr als 30 Millionen Franken eingesetzt
Die Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und Bolivien reicht bereits fast drei Jahrzehnte in die Vergangenheit. Seit 1995 ist der LED in Bolivien mit Entwicklungsprojekten aktiv und führte das Land neben Peru als eines seiner Schwerpunktländer. Seither wurde die Zusammenarbeit schrittweise vertieft: Im Jahr 2003 wurde erstmals eine Vertretung des LED in Cochabamba eröffnet. Diese Vertretung wurde im Jahr 2012 nach La Paz verlegt und fungiert seither als Koordinationsbüro für die Projekte in Bolivien. Inhaltlich konzentrieren sich die vom LED unterstützten Projekte insbesondere auf den Bildungsbereich (Interkulturelle Zweisprachige Bildung sowie Berufsbildung) und die Ernährungssicherheit. Seit Beginn des LED-Engagements in Bolivien wurden Projekte im Umfang von rund 32 Millionen Franken vor Ort unterstützt.
Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit und Berufsbildung im Fokus
Im Rahmen der Projektreise besuchte Aussenministerin Dominique Hasler insgesamt drei Projekte in den Departementen Potosí und Chuquisaca, welche von Partnerorganisationen des LED vor Ort umgesetzt werden.
In San Pedro de Macha im Departement Potosí hatte Aussenministerin Hasler die Gelegenheit ein Projekt kennen zu lernen, welches einen umfassenden Beitrag zur Armutsbekämpfung und Nahrungssouveränität leistet und somit die Lebensumstände der Projektteilnehmenden nachhaltig verbessert. Bauernfamilien werden im Rahmen des Projekts in der Anwendung von nachhaltigen und resilienten Landwirtschaftspraktiken unterstützt, was wiederum ihre beruflichen Perspektiven auf dem Land verbessert. Die ökologische landwirtschaftliche Produktion sowie die Unterstützung von Arbeitsmigranten bilden einen weiteren Fokus dieses Projekts, von welchem insgesamt rund 2’700 Menschen profitieren.
In der Gemeinde Tomina des Departements Chuquisaca stand ein Besuch des „Instituto Técnico Superior (ITS) José Marti“ auf dem Programm. Im Rahmen eines Berufsbildungsprojekts werden hier mehrere Sekundarschulen in den Departementen Santa Cruz und Chuquisaca im in den Bereichen Land- und Viehwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung, Textilherstellung sowie Informatik unterstützt. Dabei erhalten sie Unterstützung in der Ausstattung der Schule und bei der Schulung der Lehrkräfte. Ebenfalls wird auch die Matura durch die Integration einer Berufsbildungskomponente gestärkt. Zudem wird eine technische Hochschule im Aufbau und der Durchführung des Studienganges zu technischen Bewässerungssystemen unterstützt. Durch dieses Projekt werden rund 600 Schülerinnen und Schüler sowie 150 Studierende der technischen Fachhochschule, 400 Produzenten und 75 Lehrpersonen erreicht.
Schliesslich konnte sich Aussenministerin Hasler in der Gemeinde Yotala des Departements Chuquisaca ein Bild von einem Projekt zur Förderung nachhaltiger Bildungsprozess für Jugendliche und Erwachsene machen. Der LED unterstützt mit dem Projekt die staatlich anerkannte Berufsschule „Centro de Formación Integral Rural Vera“, die eine grosser Bedeutung für die ländlichen BewohnerInnen Chuquisacas hat. Das Projekt beinhaltet insbesondere die Finanzierung des Agroökologiezentrums mit den zwei Berufslehrgängen „hydroponischer Gemüseanbau“ sowie „Bewässerungstechnik“. Des Weiteren werden kürzere Weiterbildungskurse für Landwirtinnen und Landwirte aus der Umgebung angeboten. Die Verbesserung ihrer Anbau- und Bewässerungstechniken ermöglicht den geschulten Produzentinnen und Produzenten sowie ihren Familien eine signifikante Verbesserung ihres Einkommens. Begünstigt sind dadurch rund 600 Schülerinnen und Schüler, 200 Erwachsene sowie 40 Lehrpersonen.
Aussenministerin Hasler zeigte sich überzeugt von der nachhaltigen Wirkung der vom LED unterstützen Projekte: „Die Bekämpfung von Armut beginnt bei der Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten für die breite Bevölkerung. Insbesondere die berufliche Bildung spielt dabei eine besonders wichtige Rolle, wie wir auch aus eigener Erfahrung in Liechtenstein wissen. Die vom LED unterstützten Projekte setzen an der richtigen Stelle an und leisten einen langfristigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Boliviens.“
Bilaterale Gespräche mit staatlichen und lokalen Behörden
Bereits zu Beginn der Reise wurde Regierungsrätin Hasler vom Gouverneur des Departements Chuquisaca, Herrn Damian Condori, sowie vom Bürgermeister der Stadt Sucre, Herrn Enrique Leaño, empfangen. Dabei wurde die grosse Wertschätzung für das liechtensteinische Engagement zum Ausdruck gebracht und deren Relevanz für die Entwicklung der Region hervorgehoben. Regierungsrätin Hasler bedankte sich im Gegenzug für die politische Unterstützung der Projekte sowie für die enge Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den Projektpartnern.
In La Paz fand zunächst ein Besuch bei der Schweizer Botschaft in Bolivien statt, wo sich Regierungsrätin Hasler mit Botschafterin Dr. Edita Vokral zu einem Austausch traf. Ausserdem organisierte die Schweizer Botschaft einen Empfang, an welchem hochrangige Vertreterinnen und Vertreter bolivianischer Behörden sowie eine Reihe von Botschafterinnen und Botschaftern anwesend waren.
Der Anlass wurde insbesondere dafür genutzt, um die Sichtbarkeit des liechtensteinischen Engagements vor Ort sowie die weitere Vernetzung des LED in Bolivien zu stärken.
Am Donnerstag, 16. März fand ein Arbeitsgespräch mit Aussenminister Rogelio Mayta in La Paz statt. Im Zentrum dieses Gesprächs standen insbesondere die langjährige bilaterale Zusammenarbeit sowie die Möglichkeiten einer weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit. Regierungsrätin Hasler brachte dabei insbesondere Liechtensteins Wunsch zum Abschluss einer bilateralen Kooperationsvereinbarung zum Ausdruck, mit welcher die bisherige Zusammenarbeit formalisiert werden soll und der LED als staatlicher Geber registriert werden soll. Zudem wurden aktuelle Themen von globaler Bedeutung thematisiert und die Notwendigkeit eines starken Multilateralismus betont. Insbesondere setzt sich Liechtenstein dafür ein, dass der Ukraine-Krieg nicht dazu führt, dass die Unterstützung für den globalen Süden reduziert wird. Sie versicherte, dass Liechtenstein weiterhin in Bolivien präsent bleiben werde.
Abschliessend fand auch ein Austausch mit Bildungsminister Edgar Pary statt, an welchem insbesondere die aktuelle Bildungspolitik Boliviens besprochen wurde.
Hierbei wurde betont, dass eine gute Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium von grosser Bedeutung für die Projekte des LED ist.