Ein Museum zu Liechtenstein in all seinen Facetten

Mehrere Dauer- und zahlreiche Sonderausstellungen machen das Liechtensteinische LandesMuseum zu einem Anziehungspunkt für die einheimische Bevölkerung genauso wie für Touristen. Zu manchen Ausstellungen fahren die Gäste aber auch einige mehrere Hundert Kilometer. Viele Inhalte sind nur möglich, weil das Museum sich in den vergangenen Jahren einen vorzüglichen Ruf erarbeitet hat.

«Das Liechtensteinische LandesMuseum kann sich im internationalen Vergleich sehen lassen», sagt Direktor Rainer Vollkommer. Es besteht seit 1972 als liechtensteinisches Nationalmuseum, umfasst die Kulturgeschichte des Landes und seit 2003 zusätzlich die Naturkundliche Sammlung. «Wir bieten neben diesen und anderen Dauerausstellungen zu Liechtenstein ausserdem pro Jahr zwölf bis 15 Sonderausstellungen an, darunter zwei bis drei echte Blockbuster. Das ist uns ein Anliegen, da wir ein Vielspaltenmuseum sind. Was mit Liechtenstein zu tun hat, nicht nur Historisches oder mit Bezug zur Natur, hat bei uns Platz.» Als Beispiel führt der Direktor unter anderem die Ausstellung zu den Olympischen Spielen im Jahr 2017 an. Vollkommer wählte mit seinem Team einen breiten Ansatz von der Antike bis zur Neuzeit. Eine Kooperation mit dem Olympischen Museum Lausanne ermöglichte einzigartige Exponate wie die Boxhandschuhe von Pierre de Coubertin. Selbst aus den Vatikanischen Museum waren Leihgaben zu sehen. Letzteres wurde ermöglicht durch das Kontaktnetz und den guten Ruf, den sich das Liechtensteinische LandesMuseum über die Jahre aufgebaut hat. «Bei Anfragen für Leihgaben muss ein umfangreicher Fragebogen ausgefüllt werden. Die entscheidende Frage neben derjenigen nach der Sicherheit ist jene nach Referenzen, also von wem wir bereits Leihgaben bezogen haben. Die Antwort fällt von Mal zu Mal leichter, da wir hervorragende Referenzen anbieten können.» Bei der Olympiaausstellung kam der Liechtenstein-Aspekt selbstverständlich ebenfalls nicht zu kurz. «Es war uns eine besondere Freude, alle Medaillen zeigen zu können, die von Liechtensteiner Sportlern bei Olympia gewonnen worden sind», sagt Rainer Vollkommer.

Über 100’000 Gäste aus aller Welt
Vor der Pandemie erreichte das Liechtensteinische LandesMuseum mit dem Konzept der Sonderausstellungen und seinen 30 Mitarbeitenden, die zusammen auf rund 16 Vollzeitäquivalente kommen, jährlich bis zu 15’000 Personen aus Liechtenstein. «Ein Grund für diesen Erfolg ist unsere Diversität als Mehrspartenmuseum. Der eine interessiert sich für Geschichte und eine Ausstellung mit historischem Hintergrund, ein anderer für Briefmarken, wieder andere sind eng mit der Operettenbühne verbunden und erfreuten sich an unserer Ausstellung zur Operette in Liechtenstein», sagt Rainer Vollkommer. Aber auch für Mathematiker oder Katzenliebhaber hatte er schon Ausstellungen im Programm. «Wir möchten jeden und jede ansprechen und abholen. So erreichen wir immer neue Gästegruppen. Natürlich haben wir aber auch Stammgäste, die fast zu jeder Sonderausstellung kommen.»

Touristen wiederum, über 100’000 waren es im Jahr 2019, sehen sich gerne sowohl die Dauer- als auch die Sonderausstellungen an. «Mit manchen Ausstellungen ziehen wir sogar Leute an, die dafür 500 oder 600 Kilometer fahren und bringen so selbst Gäste ins Land», sagt der Museumsdirektor. «Denn im Wettbewerb mit den grossen Museen Europas können wir durchaus mithalten, unsere eigene Rolle spielen und unsere Erfolgsgeschichte fortschreiben.»

Die Standorte wechselten, die Idee blieb
Begonnen hat diese Erfolgsgeschichte im späten 19. Jahrhundert mit Bestrebungen, die Abwanderung von altem, wertvollem Kulturgut ins Ausland zu unterbinden. «1893 unterbreitete Landesverweser Friedrich Stellwag von Carion dem Fürsten Johann II. Pläne für ein Fürstliches Landesmuseum in Vaduz. Dieser stimmte zu, stellte Ausstellungsräume im Schloss Vaduz zur Verfügung und übergab der Sammlung verschiedene Exponate», heisst es im Historischen Lexikon für das Fürstentum Liechtenstein. Um 1910/11 ging die Sammlung in die Obhut des 1901 gegründeten Historischen Vereins über, der eine reichhaltige, anfangs vorwiegend archäologische Sammlung aufbaute. 

Nachdem Fürst Franz Josef II. 1938 im Schloss Wohnsitz genommen hatte, wurden die Sammlungen 1940 in das Vaduzer Rathaus überführt. Zusätzlich diente ein Raum im Engländerbau provisorisch der Aufbewahrung von Sammlungsstücken. Ab 1954 konnte der Historische Verein seine Sammlung im neuen Gebäude der Liechtensteinischen Landesbank in Vaduz unter dem Namen Landesmuseum angemessen präsentieren. 1967 jedoch kündigte die Landesbank den Nutzungsvertrag mit dem Historischen Verein, worauf das Sammelgut in mehreren Gebäuden in Vaduz deponiert wurde. Im gleichen Jahr erwarb das Land die ehemalige herrschaftliche Taverne im Vaduzer Städtle, die es für das Museum umbaute. Am 15. April 1972 wurde die neue Ausstellung in den renovierten Räumlichkeiten unter dem Namen Liechtensteinisches LandesMuseum eröffnet, wobei das es in eine Stiftung des öffentlichen Rechts und somit in eine selbständige Institution umgewandelt wurde. Das von 1998 bis 2003 umgebaute und erweiterte Liechtensteinische LandesMuseum wurde am 29. November 2003 als dreiteiliger Gebäudekomplex wiedereröffnet. Es umfasst neu neben der ehemaligen herrschaftlichen Taverne auch das Verweserhaus und einen modernen Erweiterungsbau, der durch seine Verkleidung mit Naturstein die Aussenwirkung einer den Schlosshang sichernden Stützmauer besitzt. 

Siedeln, schützen, herrschen, feiern, schaffen und nutzen
Die Dauerausstellung des Liechtensteinischen LandesMuseums macht die Entwicklung des Landes von der Steinzeit bis zum Industriestaat, seine Kultur und Natur greifbar. Besonders anschaulich wird sie durch die Gliederung in sechs Themenbereiche. Entlang der Leitbegriffe «siedeln», «schützen», «herrschen», «feiern», «schaffen» und «nutzen» zeigt sie die Vielfalt Liechtensteins. Gäste erhalten auch einen vertieften Einblick in die Leistungen der Bevölkerung und des Fürstenhauses sowie in die Lebensart des heutigen Liechtenstein. Das Museum organisiert öffentliche und auf Anfrage private Führungen, Programme für Kinder und Familien sowie stufenspezifische Angebote für Lernende. Ein Audioguide, genaue Beschreibungen, akustische Informationen und Videos führen die Besucherinnen und Besucher durch die Dauerausstellung. Kinderstationen machen den Besuch für junge Entdecker besonders abwechslungsreich.

Bauern, Adel und Briefmarken
Drei weitere Dauerausstellungen gehören zum externen Angebot des Liechtensteinischen LandesMuseums. Im Bäuerlichen WohnMuseum im Schellenberger Biedermannhaus aus dem Jahr 1518 erhalten Besucher Einblicke in das lange Zeit prägende, einfache Leben in Liechtenstein. Das über 500 Jahre alte Bauernhaus hat mehrmals mit seinen Besitzern den Standort gewechselt und steht seit 1993 unter Denkmalschutz. In der Liechtensteinischen SchatzKammer im Engländerbau in Vaduz sind Kostbarkeiten aus der Fürstlichen Sammlung und aussergewöhnliche Exponate zu Liechtenstein aus der ganzen Welt zu sehen: Prunkwaffen, Fabergé-Eier, Mondgestein mit Liechtenstein-Bezug und vieles mehr. Das Liechtensteinische PostMuseum schliesslich zeigt sämtliche liechtensteinischen Briefmarken in allen Details – teil im Original, teils digital. Weitere Exponate und Dokumente geben Einblicke in die Entwicklung des Postwesens seit dem 15. Jahrhundert.

Brücken bauen und gefallen
Da sich solche Ausstellungen in ihrer Vielzahl und Vielfalt nicht ohne ausreichende finanzielle Mittel stemmen lassen, ist Rainer Vollkommer froh, auf verschiedene Quellen zurückgreifen zu können. «Das Land unterstützt uns mit einem jährlich neu festgelegten Betrag. Hinzu kommen natürlich die Eintrittsgelder. Ausserdem haben wir einige treue und geschätzte Sponsoren. Darüber hinaus kann ich auf Grund meiner jahrzehntelangen Berufserfahrung oft gute Preise für das Liechtensteinische LandesMuseum aushandeln, was beispielsweise den Transport von Exponaten betrifft.» 

So ist auch weiterhin sichergestellt, dass das Liechtensteinische LandesMuseum seine Diversität bewahren kann. «Denn unser Konzept wird geschätzt. Wir erhalten im Gästebuch sowie in persönlichen Gesprächen immer wieder äusserst positive Rückmeldungen. Auch von Kulturministerium der Regierung und vom Landtag fühlen wir uns wertgeschätzt. Das motiviert natürlich zusätzlich», sagt Rainer Vollkommer. «Denn wichtig ist uns, dass es den Menschen gefällt und dass sie gerne ins Liechtensteinische LandesMuseum kommen. So können wir Brücken bauen, wie es nur die Kultur vermag.» 

«Museumsdirektor zu sein, ist Beruf, Hobby und Leben»

In den frühen 60er-Jahren war Rainer Vollkommer als kleiner Junge so fasziniert von einer Ausgrabungsstätte in Kroatien, dass er später Archäologie studiert und in diesem Fach promoviert hat. Er hat bei Ausgrabungen in der ehemaligen Hetitherhauptstadt mitgearbeitet und war in der universitären Lehre tätig. Seit 2011 ist er Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums. Was er dort begonnen hat, möchte er gerne noch einige Jahre fortsetzen.

Herr Vollkommer, man hört, dass Sie nicht aus Liechtenstein oder der Region stammen. Wo kommen Sie ursprünglich her?
Rainer Vollkommer: Ich bin in München zur Welt gekommen, habe dort auch die Schulen bis zum Abitur besucht und die ersten zwei Semester an der Ludwig-Maximilians-Universität studiert. Meine Fächer waren Archäologie, Kunstgeschichte und Geschichte.

Wenn Sie sagen «die ersten zwei Semester»: Wie ging es danach weiter und warum haben Sie sich dafür entschieden, Ihre Heimatstadt zu verlassen?
Mir war schon immer klar, dass ich München früh verlassen, mich international vernetzen will. Sonst wäre ich wohl für immer in München geblieben. So ist es vielen meiner Freunde ergangen. Verstehen Sie mich nicht falsch. München ist eine wunderbare Stadt. Aber ich wollte mehr sehen, Kontakte knüpfen. Ich hatte das Glück, dass ich die Licence und den Magister an der Sorbonne in Paris ablegen und anschliessend meinen Dr. phil. im Lincoln College in Oxford machen konnte.

Warum haben Sie sich für Archäologie als Hauptfach in Kombination mit Kunstgeschichte und Geschichte entschieden?
Die Schuld für mein Archäologiestudium trägt mein Vater (schmunzelt). Ich war etwa vier Jahre alt, als ich mit ihm in Kroatien Ruinen besichtigt habe. Ich war sehr fasziniert und wollte die Hintergründe der Ausgrabungsstätte kennen. Mein Vater erklärte mir, dass es Archäologen waren, die all dies zutage gefördert und für die Nachwelt erhalten haben. Von da an war für mich klar, was ich werden möchte. Die Nebenfächer waren eine logische Folge aus den Überschneidungen, die sich unweigerlich ergeben. 

Jetzt sind Sie Museumsdirektor, nicht Archäologe. Wie hat sich dies entwickelt?
Ich habe lange Zeit selbst gegraben – zum Beispiel unter dem Augsburger Dom und in Hattuscha, der Hauptstadt der Hethiterreichs, rund 300 Kilometer östlich von Ankara. In Hattuscha war ich mehrere Jahre lang, jeweils drei Monate. Ausserdem war ich bei einem UNESCO-Projekt tätig. Ich war mitverantwortlich, dass die Länder, in denen Archäologie betrieben wurde, über Kongresse und Publikationen zusammengebracht werden. Das war noch zur Zeit des Eisernen Vorhangs. Die Teilnehmer kamen von beiden Seiten, aber auch die Staaten des Nahen Ostens oder die Türkei und Griechenland, deren Beziehungen konfliktbeladen waren, waren beteiligt. Die Vertreter all dieser Staaten alle sechs Monate zusammenzubringen, hat mich vieles fürs Leben gelehrt. Mein Hauptberuf war später jedoch die universitäre Lehre. Ich war unter anderem in Freiburg in Breisgau sowie gleichzeitig in Freiburg im Üechtland tätig. Später folgte ich dem Ruf an die Universität Leipzig. Diese Position war mit dem Aufbau des dortigen Antikenmuseums der Universität verbunden, das lange Zeit brachgelegen hatte. So bin ich mit der Museologie in noch engeren Kontakt gekommen. Und es hat mir grossen Spass gemacht. Sowohl die Arbeit als auch der Kontakt zu Menschen, die nicht nur in der Wissenschaft verhaftet sind. Ausserdem habe ich in Hamburg und Dresden gelehrt. In Dresden bin ich nach wie vor Honorarprofessor und unterrichte pro Semester in der Regel während zwei Wochenendblöcken. Zwischen 2002 und 2011 war ich zudem Leiter des Landesmuseums für Vorgeschichte in Dresden und verantwortlich für das Sammlungsarchiv aller Funde in Sachsen.

Wie sind Sie schliesslich nach Liechtenstein gekommen?
Die Ausschreibung habe ich im Internet entdeckt. Einen Tag vor Ablauf der Bewerbungsfrist. Da ich den grössten Teil meines Erwerbslebens in der Schweiz verbracht hatte, wo meine Tochter auch aufgewachsen ist, war es immer der Wunsch meiner Frau, meiner Tochter und mein eigener, dass wir irgendwann wieder als Familie zusammen dort leben. Dass es am Ende nicht die Schweiz, sondern Liechtenstein geworden ist, hat sich im Nachhinein als Glücksfall erwiesen. Meine Tochter studiert zwar mittlerweile in Zürich, kommt aber häufig zu uns nach Triesen. Wir alle drei geniessen so vieles in Liechtenstein: die Landschaft, die Sicherheit, die kaum irgendwo auf der Welt so gross ist, die Freiheit, die Menschen. Wir wurden offen aufgenommen und konnten in den vergangenen elf Jahren viele Freundschaften schliessen. Von unserem Zuhause aus haben wir einen schönen Blick ins Rheintal, das aufgrund seiner Breite von so viel Sonne verwöhnt ist. Die Aussicht lässt mich heute noch immer wieder zur Ruhe kommen. Ausserdem erinnert sie mich an München. Ich bin im Süden der Stadt aufgewachsen. Bei Föhnlage konnten wir die Alpen von Salzburg bis Bregenz sehen. So ist es für mich wunderbar, nun in den Alpen zu leben – dort, wo andere Ferien machen. Schon bevor ich all diese Vorzüge kannte, war mir aber klar, dass ich im Land wohnen möchte, sollte ich die Zusage für die Stelle erhalten. Denn der Direktor eines Landesmuseums muss Land und Leute, meinem Verständnis nach, kennen und verstehen. Das geht nicht aus der Distanz.

Was für Ziele haben Sie sich beim Stellenantritt im Liechtensteinischen LandesMuseum gesetzt beziehungsweise wie konnten Sie den Stiftungsrat von Ihrer Bewerbung überzeugen?
Was letztlich genau den Ausschlag gegeben hat, müssen Sie den damaligen Stiftungsrat fragen (schmunzelt). Mir war es aber stets wichtig, dass das Liechtensteinische LandesMuseum ein Mehrspartenmuseum ist. Die Rolle als historisches Museum ist wichtig und zieht natürlich auch einen grossen Teil unserer ausländischen Besucher an. Aber ich wollte immer, dass das Liechtensteinische LandesMuseum auch ein Museum für die Liechtensteiner Bevölkerung ist. Eine Dauerausstellung besucht man als Einwohner oder Einwohnerin einmal, vielleicht sogar alle paar Jahre wieder. Aber mit unseren Sonderausstellungen sprechen wir immer wieder andere Teile der Bevölkerung an. Von Bedeutung war mir auch, dass das Liechtensteinische LandesMuseum ein Ort für Veranstaltungen – Pressekonferenz, Vorträge, Apéros und so weiter – ist, von denen wir vor Corona rund 300 pro Jahr hatten. Ich denke, dass dieses Konzept den Stiftungsrat neben meinem Lebenslauf überzeugt hat.

Nun sind Sie bereits elf Jahre Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums. Welche Rückmeldungen erhalten Sie zu Ihrem Konzept?
Sehr positive. Besonders freut es mich, dass diese sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der Politik kommen. Mit dem Kulturministerium arbeiten wir sehr vertrauensvoll zusammen. Aber auch die Signale aus dem Landtag sind überaus erfreulich. Im Rahmen eines Nachtragskredits kam beispielsweise vor einigen Monaten der Antrag, auch unseren Landesbeitrag von 2021 abzusichern, da wir in der Pandemie zwar eine gute Leistung erbracht hatten, aber natürlich weniger durchführen konnten als vorher. Er fand breite Unterstützung im Landtag, insbesondere von den beiden Koalitionsparteien. Mich freut aber auch jede einzelne nette Rückmeldung, die wir mündlich bekommen oder die im Gästebuch eingetragen wird.

Sie sind offensichtlich mit grosser Begeisterung Museumsdirektor. Aber sicher brauchen auch Sie ab und zu eine Pause. Wie schalten Sie ab?
Musemsdirektor zu sein, ist nicht nur mein Beruf, sondern auch mein Hobby und – neben meiner Familie natürlich – mein Leben. Ich bin sicher ein Stück weit Workaholic, mache meine Arbeit aber auch einfach gerne. Wenn ich Ferien oder nur schon einen freien Tag habe, gehe ich am liebsten in ein Museum oder besichtige eine Ausgrabungsstätte. Der Samen, den mein Vater vor fast 60 Jahren in Kroatien unbewusst gesät hat, ist aufgegangen. Ich verspüre bis heute keine Reue, dass ich diesen Beruf ergriffen habe und auch keine Müdigkeit. 

Das klingt nicht danach, als wollten Sie mit 65 in Pension gehen.
Ich habe es nicht vor. Ob ich über das ordentliche Pensionsalter hinaus im Liechtensteinischen LandesMuseum bleiben darf, weiss ich noch nicht. Da es sich aber um eine Stiftung und nicht um eine Amtsstelle handelt. Sollte ich nicht länger für das Liechtensteinische LandesMuseum tätig sein, werde ich mich andernorts einbringen. Denn mit 65 den ganzen Tag am Strand zu liegen oder im Biergarten zu sitzen, was ich zugegebenermassen ab und zu gerne mache, wäre nicht mein Ding (lacht). Dafür arbeite ich zu gerne. Ausserdem kommen angesichts der Pandemie und der globalen politischen Lage sicher noch sehr schwierige Jahre auf uns alle und damit auch auf das Liechtensteinische LandesMuseum zu. Nachdem meine Mitarbeitenden und ich das Schiff lange auf Kurs gehalten haben, will ich es nicht im Sturm verlassen. Lieber möchte ich meine Erfahrungen und Kontakte weiterhin einbringen. Ich verstehe jeden, der mit 65 in Pension gehen will. Aber ich habe, wie gesagt, das Privileg, dass ich mein Hobby zum Beruf machen durfte – und beides würde ich gerne noch länger betreiben.