WLU und GWO: Kontrollen der Trinkwasserinstallationen schreiten gut voran

Unsere Aufnahme zeigt links die GWO-Präsidentin und Gemeindevorsteherin von Triesen Daniela Wellenzohn-Erne zusammen mit der WLU-Präsidentin und Gemeindevorsteherin von Ruggell Maria Kaiser-Eberle. Foto Paul Trummer

Ein Rückfluss von verschmutztem Wasser aus einem Pool oder einem Boiler kann für gefährliche Verschmutzungen des Trinkwassernetzes sorgen. Die Wasserversorgung Liechtensteiner Unterland (WLU) und die Gruppenwasserversorgung Liechtensteiner Oberland (GWO) beugen dem vor.

Die beiden Vorsteherinnen Maria Kaiser-Eberle, Präsidentin der WLU, und Daniela Wellenzohn-Erne, Präsidentin der GWO, informieren über das Projekt «Sauberes Trinkwasser», bei dem die Wasserversorger risikobasiert vorgehen. Nach den Industrie- und Gewerbebauten sowie den öffentlichen Gebäuden werden anschliessend neben weiteren Bauten mit integriertem Dienstleistungs- oder Kleingewerbe auch Poolbesitzer eine Aufforderung zur Prüfung ihrer Anlagen erhalten.

Wie beurteilen Sie die Qualität des Liechtensteiner Trinkwassers?
Maria Kaiser-Eberle: Sie ist nach wie vor sehr gut. Der WLU und der GWO ist es ein grosses Anliegen, dass dies so bleibt und dafür setzen die Liechtensteiner Wasserversorger unter anderem mit dem Projekt «Sauberes Trinkwasser» ein. Denn ist eine Hausinstallation nicht zeitgemäss, kann bei einer Ausserbetriebnahme der Leitungen, einem Rohrbruch oder bei einer Störung etc. verschmutztes Wasser aus Badewannen, Pools, Boilern oder speziellen Hochdruckreinigern und ähnlichen Geräten zurück ins Netz fliessen. Ist dieses verschmutzte Wasser mit Keimen oder Rückständen belastet, können diese das Trinkwasser verschmutzen, das daraufhin zu anderen Abnehmern gelangt. Dies mit aktiven Kontrollen durch ausgebildete Fachkräfte zu verhindern, ist das Ziel von «Sauberes Trinkwasser». Falls Mängel erkannt werden, können diese in aller Regel mit relativ einfachen Mitteln behoben und dadurch grössere Verschmutzungen des Trinkwassers verhindert werden.

Wie lief das Projekt an?
Daniela Wellenzohn-Erne: Der offizielle Projektstart erfolgte im Januar 2018. In einer ersten Phase wurden dann 2018 und 2019 die grössten potenziellen Gefahrenträger kontrolliert: Gewerbe- und Industriebetriebe sowie öffentliche Bauten, in denen der Wasserverbrauch naturgemäss gross und das Risiko im Falle eine Verschmutzung entsprechend hoch ist. Leider haben sich dabei teils gravierende Mängel gezeigt. Rund 80 Prozent der kontrollierten Anlagen mussten beanstandet werden. Bei einigen Gebäuden waren es sogar gefährliche Mängel. Dies beweist, dass das Projekt «Sauberes Trinkwasser» notwendig ist. Ausserdem werden seit 2018 die Eigentümer von neuen Gebäuden aufgefordert, eine Kontrolle durchführen zu lassen.

Können Sie schon konkrete Zahlen nennen?
Maria Kaiser-Eberle: Trotz der Mängel, die meine Vorsteherkollegin angesprochen hat, gibt es auch Erfreuliches zu berichten. Bis Anfang 2021 haben 96 Prozent der öffentlichen Gebäude und 72 Prozent der Industrie- und Gewerbebauten im Zuständigkeitsbereich der WLU ihre Konformitätserklärung inzwischen erhalten. Bei den bis dahin zur Kontrolle anstehenden Neubauten waren knapp 88 Prozent. Bei den 54 Landwirtschaftsbetriebe, deren Kontrollen wir im vergangenen Jahr gestartet haben, laufen die Kontrollen derzeit resp. werden derzeit die Mängel behoben – 25 Betriebe entsprechen derzeit jedoch bereits den Anforderungen. Bis Ende 2020 hat die WLU insgesamt 664 Gebäudebesitzer zur Kontrolle aufgefordert. 492 waren zum Jahresende im Besitz der Konformitätserklärung. Das sind 11.4 Prozent der Gebäude im Zuständigkeitsbereich der WLU.

Wie ist der Projektfortschritt im Oberland und landesweit?
Daniela Wellenzohn-Erne: Im Oberland waren Ende 2020 etwa 435 Kunden im Besitz der Konformitätserklärung. Landesweit waren es Ende des vergangenen Jahres 927 Kunden – bei 1117 Kontrollen. Das Projekt ist in den ersten Monaten des laufenden Jahres aber weiter zügig vorangeschritten. Betonen kann ich auch, dass die Kunden in aller Regel ein grosses Verständnis für die Massnahmen aufbringen und sie der Aufforderung zur Prüfung speditiv nachkommen. Da die Abnahme von Neubauten seit 2018 Pflicht ist, konnten wiederkehrende Mängel ausserdem weitestgehend ausgemerzt werden und die diesbezügliche Beanstandungsrate ist landesweit mittlerweile äusserst gering.

Was sind die nächsten Schritte?
Maria Kaiser-Eberle: Vor kurzem wurden weitere Kunden mit integriertem Klein- oder Dienstleistungsgewerbe in ihrem Gebäude, Frisöre oder Kosmetikerinnen beispielsweise, aufgefordert, ihre Anlagen bis Ende 2021 kontrollieren zu lassen. Ende August folgen zusätzlich Kunden, welche Schwimmbecken oder Regenwasseranlagen eingebaut haben. Erst wenn diese risikobasiert prioritär behandelten Gebäude kontrolliert sind, folgen bestehende Mehr- und Einfamilienhäuser mit einfachen Installationen. Natürlich werden wir im Rahmen der Projektdurchführung periodisch die Ergebnisse analysieren und aufgrund der gewonnenen Erfahrungen die Projektumsetzung überprüfen.

Wie lautet Ihr Zwischenfazit zu «Sauberes Trinkwasser»?
Daniela Wellenzohn-Erne: Wir sind auf dem richtigen Weg und werden diesen Weg weiter gehen. Denn jeder einzelne Mangel ist eine Gefahr für das Netz und damit für Liechtensteins wichtigste natürliche Ressource und unser aller wichtigstes Lebensmittel, das Trinkwasser.


Weitere Informationen
Alles Wissenswerte zum Projekt «Sauberes Trinkwasser» sowie die Adressen der zertifizierten Installationskontrolleure, der qualifizierten Installateure und der jeweils zuständigen Wasserversorgung finden sich unter www.sauberes-trinkwasser.li.