Ausschuss für Finanzmarktstabilität blickt auf turbulentes Jahr zurück

In seiner letzten Sitzung dieses Jahres zog der Ausschuss für Finanzmarktstabilität (AFMS) am Ende eines turbulenten Jahres ein positives Resümee.

Der liechtensteinische Finanzsektor profitiert in der Corona-bedingten globalen Rezession von den überdurchschnittlichen Kapital- und Liquiditätsreserven und hat die Krise bisher bemerkenswert gut überstanden. Auch der liechtensteinische Arbeitsmarkt blieb – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der schnellen und zielgerichteten fiskalischen Massnahmen der Regierung – trotz des globalen Wirtschaftseinbruchs weitgehend stabil. Die soliden öffentlichen Finanzen erweisen sich auch in der Krise als wichtiger Stabilitätsanker für den Finanzsektor und die gesamte Volkswirtschaft. Mit den steigenden Infektionszahlen in den letzten Wochen und den damit verbundenen volkswirtschaftlichen Auswirkungen bleibt die Unsicherheit jedoch weiterhin hoch. Die negativen Zweitrundeneffekte im Finanzsektor werden erst mit einer deutlichen Verzögerung sichtbar, wodurch im nächsten Jahr der Qualität der Vermögenswerte sowie der Quote der notleidenden Kredite besondere Aufmerksamkeit zukommen sollte. Des Weiteren stellen niedrige Zinssätze und hohe Bewertungen an den Aktienmärkten zusätzliche Herausforderungen für die Profitabilität der Finanzintermediäre dar. Der AFMS beobachtet die Situation weiterhin aufmerksam und wird stabilisierende Massnahmen vorschlagen, falls dies als notwendig erachtet werden sollte.

Antizyklischer Kapitalpuffer bleibt unverändert
Im Zuge seiner quartalsmässigen Beurteilung hat der AFMS ausserdem die Kalibrierung der Quote für den Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP) diskutiert. Unter Berücksichtigung der Kreditlücke sowie von weiteren relevanten Indikatoren hat der AFMS beschlossen, den AZKP unverändert bei 0% zu belassen, da derzeit kein exzessives Kreditwachstum feststellbar ist.

Beurteilung der Zielerreichung gemäss der makroprudenziellen Strategie
Die Strategie der makroprudenziellen Aufsicht sieht eine jährliche Beurteilung vor, ob die definierten Zwischenziele der makroprudenziellen Aufsicht aus Sicht des AFMS erreicht werden. Während der AFMS bei der Zielerreichung insgesamt vor dem Hintergrund des stabilen Finanzsektors eine positive Bilanz zog, wurde in der Sitzung die hohe Verschuldung der privaten Haushalte – auch in Hinblick auf das Zwischenziel, dass eine übermässige Verschuldung verhindert werden soll – ausgiebig diskutiert. Während der AFMS die Risiken im Immobilien- und Hypothekarmarkt derzeit nicht als akut einstuft, stellt die hohe Verschuldung der privaten Haushalte mittelfristig ein strukturelles systemisches Risiko in Liechtenstein dar. Als erste Massnahme hat der AFMS in diesem Zusammenhang eine Empfehlung an die FMA publiziert, damit zukünftig – auf Basis einer Vorgabe des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) – detailliertere Daten zum
Immobilien- und Hypothekarmarkt erhoben werden können.

Informationen zum AFMS
Der Ausschuss für Finanzmarktstabilität ist das zentrale Gremium der makroprudenziellen Aufsicht in Liechtenstein. Seine Aufgabe besteht darin, den identifizierten Systemrisiken mit effizienten makroprudenziellen Instrumenten, Empfehlungen und Risikohinweisen entgegenzuwirken, um die Finanzmarktstabilität in Liechtenstein zu stärken. Die Mitglieder des AFMS werden von der FMA sowie dem Ministerium für Präsidiales und Finanzen in den Ausschuss entsendet.