Schliessung der Post in Bendern

Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch musste einige Kleine Fragen im Oktober-LT beantworten.

 

Kleine Anfrage des Abg. Herbert Elkuch an Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch

 

In der Oktober-Landtagssitzung stellte der Abg. Herbert Elkuch u.a. an Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch eine Kleine Anfrage zur beabsichtigten Postschliessung in Bendern.

 

Frage:

In Bendern soll die Post demnächst stillgelegt werden. In Bendern sind viele Betriebe angesiedelt, Tendenz steigend. Für Betriebe ist die Nähe der Post vorteilhaft, vor allem abends muss die Post aufgegeben werden. Speziell in Bendern, wo abends oft Stau ist, darf die Frage erlaubt sein, ob es eine sinnvolle Lösung ist, dass zukünftig im Stau nach Ruggell oder nach Eschen gefahren werden muss. Bendern ist verkehrstechnisch ein Knotenpunkt und die Post liegt auch günstig für Personen aus anderen Gemeinden. Der Postwagen fährt ohnehin an dieser Stelle vorbei. Für die Logistik entstehen mit der Schliessung keine nennenswerten Vorteile, zumindest aus meiner Sicht. Für die Attraktivität des Industrie- und Gewerbestandortes ist die Auflösung kontraproduktiv. Verkehrstechnisch entstehen längere Fahrten mit entsprechend höherem Treibstoffverbrauch und höherer Umweltbelastung.

Dazu die Fragen:

  1. Warum bleibt die Poststelle nicht wenigstens bis zum Abbruch des Gebäudes stehen, da zumindest die Infrastruktur für diese Zeit genügend sein dürfte?
  2. Was ist alles unternommen worden um wenigstens eine Postablage in Bendern einzurichten respektive wird derzeit noch nach einer Möglichkeit gesucht?
  3. Wie hoch sind die Einsparungen bei der Post mit der Schliessung in Bendern?
  4. Welche weiteren Massnahmen sind geplant, um den Service der Post weiter einzuschränken und die Grundversorgung zurückzufahren?
  5. Für welche Dienstleistungen besteht die Gefahr, dass durch den Rückzug der Liechtensteinischen Post Dienstleistungen ähnlich der Paketbeförderung ausländischen Unternehmen zufallen?

Antwort:

Zu Frage 1:

Die bestehende Infrastruktur der Filiale Bendern genügt aus Sicht der Liechtensteinische Post AG weder den Anforderungen an eine moderne Postfiliale noch den Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz. Aufgrund der stark rückläufigen Kundenfrequenzen ist eine Sanierung der Filiale wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Mit der anstehenden Pensionierung des Filialleiters im kommenden Jahr, erfolgt mit der Schliessung der Filiale eine schrittweise und sozialverträgliche Anpassung an die ständig rückläufigen Kundenfrequenzen. Um langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein, kombiniert die Liechtensteinische Post AG moderne Filialen an stark frequentierten Standorten mit effizienter Leistungserstellung, trotz zum Teil deutlich reduzierter Nachfrage nach einzelnen Postdienstleitungen und dem Strukturwandel im Zahlungsverkehr und im Briefversand.

In der Frage wird vorgeschlagen, dass die Poststelle noch bis zum Abbruch des Gebäudes dortbleiben sollte. Allerdings ist es aus Sicht des Landes als Eigentümer des Gebäudes so, dass dieses abgebrochen wird, sobald die Post das Gebäude nicht mehr benötigt.

Zu Frage 2:

Am aktuellen Standort in Bendern werden weiterhin Briefeinwürfe für die Aufgabe von frankierten Sendungen angeboten und täglich geleert. Aufgrund der veränderten Zustellprozesse werden in Bendern hingegen keine Postfächer mehr angeboten. Hier können Postfachkunden unter Beibehaltung ihrer Adressen wahlweise ein Postfach in Ruggell oder Eschen verwenden. Für Gewerbetreibende bestehen verschiedene kostengünstige Lösungen, bei welchen die Liechtensteinische Post AG die Zustellung und Abholung von Postsendungen zu frei wählbaren Zeitpunkten durchführt.

Die Liechtensteinische Post AG arbeitet derzeit an der Einführung von Automaten, um Pakete und eingeschriebene Sendungen rund um die Uhr empfangen und auch aufgeben zu können. Der Zeitpunkt der Einführung ist aufgrund der notwendigen Prozessintegration noch offen.

Zu Frage 3:

Die jährlichen direkten Kosten der Filiale Bendern betragen rund CHF 243‘000. Mit der Schliessung der Filiale können diese Kosten vollumfänglich eingespart werden. Zudem ergeben sich durch Prozessanpassungen weitere Einsparungen, welche erst nach Umsetzung genau beziffert werden können. Hier geht die Liechtensteinische Post AG von einem mittleren bis hohen 5-stelligen Betrag aus.

Zu Frage 4:

Wie im Mai 2020 kommuniziert, wird die Liechtensteinische Post AG in den kommenden Jahren ihr Filialnetz schrittweise weiterentwickeln und auf das veränderte Kundenverhalten ausrichten. Dabei werden einzelne Filialen modernisiert und neue kundenorientierte Dienstleistungen eingeführt. Zugleich wird das bewährte Modell der Postpartnerschaft in Triesenberg und Triesen ausgedehnt, um an attraktiven Standorten noch bessere Öffnungszeiten und Dienstleistungen anzubieten. Die postalische Grundversorgung wird dabei nicht weiter zurückgefahren, sondern im Gegenteil für die Zukunft sichergestellt. Zudem werden zukünftig bestehende Dienstleistungen um weitere Angebote ergänzt, welche den Empfang und die Aufgabe von Postsendungen vereinfachen.

Zu Frage 5:

Die Liechtensteinische Post AG bietet in Liechtenstein unverändert sämtliche postalische Dienstleistungen flächendeckend an und zieht sich auch nicht aus der Grundversorgung zurück. Im Gegenteil: Neue Dienstleistungen werden ausgebaut um die veränderten Kundenbedürfnisse zu berücksichtigen. Durch die anstehende Liberalisierung des Postmarktes besteht jedoch die Möglichkeit, dass neue Postdienste-Anbieter in den Markt eintreten, welchen keine Universaldienstverpflichtung auferlegt wird. Dies betrifft insbesondere das Briefgeschäft. In anderen Dienstleistungsbereichen herrscht schon seit Jahren Wettbewerb. Die Liechtensteinische Post AG kann sich hier gut behaupten.