Freien Liste: Ökologisierung der Landwirtschaft – Worauf wartet die Regierung?

Die Rolle der Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark geändert. Früher stand die Produktion von Lebensmitteln im Mittelpunkt. Heute übernehmen Landwirte auch eine wichtige Aufgabe in der Pflege der Kulturlandschaft. Nach dem 2. Weltkrieg stand die Maximierung des Ertrags im Vordergrund, dabei wurde stark auf die Agrarchemie mit Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden gesetzt. Diese Jahrzehnte sind nicht spurlos an der Umwelt vorbeigegangen. Die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit haben drastisch abgenommen, Pestizide und Nitrate gelangen zusehends ins Grundwasser. Ammoniak-Emissionen düngen ungewollt die Naturschutzgebiete. Zusätzlich setzt der Klimawandel der Natur und somit der Landwirtschaft zu.

Nachhaltigkeit wird im Sinne der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales verstanden. So steht es im Agrarpolitischen Bericht der Regierung. Mit dem Agrarpolitischen Bericht deutet die Regierung Vorschläge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Landwirtschaft an. Ebenso soll die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft vorangetrieben werden.

Kurz zusammengefasst können die Erkenntnisse aus dem Bericht wie folgt zusammengefasst werden: «Probleme festgestellt, Lösungen sind bekannt, gute Absichten erkennbar, aber kein Wille zum Handeln!»

Durch den gesamten Bericht ist ein roter Faden erkennbar: Die Bio-Landwirtschaft ist die Gewinnerin in allen Bereichen: Bio-Betriebe konnten in den letzten Jahren im Vergleich zu den anderen Landwirten ihr Einkommen halten. Die Landwirte, die nicht nach Bio-Standard produzieren, mussten Einkommenseinbussen von durchschnittlich 12.6% hinnehmen. Bio-Landwirtschaft bewahrt die Bodenfruchtbarkeit, fördert die Artenvielfalt und belastet das Trinkwasser weniger. Umso bedauerlicher, dass die Regierung sich unverständlich lange Zeit lässt mit der Umsetzung des Postulats der Freien Liste für eine stärkere Ökologisierung der Landwirtschaft. Erst 2022 – vier Jahre nach Einreichung und Überweisung des Postulats – soll eine Biodiversitäts-Verordnung in Kraft treten.