Suzie Candell und die rastlose Suche nach Ohrwürmern

Ende März ist die neue CD der Liechtensteinerin Suzie Candell erschienen. Das Werk mit dem Namen «Restless» ist ihr inzwischen drittes Soloalbum und ist im Genre Americana/Country anzusiedeln. Obwohl das Werk nicht live beworben werden darf, scheint es auf viel positives Echo zu stossen, wie ein Blick in die Medien zeigt. Die Feedbacks via Facebook oder per Mail seien erfreulicherweise bisher durchwegs positiv ausgefallen, erklärt Candell. Ein Blick auf das Leben der 33-jährigen Musikerin.

Zum ersten Mal in Kontakt mit Countrymusik kam Susanne Jerkovits, wie Candell mit bürgerlichem Namen heisst, durch ihren Vater. «Bei uns zu Hause lief sehr viel Country Musik und mich haben irgendwie besonders die weiblichen Stimmen immer schon völlig fasziniert und berührt. Nachdem ich dann auch noch mit der Zeit die Texte und Geschichten dahinter immer besser verstanden habe, war’s um mich geschehen. Ich mag dieses Tiefgründige, aber auch das Humorvolle dieser Musik, die schönen Harmonien und natürlich auch die grandiose Musikalität, die dahintersteckt.» Doch eine Karriere im Musikbusiness unter ihrem echten Namen konnte sich die Songwriterin dann doch nicht wirklich vorstellen, weshalb sie zur Findung ihres Pseudonyms zu ungewöhnlichen Mitteln griff. «Ich wollte einen Namen, der gut klingt und der gut über die Lippen kommt. Mein echter Name klingt eher holprig und ich finde es auch toll, in eine andere Rolle zu schlüpfen, wenn ich auf der Bühne bin. Es sollte auch international klingen und da habe ich das Telefonbuch von New York durchforstet und beim Buchstaben C hatte ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Die Namen klangen alle irgendwie fremd und Suzie Candell hat mir gut gefallen.»

Dank der Liebe in Liechtenstein gelandet
Mit dem neuen Namen im Gepäck und dem ersten Album «I Gotta Be Me» mit Liedern aus fremden Federn zog es sie aus Kempten im Allgäu 2008 nach Sevelen. «Mein damaliger Manager wohnte in Buchs und so kam ich ins Rheintal», erklärt Candell rückblickend. Mit einem Lächeln auf den Lippen führt sie weiter aus, dass dieser Umzug wohl eine ziemlich gute Entscheidung gewesen ist. «Einige Jahre später habe ich meinen Mann Roger Szedalik kennengelernt und meine beiden Katzen und ich sind vor vier Jahren zu ihm nach Liechtenstein gezogen.» Szedalik, welcher selbst Musiker ist, inspiriere Suzie sehr. «Wenn ich eine Idee habe und wir zum Beispiel einen neuen Song zusammen spielen, hat Roger immer wieder gute Einfälle, was bestimmte Akkord-Abfolgen angeht oder wie man das ein oder andere noch musikalisch schlauer verpacken könnte.» Es sei ein grosses Geschenk, wenn man als Paar eine Leidenschaft teilen könne, erklärt Suzie Candell.

Geburt als Songschreiberin 2015
Ihr Debüt zählt Suzie Candell meist nicht mit, wenn sie über ihre Diskografie spricht. Denn so richtig losgegangen sei es mit dem Album «California Streets» aus dem Jahr 2015. Dort habe sie den Löwenanteil der Songs selber geschrieben, was für sie ein grosser Meilenstein gewesen sei. «Für das Album bin ich nach Los Angeles geflogen und habe es von Shawn Jones produzieren lassen. Ich konnte dabei sehr viel lernen und mich weiterentwickeln.» 

In Eschen aufgenommen
Diese Erfahrungen mit ihrem letzten Album hätten ihr sehr viel Vertrauen für das neue
Album «Restless» gegeben, welches sie sogar selbst produziert hat. «Natürlich hatte ich auch dabei grosse Unterstützung von all den tollen Musikern, die es mir mit ihren Ideen sehr leicht gemacht haben, die passenden Spuren auszuwählen.» Auch von Little Konzett vom Little Big Beat Studio in Eschen konnte sie sehr viel über die Produktion von Musik lernen. «Wir kennen uns schon lange und Little sorgt immer für eine positive Stimmung im Studio. Er ist sehr erfahren, ruhig und souverän, was bei den Aufnahmen wahnsinnig wichtig ist. Musiker und Künstler sind oftmals sehr sensible Menschen und Little hat da das perfekte Händchen für.» Für ihr erstes selbstproduziertes Album habe es unbedingt einen solchen Gefährten gebraucht. «Er hat immer den passenden Input und die wertvolle Gabe, seine Ratschläge so motivierend zu verpacken, dass niemand pikiert ist. Die Arbeit im Studio ist anstrengend und sehr fokussiert, immerhin möchte man in einer sehr beschränkten Zeit das bestmögliche Ergebnis erzielen. Aber mit Little bleibt der Spass nie auf der Strecke, auch beim Mischen und Mastern hatten wir beide eine tolle Zeit und ich war fast ein wenig traurig, als es dann fertig war.»

Wie ein Suzie Candell-Song klingt
Wenn sie heute zurückblicke, sei sie sehr zufrieden mit dem Verlauf ihrer bisherigen Karriere und den bisher veröffentlichten drei Alben. «Im Rückblick darf ich sagen, dass ich immer zum jeweiligen Zeitpunkt das Beste aus meinen Mitteln und Möglichkeiten herausgeholt habe. Das neue Album klingt aber sicherlich etwas reifer als die Vorgänger und das ist ja auch gut so.» Die selbstbewusste Sängerin und Songschreiberin hat eine genaue Idee, wie ein typischer Song von ihr zu klingen hat. «Er muss in erste Linie mir selbst gefallen und er muss mir im Ohr bleiben. Eine gute Hookline finde ich sehr wichtig. Wenn ich mich dabei ertappe, dass ich den Refrain spontan unter der Dusche oder beim Haare föhnen singe, dann ist das ein gutes Merkmal für einen Ohrwurm und ich verfolge den Song weiter.» Ebenfalls von grosser Wichtigkeit für die Künstlerin ist es, dass ihre Texte Hand und Fuss haben und «verheben». «Der Text und die Geschichte dahinter sollten natürlich auch schlüssig und in perfektem Englisch sein, weshalb ich da öfter mit meinen Freunden Shawn Jones oder Beth Wimmer zusammenarbeite. Selbst wenn der Text oftmals zu 90 Prozent steht, gibt es doch da und dort ein paar Kleinigkeiten zu verbessern. Die Melodie kommt meistens automatisch beim Schreiben. Und als drittes Merkmal ist mir wichtig, dass ich mich nicht wiederhole. Jeder Song sollte für sich selbst stehen und ich möchte immer wieder etwas Neues ausprobieren.»

Der beste Ausgleich auf Erden
Ein zweites Standbein als Country-Musikerin sei nie verkehrt, erklärt Candell schmunzelnd. Aber ihre Brötchen verdiene sie inzwischen seit über zehn Jahren als Reitlehrerin, was ein herrlicher Ausgleich sei. «Die Arbeit mit den Pferden erlaubt mir auch, musikalisch nur das zu machen, was mir Spass macht. Beides ergänzt sich für mich perfekt. Pferde können zum Beispiel mit unseren menschlichen Emotionen nicht viel anfangen. Da sind Ruhe, Selbstbeherrschung, Pragmatismus und Geduld gefragt. Meine Gefühlswelt darf ich dann in der Musik ausleben und auf der Bühne auch mal auf den Putz hauen.» 

Zeit sinnvoll nutzen
Ebenfalls Geduld gefragt ist bezüglich den Ausgangssperren und öffentlichen Auftritten. Suzie Candell würde sehr gerne ihr neues Material auch live vorstellen, was wegen des
Coronavirus aktuell ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es stimme sie schon ein wenig nachdenklich, wie die 33-Jährige erklärt. «Es ist natürlich sehr schade, dass nun alles auf unbestimmte Zeit abgesagt oder verschoben ist. Das macht mir eigentlich am meisten zu schaffen. Nicht zu wissen, ab wann es weiter geht. Keinen Moment zu haben, auf den man sich so richtig freuen darf. Die Ungewissheit macht es auch schwierig, neue Auftritte für den Sommer oder Herbst zu planen.» Doch sie verstehe auch die vorsichtigen Veranstalter, welche ebenfalls an der Situation zu nagen haben. Zum Glück sei das Album bereits veröffentlicht. Sie habe aber bereits eine Idee, wie sie die Zwischenzeit sinnvoll nutzen könne. «Ich promote mein Album online sowie im Radio und hoffe dann auf umso mehr Gäste und Publikum an den Live-Konzerten, die hoffentlich ganz bald wieder stattfinden dürfen!»