Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt

Die Digitalisierung verändert den Arbeitsmarkt auf einer breiten Ebene – darüber bestehen keine Zweifel. Neue Berufe werden geschaffen. Berufe, die sich den Bedürfnissen und Anforderungen der Digitalisierung anpassen, und auch die Suche nach einer neuen Stelle verändert sich. Die Art, wie man heute eine Stelle sucht und sich dabei den Vorgaben der Arbeitgeber anpasst, zeigt, wie sich die stellensuchende Person in der digitalisierten Welt bewegt. 

Wer konnte vor 15 Jahren schon etwas mit den Begriffen Data Scientist oder Innovationsmanager anfangen? Viele Arbeitsbereiche werden digital erweitert, es werden neue Aus- und Weiterbildungen angeboten und der Markt diesbezüglich boomt. Dranbleiben ist gefragt, damit der Anschluss nicht verpasst wird. Das Tempo, welches der Arbeitsmarkt diesbezüglich vorgibt, ist enorm. Oft gibt auch hier die Digitalisierung den Takt vor. Wer weiterkommen möchte, muss sich damit auseinandersetzen.  

Digitalisierung verändert
Laut einer Schweizer Studie des Hochschulinstituts EHB aus dem Jahre 2017 verändert die Digitalisierung sämtliche Berufsbranchen und Berufe. Es gibt aber Berufsfelder, die mit raschen und umfangreichen Veränderungen zu rechnen haben. Hierzu zählen beispielsweise Jobs aus dem Produktionsbereich. Aber auch manuelle Routinearbeiten sowie Dienstleistungs- und Administrationsberufe sind von der Automatisierung betroffen. Zwar werden diese Berufe nicht verschwinden – es verändern sich jedoch die Aufgabenbereiche- und Schwerpunkte. 

Die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen des regionalen Arbeitsmarktes führen dazu, dass zunehmend Skills und Kompetenzen gefragt sind. Schon in den letzten Jahren konnte beobachtet werden, dass sich die Anforderungen an Arbeitnehmende verändert haben. So werden aufgrund neu aufkommender digitaler Technologien vor allem bestimmte Soft-Skills immer wichtiger. Nennenswert sind hierbei: 

  • Kommunikationsstärke
  • Kritisches Denken 
  • Flexibilität
  • Sozialkompetenz
  • Unternehmergeist
  • Vernetztes Denken


Mitmachen in der digitalen Welt gehört ein Stück weit dazu, um die Chancen intakt zu halten.

Daniela Ospelt, Vaduz

Digitalisierung im Rekrutierungsprozess
Betrachtet man den Bereich Personalwesen, sieht man klar, dass die Automation auch hier angekommen ist. Praktisch alle grossen Unternehmen setzen auf Online-Bewerbungsprozesse, über welche sich ein Stellensuchender bewerben muss. Eine Bewerbung, die über den Postweg zur Firma gelangt, wird oftmals gar nicht mehr angenommen respektive sie ist nicht mehr erwünscht. Intelligente Rekrutierungsprogramme scannen die eingehenden Online-Bewerbungen und suchen sich anhand vorgegebener Kriterien die geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten aus. Ein solches Tool verspricht schnelle Reaktionszeiten und die Auswahl von Top-Kandidaten, bis hin zur automatisierten Terminvereinbarung für ein Vorstellungsgespräch. Ein Stellensuchender, der sich nicht online bewirbt oder ein solches Tool z. B. aufgrund der Einrichtung eines Accounts nicht nutzen möchte, hat keine Chance mehr, überhaupt in einen Rekrutierungsprozess, geschweige denn zu einem Vorstellungsgespräch zu gelangen. Kritiker äussern Bedenken, dass Quereinsteiger, die auf den ersten Blick gewisse Kriterien nicht mitbringen, aber vielleicht gute Alternativen für einen Job wären, keine Chance mehr haben. 

Bewerbung per Mail hat grosse Vorteile
Auch in Liechtenstein gibt es bereits einige Unternehmen, die auf Rekrutierungsprogramme setzen, weil sie sehr effizient und zeitsparend sind. Viele der über 4000 Unternehmen rekrutieren aber noch auf herkömmlichem Weg und lassen sich die Bewerbungsunterlagen «persönlich» zukommen, um und sich dann ein eigenes, umfassendes Bild zu machen. Wie aber die Bewerbungen zu einer Firma gelangen, ist bereits aussagekräftig. Die meisten Firmen verlangen die Bewerbungsunterlagen heute per Mail. Dies hat enorme Vorteile: Die Papierflut wird eingedämmt und man muss als Unternehmer keine Unterlagen mehr per Post zurücksenden. Digitalisierte Unterlagen sind schnell versendet und können nach Abschluss der Rekrutierung einfach wieder gelöscht werden. 

Für eine stellensuchende Person ist es somit wichtig zu wissen, wie Unterlagen einzureichen sind. Ist die digitale Form vorgegeben, empfiehlt es sich, diesen Weg einzuhalten. Die Unterlagen zeitgemäss in digitaler Form zu gestalten und sich entsprechend zu präsentieren, sind Selbstverständlichkeiten. Letztlich zeigt die Form der digitalisierten Unterlagen, wie die Kandidaten mit den Programmen umzugehen vermögen und ob sie oder er sich die Mühe macht, eine individuelle und ansprechende digitale Bewerbung zu gestalten. 

Bleibende Werte
Auch wenn neue Kompetenzanforderungen entstehen, besitzen die alten Skills und Kompetenzen immer noch einen hohen Stellenwert. Loyalität, Einsatzbereitschaft, Teamspirit, Anpassungsbereitschaft und Durchsetzungsvermögen sind nach wie vor Eigenschaften, die an einer Stelle wichtig sind und Beachtung finden. 

Digitalisierung im Bildungsbereich
Die sich verändernden Kompetenzanforderungen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Bildungsbereich: So spielen Weiterbildungen und ein lebenslanges Lernen eine immer zentralere Rolle. Wer auf dem Arbeitsmarkt bestehen will, muss investieren und seine fachlichen sowie sozialen Kompetenzen erweitern – und man muss sich verstärkt auf digitale Prozesse einlassen. 

Infolge der Digitalisierung setzen sich Onlinekurse oder auch Fernausbildungen immer stärker durch. Die Menschen sind dadurch örtlich ungebunden und können bequem von zu Hause aus die Inhalte lernen und sich bilden. Natürlich bedingt diese Lernform ein hohes Mass an Selbstdisziplin und Eigeninitiative, damit sich am Ende der Erfolg einstellt.  

Aktuell bewährt sich ein Konzept aus einer Mischung von Präsenzunterricht und Online-Learning. Studierende erhalten vorab zur Vorbereitung online die Unterlagen, anschliessend werden in den Vorlesungen die Fachinformationen präsentiert. Diese Erkenntnisse werden zu Hause nachbereitet, was gleichzeitig wieder der Vorbereitung auf den neuen Präsenzunterricht dient. Vorteil des Präsenzunterrichtes ist in jedem Fall, dass man neue Netzwerke bilden kann und sich persönlich austauscht – fernab von den sozialen Netzwerken wie Facebook usw. 

Aber das «Erlebnis» zu lernen kann durchaus seinen Reiz haben in einer modernen Erwachsenenbildung. Wer sich heute als Erwachsener für eine Aus- und Weiterbildung interessiert, sollte sich von der Vorstellung verabschieden, dass es noch so läuft wie seinerzeit in der Grundschule – mittels Frontalunterricht und einer endlosen Menge an Hellraumprojektor- oder PowerPoint-Folien. Erwachsenenbildung geht heute einher mit fachlichem Input, der auf unterschiedlichen Ebenen abläuft. 

Genauso wichtig wie die fachlichen Inhalte sind hierbei auch der Austausch von Erfahrungen, die kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Meinungen und das Führen von konstruktiven Diskussionen während des Unterrichts. An diesem Punkt entstehen die immer wichtiger werdenden Soft-Skills, welche bereits vorgängig erwähnt worden sind: die Fähigkeiten, sich kritisch mit einer Thematik auseinander zu setzen, andere Meinungen zuzulassen und sich Diskussionen zu stellen. 

Natürlich ist die Digitalisierung wie «online-Campus», webbasierte Tests, Fernunterricht etc. in der Aus- und Weiterbildung nicht zu vernachlässigen oder wegzudenken. Auch diese Form hat ihre Vorteile, und wer bei der Digitalisierung nicht mitmacht, hat einen Nachteil. Viele Weiterbildungsinstitute setzen auf Online-Campus und stellen Unterlagen nur noch digital zur Verfügung. Wer sich weigert, sich einzuloggen oder einen Account zu erstellen, wird zwangsläufig den Nachteil haben, weniger Informationen zu erhalten. Wie bei der Bewerbung gilt auch hier: Mitmachen in der digitalen Welt gehört ein Stück weit dazu, um die Chancen intakt zu halten und weiter «dabei zu bleiben».