Warum wurden die Hausärzte nicht eingebunden?

Hansjörg Marxer

Das Volk wünscht ein Landesspital. Der eine erwartet eine gesicherte Grundversorgung, der andere jedoch eine hochkomplexe Einrichtung, die möglichst viele medizinischen Dienstleistungen anbietet. Es geht bei der Abstimmung nicht darum, ob wir ein Spital wollen. Es geht um einen Verpflichtungskredit für einen Bau, dessen innere Struktur und Funktion noch nicht klar definiert sind. 

Text: Hansjörg Marxer

Die Novemberabstimmung ist eine wichtige, verantwortungsvolle Weichenstellung, da sie das Landesspital (LLS) geradlinig auf eine zukunftsträchtige Linie oder aber auf ein desaströses Abstellgleis führen kann.

Die ambulante medizinische Grundversorgung ist Aufgabe der Ärzte und nachgeordneter Gesundheitsberufe. Aus der Praxis können diese Fachleute die Notwendigkeit von stationären Leistungen im Land abschätzen. Ein Einbezug der Hausärzte bei der Entwicklung der Spitalstrategie ist leider nicht zu erkennen.

Fachleute ohne medizinischen Hintergrund oder Bezug zu Patienten haben eine Spitalstrategie festgelegt und darauf aufbauend ein Kreditgesuch – wohlgemerkt ohne Projekt – vorgelegt. Diese Fachleute haben im Jahr 2015 erklärt, dass das LLS in Zukunft Investitionen aus eigener Kraft stemmen werde. Zwei Jahre später haben sie vom Staat einen Notfallkredit in Millionenhöhe verlangt. Mit dem Notfallkredit sei das Spital auf Kurs und ein Erweiterungsbau mit Kosten in der Höhe von etwa zehn Millionen Franken würde dann die Zukunft eines gesunden Spitals sichern. 

Planloses Hin und Her ist keine Grundlage für ein neues Spital
Dann hiess es plötzlich: Aus dem heutigen LLS wird nie ein effizientes Spital – wohlgemerkt, nachdem in den letzten Jahren etwa 20 Millionen Franken ans LLS geflossen sind! Dieses planlose Hin und Her kann nicht die Grundlage für ein Projekt sein, das für die Zukunft der Spitalversorgung wichtig ist.

Das Landesspital erhebt den Anspruch, die zentrale Drehscheibe der Gesundheitsversorgung in Liechtenstein zu sein. Das ist jedoch klar der Auftrag der Hausärzte, die ihren Patienten mit ihrem Erfahrungsschatz eine Kontinuität der Gesundheitsversorgung garantieren.

Einmal mehr wird die Prämienargumentation missbräuchlich verwendet. Für die Krankenkassenprämie spielt es keine Rolle, ob eine Behandlung in Grabs oder in Vaduz erfolgt. Allerdings ist die volkswirtschaftliche Auswirkung zu berücksichtigen: Kosten für eine im Ausland durchgeführte Behandlung entgehen der inländischen Volkswirtschaft. Dieses volkswirtschaftliche Argument wird dadurch relativiert, dass ein umfassendes Versorgungsangebot im Land netto durchaus weit höhere Kosten zur Folge haben kann als das entsprechende Angebot im Ausland.

Stellung der Hausärzte wird geschwächt
Die Prämienargumentation gilt allerdings beim Konzept der Gesundheitsversorgung: Das Angebot an ambulanten Leistungen am LLS soll ausgeweitet werden. Damit wird die Stellung der Hausärzte geschwächt und die Prämienschraube nach oben gedreht. Es ist bekannt, dass die Behandlung eines Problems in einer Spitalambulanz deutlich mehr kostet als beim Hausarzt. Eine vorausschauende Gesundheitspolitik müsste die Stellung der Hausärzte stärken.

Regierungsrat Pedrazzini begründet das Neubauprojekt mit der schon lange überfälligen Erkenntnis, dass weitere Investitionen ins LLS sinnlos sind. Müssen zuerst 20 Millionen in den Sand gesetzt werden, bis der Stiftungsrat zur Einsicht kommt, dass aus diesem Haus nie ein effizientes Spital wird und der Regierungsrat merkt, dass Geld zum Fenster hinausgeworfen wird? Ein Minister ist der wörtlichen Bedeutung nach ein Diener. 

Dient das Gesundheitsministerium dem Volk wirklich?
Dieser Kreditantrag ohne klares Projekt muss abgelehnt werden, zumal die Verantwortlichen nicht mehr im Amt sind, wenn es zur Umsetzung kommt. Besonnene Kräfte in der Politik sind in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass umgehend Fachleute mit Bezug zu Patienten an die Planung der Spitalversorgung gehen, Fachleute, die keine Berührungsängste haben mit den Vertretern des Kantons St. Gallen gemeinsame Lösungen zu suchen.

Ein Nein zu diesem Kredit ermöglicht die Planung eines zweckmässigen Spitals.