WorldSkills-Teilnahme am Spitalbett

So eine Situation am Krankenbett wird Lena Schädler auch an den WorldSkills in Kazan meistern müssen.

Erstmals tritt Liechtenstein an den WorldSkills in einem Gesundheitsberuf an

Erstmals ist mit der Kandidatin Lena Schädler für WorldSkills Liechtenstein ein Gesundheitsberuf am Start. Sowohl für das Nationale Komitee als auch für die Besucherinnen und Besucher der Generalprobe in der Spörryhalle Vaduz ist und war diese Teilnahme eine erfrischende Novität. Wir wollten wissen, was für Aufgaben WorldSkills an Lena Schädler stellt und haben uns dazu mit ihr und ihrer Expertin Katharina Lorenz-Klemm getroffen. 

Schon beim Betreten der Spörryhalle in Vaduz, in welcher vom 15. bis 18. Mai die Generalprobe als Vorbereitung auf die Berufsweltmeisterschaften im russischen Kazan stattfand, stach der Wettbewerbsstand von Lena Schädler ins Auge: Ein richtiges Krankenzimmer mit Spitalbett. Darin eine Patientin, die sich offensichtlich am Fuss verletzt hat und von Kandidatin Lena gepflegt wird. Die Konversation der beiden wird öffentlich über Mikrofon übertragen und das Ganze in englischer Sprache. Daneben als Beobachterin mit Bewertungsbogen Katharina Lorenz-Klemm, die Expertin für den Beruf Fachperson Gesundheit im Bereich Health und Social Care, die Lena bei den Vorbereitungen und in Kazan zur Seite stehen wird. 

Katharina Lorenz-Klemm erläutert, welche Aufgaben «ihre» Kandidatin erwarten werden: «Lena wird bei den WorldSkills an jedem der vier Wettbewerbstage ein neues Setting antreffen, nämlich Spital, Langzeitpflege, Tagespflege und die Pflege zu Hause. Dort werden an Simulationspatienten verschiedene Kompetenzen geprüft. Dazu gehören Arbeitsorganisation und -management, Kommunikation und zwischenmenschliche Fähigkeiten, Problemlösung, Innovation und Kreativität, Bedarfsermittlung und Planung der Patientenbetreuung sowie Evaluation.» 

Zuvorkommende Patienten
Lena Schädler selbst blickt positiv auf die Erfahrungen der Generalprobe zurück. Sie sei zufrieden mit dem Verlauf, müsse aber noch viel trainieren für Kazan. Gerade das Spitalsetting sei eine grosse Herausforderung, da sie selber hier noch wenig Erfahrung habe.

Eine tolle Gelegenheit dazu bietet das internationale Treffen Mitte Juli in Sargans, bei dem sich die Teilnehmenden aus der Schweiz, Italien/Südtirol, Liechtenstein und womöglich auch aus Kolumbien zu einem Vergleichstraining treffen.

Gefragt nach den Schauspiel-Patienten und deren Einfluss auf den Wettbewerb, ist sie sehr realistisch: «Grundsätzlich muss ich mich auf jeden Patienten einstellen und auf dessen Verhalten reagieren können. Diese Situation kann man nie 100-prozentig üben. Die Schauspieler an der Generalprobe waren alle sehr nett und haben immer zuvorkommend reagiert und alles mitgemacht, was ich ihnen gesagt habe. Ich bin sicher, dass die Patienten in Kazan nicht so kooperativ sein werden. Aber damit kann ich umgehen.» 

Dass Lena Schädler am Wettbewerb alles in englischer Sprache absolvieren muss und für Zuschauer und Jury hörbar sein wird, macht ihr keine Sorgen: «Anfangs war es etwas gewöhnungsbedürftig, dass jedes Wort in der Halle zu hören ist. Ich kann mich aber gut konzentrieren und alles andere ausblenden. So spielt es keine Rolle für mich.» 

Kulturelle Unterschiede
Im Berufsfeld «Pflege Sozialbetreuerin», wie dies in WorldSkills-Deutsch korrekt heisst, wird Lena Schädler gegen 18 Kandidatinnen und Kandidaten aus der Schweiz, aber auch aus China, Kolumbien, Singapur, Ungarn, Deutschland und anderen Ländern antreten. «Es wird sehr spannend sein zu sehen, wie sich diese unterschiedlichen Kulturen im Beruf auswirken», so Katharina Lorenz-Klemm. +Je nach Kultur wird Pflege anderes verstanden. Die Kriterien sind aber für alle Ländern gleich, und die verschiedenen kulturellen Aspekte haben darin Platz, was mich sehr fasziniert.»

Mit kulturellen Unterschieden müsse man im Gesundheitsberuf aber ohnehin umgehen können, beschreibt Expertin Lorenz-Klemm ihr Arbeitsfeld weiter. Dies gelte für die Patienten, für Mitarbeitende, aber auch für Veränderungen, die sich durch einen Stellenwechsel ergeben. Daher sei es für Lena Schädler in der Vorbereitung wichtig, verschiedene Praktika zu absolvieren, welche am Kantonsspital Graubünden, im Liechtensteiner Landesspital, im LAK und in der Familienhilfe stattfinden. Lena Schädler schätzt diese Möglichkeiten sehr, zumal ihr Ausbildungsschwerpunkt die Psychiatrie ist. Ihre eigentliche Ausbildung absolviert sie in der Psychiatrie-Klinik St. Pirminsberg, wo sie grosse Unterstützung erfährt: «Es freut mich sehr, dass mein Arbeitgeber voll hinter mir steht und mit mir mitfiebert.» 

Mit der Kandidatin Lena Schädler und der Expertin Katharina Lorenz-Klemm tritt Liechtenstein erstmals mit einem Gesundheitsberuf an.

Stärkung der Gesundheitsberufe
Expertin Katharina Lorenz-Klemm ist zum ersten Mal bei den WorldSkills dabei. Sie habe bisher viel Spannendes erfahren können und freue sich sehr auf die Wettbewerbe. Die Zusammenarbeit mit Lena gestalte sich bestens: «Dass Lena parallel zur Lehrabschlussprüfung auch die Vorbereitung auf die WorldSkills mit einem anderen Schwerpunkt meistert, ist ohnehin eine beachtliche Leistung. Wir sind ein gutes Team und profitieren gegenseitig voneinander», resümiert sie jetzt schon. Wichtig sei ihr aber auch, dass mit dieser Teilnahme von Lena die Gesundheitsberufe, gerade der Bereich Pflege, gestärkt würden. «Hier haben wir in den nächsten Jahren grossen Bedarf. Am Beispiel von Lena Schädler kann man durch WorldSkills sehen, wie abwechslungsreich und wichtig der Beruf ist.» So gesehen, haben wir heute schon einen Sieg in der Tasche.