„Italienische Verhältnisse“ herrschen vom 9. bis 12. Mai bei der Emsiana, wenn auf vielfältige Weise die Beziehungen zum südlichen Nachbarn hochleben. Das Hohenemser Kulturfest findet bereits zum elften Mal statt und lädt zum Erinnern und Entdecken von Stadtgeschichte und Gegenwart ein. Neu beim Festival: Führungen auf Schloss Glopper, ein Kino unter Sternen sowie die Wieder-Entdeckung des dörflichen Hohenems. Highlights im Programm sind außerdem die Führungen in der Villa Rosenthal, die Ausstellungen und Konzerte.
Hochzeiten und Verwandtschaften, der Handel mit Textilien, Gewürzen und Wein, die Arbeitsmigration um 1900: Hohenems liegt zwar in Vorarlberg und damit nördlich der Alpen, aber die Beziehungen zu Italien haben die Geschicke der Stadt von jeher mitgeprägt. So beschäftigt sich das Kulturfest Emsiana zwischen Geschichte und Gegenwart in diesem Jahr mit „Italienischen Verhältnissen“.
„Bei der Emsiana wird das reiche historische Erbe unserer Stadt wieder lebendig“, betont Markus Schadenbauer, Initiator und Organisator der Emsiana. Das Festival, das ungenutzten Raum erobert, Plätze bespielt oder Leerstände wiederbelebt, trägt zum städtischen Entwicklungsprozess bei. „Neu in diesem Jahr bespielen wir das dörfliche Hohenems, als ein Viertel, das es neu zu entdecken gilt“, sagt Schadenbauer. So wird beispielsweise das bis 1830 als Rathaus genutzte, seit einigen Jahren leer stehende, denkmalgeschützte Gebäude in der Sägerstraße im Rahmen einer Ausstellung während des Festivals öffentlich zugänglich.
Feierliche Eröffnung
Festredner 2019 ist der renommierte deutsche Sozialwissenschaftler Harald Welzer. Er fordert Mut, unsere Demokratie mit neuem Leben zu erfüllen und Zukunftsverantwortung zu übernehmen. Musikalische Gäste bei der Eröffnung durch das Kammerorchester tonart sinfonietta sind der aus Hohenems stammende Trompeter Jürgen Ellensohn sowie die junge Ausnahmepianistin Raffaela Witzemann.
Traditionell geleiten Turmbläser die Besucherinnen und Besucher nach der Eröffnung zu den Ausstellungen und in die Museen. An den vier Emsiana-Tagen können die Besucherinnen und Besucher klassische Skulpturen in Stein und Bronze sowie Malerei von Heilgard Bertel, Leuchtkörper von Birgit Sargant und von Naturerfahrungen inspirierte Malerei von Erika Lässer-Rotter erleben. Carol Wyss befasst sich in ihrer Installation „Adams Rippe“ mit den Unterschieden und Ähnlichkeiten von Mann und Frau.
Während Arno Eggers Arbeit im Garten des Hauses Harrachgasse 7 Mitgefühl zum Thema hat, begibt sich Dietmar Walser auf die fotografische Suche nach Orten der käuflichen Liebe. Roland Adlassnigg fragt in seiner Installation in der Burgruine Alt-Ems nach der Work-Life-Balance und ein besonderes Selbstporträt ist der 2017 verstorbenen Mariella Scherling-Elia gewidmet.
Weitere Ausstellungen und Sonderschauen locken im Jüdischen Museum, im Alte-Zeiten-Museum, im Mühlenmuseum, im Museum auf Zeit und im Spielzeugmuseum.
Weltmusik und Italianità
Alljährliche Höhepunkte der Emsiana sind die Konzerte im Salomon-Sulzer-Saal. Weltmusik, gesungen in englischer, arabischer und französischer Sprache, und das Erstlingswerk „Ahlam“ bringt das Trio NES am 10. Mai nach Hohenems. „Ahlam“ bedeutet so viel wie „Traum“. Die Botschaft von NES: Hoffnung auf Frieden in der Welt. Der Sound: jazzig, soulig und klassisch, ein Mix aus französischen Chansons und traditioneller arabischer Musik.
FLO ist der Künstlername der aus Neapel stammenden Sängerin Floriana Cangiano. Mit ihrer kraftvollen, dramatischen Stimme und der Mischung aus Pop, Folk und Weltmusik gilt sie als eine der interessantesten Erscheinungen der jungen italienischen Musikszene. FLO widmet sich dem traditionellen neapolitanischen Gesang einer Rosa Balistreri, ist aber ebenso inspiriert von Künstlerinnen und Künstlern wie Billie Holiday, Elis Regina, Amalia Rodriguez und Cesaria Evora.
Bei der sonntäglichen Jazzmatinee am 12. Mai spielt das Quartett Emsiana auf. Das eigens für die Emsiana formierte Trio um Helia Samadzadeh, Peter Madsen und Dietmar Kirchner wird durch Martin Grabher und sein Schlagzeug verstärkt. Kompositionen von Henry Mancini, Ennio Morricone und Nina Rota entführen das Publikum diesmal nach Italien.
Zu einer „Mediterranen Reise“, die traditionelles Liedgut aus Orient und Okzident mit Improvisation verknüpft, laden auch Andreas Paragioudakis, Marcello Wick und Christos Stertsos ein. Das intime Foyerkonzert im Jüdischen Museum bildet den musikalischen Abschluss am Sonntagabend.
Kino unter Sternen, Kulturschmaus, Führungen & Co.
Ein neuer Programmpunkt in diesem Jahr ist ein Kino unter Sternen im Jüdischen Viertel mit den Klassikern „Cinema Paradiso“ und „Don Camillo und Peppone“. Im dichten Kulturtreiben gehören Essen und Trinken, köstliche Ideen und gemütliche Momente, bereits traditionell zum Festival. Das kulinarische Herz von la bella Emsiana schlägt auf dem Salomon-Sulzer-Platz, wo italienisch-gastrosophe Verhältnisse herrschen. Beim Kulturschmaus wird das Kulturcafé Kitzinger zur Cafeteria und die Visionsbar macht ihrem Namen alle Ehre.
Ein Highlight im Programm sind die verschiedenen Führungen, die neben italienischen Spuren auf dem Jüdischen Friedhof auch die Geschichte der Einwandererfamilie Collini bis hin zur Firmengründung verfolgen. Aufgrund der großen Nachfrage im letzten Jahr ist die aus dem Dornröschenschlaf erwachte Villa Iwan und Franziska Rosenthal auch bei der Emsiana 2019 zu besichtigen. Die gotische Burg Schloss Glopper, einst Rückzugsburg der Emser Ritter, ist im Rahmen der Führungen erstmals öffentlich zugänglich. Karten für die Führungen in der Villa Rosenthal und auf Schloss Glopper sind ausschließlich im Vorverkauf zu erwerben.
Auch für die kleinen Zuschauer bietet die Emsiana wieder un grande spettacolo: Manege frei für Maus, Clowns und Artisten heißt es beim Circus Dimitri, der Amüsement für die ganze Familie verspricht. Das Teatro per bambini bringt als besonderen Gast die Marionette Pinocchio nach Hohenems.
Info: www.emsiana.at