«Gegen Topgegner können wir viel lernen»

Kurz vor Weihnachten hatte der Liechtensteiner Fussballverband die Katze aus dem Sack gelassen und Helgi Kolvidsson als neuen Nationaltrainer präsentiert. Schon bald stehen für den 41-jährigen Isländer die ersten Bewährungsproben an: Am 23. März empfängt Liechtenstein zum Auftakt der WM-Qualifikation Ex-Europameister Griechenland, und drei Tage später geht’s nach Parma, dort wartet der vierfache Weltmeister Italien.

Helgi Kolvidsson sieht seine Aufgabe beim LFV nicht allein beim Nationalteam, er möchte vor allem auch den Nachwuchs weiterbringen und die Strukturen verbessern. Die «lie:zeit» hat sich ausführlich mit dem Isländer unterhalten.

Sie sind seit bald drei Monaten im Amt, wie gefällt Ihnen der Job als Liechtensteiner Nationaltrainer?
Helgi Kolvidsson:
Sehr positiv! Ich merke, die Leute im Verband, bei den Vereinen oder auch die Spieler, die wollen, und das macht einfach Spass.

Was war bisher Ihre Hauptbeschäftigung beim LFV?
Zunächst musste ich natürlich die Strukturen und alle Trainer im Verband kennenlernen und mir einen Überblick verschaffen über die Spieler. Ich habe auch schon einige Partien angeschaut. Bezüglich Strukturen, Abläufe und Arbeitsaufteilung haben wir schon diverse Gespräche geführt, ich möchte da meine Vorstellungen einbringen. Da stehen sicher einige Veränderungen an. Es betrifft in erster Linie die Spielanalysen, taktische Vorrichtungen etc. Auch bezüglich Programmabläufe in den Tagen vor den Spielen habe ich so meine Ideen, aber natürlich alles in Absprache mit dem Staff. 

Sie waren einige Jahre als Co-Trainer bei der isländischen Nationalmannschaft tätig, es ist anzunehmen, dass Ihre Erfahrungen da auch einfliessen werden?
Ja klar, das war sicher hilfreich, dass ich zuletzt drei Jahre beim isländischen Team dabei war. Wir hatten dort eine klare Struktur und eine klare Linie in unserer Arbeit, und die war doch recht erfolgreich. Bezüglich Spielweise werden wir dann sehen, wie wir uns beim LFV entwickeln.

Begeisterung bei den Jungen entfachen

Ihr erster Eindruck vom Fussball in Liechtenstein?
Durch meine Tätigkeit als Spieler und als Trainer bei Austria Lustenau kenne ich mich natürlich schon ein wenig aus hier. Die Spieler in Liechtenstein sind technisch recht gut ausgebildet, man hat eine sehr gute Infrastruktur hier, und gewisse Ähnlichkeiten zu Island sind schon zu erkennen. 

So auch die Nähe der Vereine zum Verband, da sind Informationen und Abläufe relativ einfach zu vermitteln, das ist ein grosser Vorteil eines so kleinen Verbandes, und das muss man nutzen. Jetzt liegt’s auch an uns, nicht nur beim A-Nationalteam, sondern vor allem bei den Jungen eine gewisse Begeisterung zu entfachen. Das ist der absolute Schlüssel, so viele wie möglich ins Boot zu holen und diese für den Fussball zu gewinnen.

V.l.: Helgi Kolvidsson und Christoph Kindle

Eine Ehre, gegen Italien zu spielen

Es geht schon bald los mit der EM-Qualifikation, am 23. März gegen Griechenland und dann drei Tage später in Italien, man weiss also gleich, woran man ist?
Ich glaube, das wissen wir sowieso… Ich freue mich jedenfalls darauf! Was gibt’s denn Schöneres, als gegen die Besten der Besten zu spielen? Griechenland hat Topspieler und einen noch relativ neuen Trainer, und gegen Italien, da braucht man gar nicht gross reden. Das ist doch eine Ehre, gegen diese Mannschaft auf dem Platz zu stehen. Gegen solche Gegner können wir viel lernen. Wir haben einiges vor und freuen uns darauf.

Haben Sie den Wohnsitz immer noch in Süddeutschland?
Ja, wir sind dort seit 2004 zu Hause, meine Frau kommt von dort, meine Kinder gehen dort zur Schule. Ich habe aber eine Wohnung in Triesenberg, weil ich doch sehr viel hier im Land bin. Ich schaue mir, wenn immer es möglich ist, Spiele der Liechtensteiner Clubs an und besuche ab und zu auch Trainings, um auf dem Laufenden zu bleiben. 

Ich geniesse den Blick auf die verschneiten Berge

Sind Sie noch ab und zu auch in Ihrer Heimat in Island?
Momentan nicht, nein, dazu fehlt mir die Zeit. Ich bin voll ausgelastet mit meiner neuen Tätigkeit hier beim LFV, da bleibt nicht viel Freizeit übrig. Aber mir macht die Arbeit hier viel Spass.

Was hat Sie bis jetzt am meisten von Liechtenstein beeindruckt?
Jeden Morgen, wenn ich aufstehe und auf die verschneiten Berge blicke, ist das wunderschön. Ich bin ein absoluter Naturmensch und geniesse das hier. Da freut man sich auf den ersten Kaffee am Morgen und geniesst den Blick, die Ruhe, und das begeistert mich.

Anzeige