Neujahrsbotschaft von Landtagspräsident Albert Frick

Liebe Liechtensteinerinnen, liebe Liechtensteiner

Wir stehen am Ende eines Jahres, das aus parlamentarischer Sicht als eines der turbulentesten in die Geschichte eingehen wird. Ein Parteiaustritt und gar eine Parteispaltung haben das Gesicht dessen verändert, was die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger vor knapp zwei Jahren für angemessen hielten. Es hat einiges an Einsatz und Kreativität erfordert, die neuen Gegebenheiten in geordnete Bahnen zu lenken.

Mit Sicht auf das kommende Jubiläumsjahr «300 Jahre Fürstentum Liechtenstein» wollen wir nun den Blick nach vorne richten. Mehr Gemeinsamkeit und mehr Stabilität sind erstrebenswert. Schliesslich haben wir allen Grund, auf unsere 300 Jahre stolz zu sein. Es ist die Geschichte zweier spärlich bewohnter und ärmlicher Landschaften, die 1719 zum Fürstentum Liechtenstein vereint wurden, das heute als modernes, wohlhabendes Staatswesen internationale Anerkennung geniesst.

Es ist unser Land, dem wir alle verpflichtet sind. Die Frage «Was tut der Staat für mich?» hat ihre Berechtigung, denn der Staat soll ja Dienstleister an seiner Einwohnerschaft sein. Genauso berechtigt ist aber die Frage, die schon Präsident Kennedy bei seiner Antrittsrede formulierte: «Was kann ich für den Staat tun?»

Am Gelingen unseres Staates mitwirken
Glücklicherweise gibt es noch viele Mitbürgerinnen und Mitbürger, die die zweite Sicht teilen und am Gelingen unseres Gemeinwesens mitwirken, sei es in politischer, sozialer, kultureller oder anderer Funktion. Wir können auf viele Menschen zählen, denen es fernliegt, auf die Aufforderungen zu Unzufriedenheit zu hören, und die es vorziehen, anzupacken und in dieser oder jener Form Verantwortung zu übernehmen. Darauf weiterhin zählen zu dürfen, ist ein grosses Anliegen. 

Gerade das Jubiläumsjahr darf uns wieder einmal vor Augen führen, dass Liechtenstein eine Willensnation ist. Eine Ansammlung von Menschen, die dankbar sind, in diesem Land mit grossartigen Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und mit weitreichender sozialer Absicherung in freundschaftlicher Gemeinschaft leben zu dürfen. Eine Ansammlung von Menschen auch, die stolz auf ihr Land sind und bereit sind, ihren Teil beizusteuern, dass wir vertrauensvoll nach vorne blicken dürfen.

2019 soll unser Bewusstsein stärken, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft sind, die es selbst in die Hand nehmen muss, ihr Zusammenleben zu gestalten und für ihr Wohlergehen zu sorgen. Es liegt an uns allen, unserer Heimat den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen. Wir dürfen aber auch gebührend feiern. Während 300 Jahren auch schwierigste Zeiten und Umbrüche in unveränderten Grenzen überlebt zu haben, ist alles andere als selbstverständlich. Da darf man einen Marschhalt einschalten und auch mal ausgelassen Rückschau halten. Vergessen wir dabei nicht, für ein uns gütig gesinntes Schicksal dankbar zu sein.

Mittelstand stärken
Den Verantwortlichen im Land und den Gemeinden darf dieses Jubiläumsjahr ganz besonderer Ansporn sein, der Einwohnerschaft eine hohe Lebensqualität zu erhalten und sich bevorzugt um jene Mitmenschen zu kümmern, die in schwierigen Situationen leben. Auch scheint mir eine Stärkung des Mittelstandes ein Gebot der Zeit zu sein. Der Mittelstand ist wichtiger und tragender Pfeiler unserer Gesellschaft. Wir müssen kreativ daran arbeiten, diesem so wichtigen Teil der Gesellschaft lohnende Perspektiven zu geben. Das kann viel zur Stärkung unserer Gemeinschaft im Allgemeinen und damit zum kollektiven Wohlbefinden beitragen. Wenn die Entscheidungsträger bereit sind, hierfür aus festgefahrenen Denkmustern auszubrechen, sind erhellende Entwicklungen möglich.

Ich wünsche allen Einwohnerinnen und Einwohnern einen guten Rutsch ins Jubiläumsjahr «300 Jahre Fürstentum Liechtenstein». Freuen wir uns auf viele beglückende Begegnungen.