Montag, 21. Oktober 2024
18.30 bis 20.00 Uhr
Liechtenstein-Institut, Gamprin-Bendern
Referent
Hans-Jörg Rheinberger, Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte an der TU Berlin, ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte
Zum Vortrag
Das Erzählen von Geschichte kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Am Beispiel der Wissenschaftsgeschichte wird der Referent einige von ihnen in den Blick nehmen. Dabei steht im Zentrum die Abwendung von einer reinen Ideengeschichte hin zu einer Geschichte, in der die Praxis der Wissenschaften, vor allem ihre Beobachtungs- und Experimentierprozesse, ins Zentrum gerückt werden. Eine weitere Dimension ist der Zeithorizont. Eine Geschichte muss unterschiedlich erzählt werden, je nachdem es sich um eine Fallstudie (kurze Zeiträume), die Entwicklung eines wissenschaftlichen Betätigungsfeldes (mittlere Zeiträume) oder die langfristige Entwicklung von Wissenssystemen handelt. Die Überlegungen werden an Beispielen der Geschichte der Lebenswissenschaften im 20. Jahrhundert und der Langzeitgeschichte des Vererbungsdenkens in der Biologie verdeutlicht.
VORTRAGSREIHE «GRENZEN»
Von Schaanwald nach Tijuana und zurück: Zu Geschichte und Konzepten von Grenzen
Mittwoch, 23. Oktober 2024
18.30 bis 20.00 Uhr
Liechtenstein-Institut, Gamprin-Bendern
Referent
Stephan Scheuzger, Forschungsbeauftragter Geschichte am Liechtenstein-Institut
Zum Vortrag
Grenzen verändern sich, sie entstehen neu, verschwinden, verschieben sich, werden mehr oder weniger porös. Die Forschung hat ihrerseits unter wechselnden Perspektiven auf das wandelbare Phänomen der Grenzen geblickt und dabei verschiedene Analysekonzepte entwickelt – von der Grenze als eindeutig definierter Trennlinie zwischen Territorien bis zum Grenzraum, der sich geographisch nicht mehr klar bestimmen lässt.
Der Vortrag bietet eine Einführung in die Thematik der Grenze, indem er historische Entwicklungen von Grenzen in Bezug setzt zu verschiedenen Ansätzen der Forschung auf diesem Gebiet, die das Ziel haben, zu einem besseren Verständnis des vielschichtigen Phänomens beizutragen. Betrachtet werden Grenzen vom 19. bis ins 21. Jahrhundert, von Liechtenstein bis nach Übersee.
Zur Vortragsreihe
Grenzen definieren Territorien. Territorien als politischen Entscheidungsräumen wie auch als Identifikationsräumen kam in der Entwicklung der modernen Welt eine zentrale Rolle zu. Die beschleunigten Globalisierungsprozesse ab dem späten 20. Jahrhundert fordern bestehende territoriale politische Entscheidungsräume und Identifikationsräume – gerade in der bislang dominierenden Form des Nationalstaates – zunehmend heraus und lassen diese auch nicht mehr unbedingt als deckungsgleich erscheinen. In diesem Kontext wird die Bedeutung von Grenzen seit einiger Zeit neu betrachtet und diskutiert. Diese Bedeutung ist alles andere als eindeutig. Während Grenzen teilweise durchlässiger geworden sind, sind sie andernorts oder für bestimmte Personengruppen oder Güter in den letzten Jahren und Jahrzehnten verstärkt worden.
Die Bedeutung von Grenzen ist für alle Zeiten differenziert zu betrachten. Immer haben sich nicht nur Menschen über Grenzen, sondern auch Grenzen über Menschen hinwegbewegt. Grenzen haben stets nicht nur geschützt, sondern auch zerstört. Und Grenzen haben nicht nur Räume getrennt, sondern auch verbunden.
In kleinen Staaten, wie Liechtenstein, sind die territorialen Grenzen gleichsam allgegenwärtig. Ihre vielfältige Bedeutung ist laufend unmittelbar zu erfahren. Im Jahr nach dem hundertjährigen Jubiläum des Abschlusses des Zollvertrags mit der Schweiz widmet das Liechtenstein-Institut deshalb dem Thema «Grenzen» eine Vortragsreihe.
Vier Beiträge beleuchten dabei das Thema aus geschichts-, politik-, rechts- und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive. Theoretische und konzeptionelle Überlegungen werden mit praktischen, empirischen Befunden in Bezug gesetzt. Auf das «Grenzland» Liechtenstein wird ebenso geblickt wie darüber hinaus.
Die Vorträge können auch per Zoom mitverfolgt werden. Teilnahmelinks können unter
angefordert werden