Gemeinsam mit liechtensteinischen Akteuren aus der Finanzwirtschaft und der Philanthropie präsentierte Regierungsrätin Dominique Hasler am Freitag, 5. Juli die nächste Phase des Projekts „Finance Against Slavery and Trafficking“ (FAST).
Dabei wurden die bisherigen Errungenschaften des FAST-Projekts, das im Jahr 2018 im Rahmen der Agenda 2030 als öffentlich-private Partnerschaft lanciert wurde, aufgezeigt und die geplanten Aktivitäten zur FAST-Implementierung in Entwicklungsländern vorgestellt.
FAST-Projekt als Beitrag Liechtensteins zur Erreichung der UNO-Nachhaltigkeitsziele
2015 haben sich alle Mitgliedstaaten der UNO – und damit auch Liechtenstein – zur Umsetzung der Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) verpflichtet. Ein wesentliches Element der Agenda 2030 ist die Sicherstellung von menschenwürdiger Arbeit für alle Menschen (SDG 8). Um dieses Ziel zu erreichen, sieht die Agenda vor, Menschenhandel und moderne Sklaverei in all ihren Formen bis 2030 zu eliminieren. Die Bekämpfung gravierender Menschenrechtsverletzungen stellt seit vielen Jahren einen zentralen Schwerpunkt der liechtensteinischen Aussenpolitik dar.
Expertise des liechtensteinischen Finanzsektors fliesst in das SDG Projekt ein
Das von Liechtenstein entwickelte Projekt „Finance Against Slavery and Trafficking“, kurz FAST, ist ein Leuchtturmprojekt zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UNO. Das FAST-Projekt, das im Jahr 2018 als öffentlich-private Partnerschaft lanciert wurde, bindet den globalen Finanzsektors in die Bekämpfung von moderner Sklaverei und Menschenhandel ein.
Der Finanzsektor spielt beim Kampf gegen diese Verbrechen eine wesentliche Rolle, indem er Finanzflüsse, die in Verbindung mit Menschenhandel und moderner Sklaverei stehen, aufdeckt und unterbindet. Der liechtensteinische Finanzsektor kann dabei seine ausgewiesene Expertise bei der Bekämpfung illegaler Finanzflüsse einbringen. Liechtensteinische Akteure aus der Privatwirtschaft wurden deshalb von Beginn an in dieses Projekt einbezogen. Somit tragen Staat und Private mit dem FAST-Projekt gemeinsam zur Erreichung der SDGs bei.
Erfolge bei der Bekämpfung von moderner Sklaverei und Menschenhandel
Moderne Sklaverei und Menschenhandel sind ein weit verbreitetes Phänomen. Krisen und kriegerische Auseinandersetzungen haben das Risiko, Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel zu werden, noch erhöht. Neueste Zahlen zeigen, dass rund 50 Millionen Menschen derzeit von Menschenhandel und moderner Sklaverei betroffen sind.
Seit der Lancierung von FAST können Erfolge bei der Bekämpfung von moderner Sklaverei und Menschenhandel verzeichnet werden. Dazu gehört beispielsweise ein Weiterbildungsangebot für Compliance-Beauftragte, das bisher über 45’000 Mal absolviert wurde. Im Rahmen dieses Zertifikatslehrgangs erlernen Finanzexperten Fähigkeiten, um Geschäftsmodelle zu erkennen, welche mit Menschenhandel und moderner Sklaverei in Verbindung stehen. Damit erhalten sie die Fähigkeiten, illegale Finanzflüsse in Verbindung mit solchen Geschäftsmodellen zu erkennen, diese den Behörden zu melden und Investitionen in solche Geschäftsmodelle frühzeitig zu verhindern.
Zudem ermöglichte FAST bis heute über 4’500 Überlebenden von moderner Sklaverei und Menschenhandel den Zugang zu Bankdienstleistungen. Opfern von Menschenhandel und Sklaverei wird häufig die Identität gestohlen, indem ihnen Ausweispapiere von Menschenhändlern und Ausbeutern entzogen werden und nicht selten auch ihre Identität für andere Zwecke missbraucht wird. Opfern fehlt somit regelmässig eine rechtliche Identität. Ohne eine solche Identität können sie, nachdem sie Opfer von Menschenhandel oder moderner Sklaverei geworden sind, weder ein Bankkonto eröffnen noch Kredite aufnehmen, womit sie keinen legalen Zugang zu Finanzen haben. FAST konnte mit Partnerbanken und in Zusammenarbeit mit Behörden Modelle zur Einrichtung von Konten für Opfer entwickeln. Dadurch erhalten Opfer Zugang zu Finanzdienstleistungen und können so der Gefahr von wiederkehrender Ausbeutung entfliehen.
Auch etablierte FAST eine Allianz, um mit Hilfe des „Follow-the-Money“-Ansatzes Investments zu vermeiden, die moderne Sklaverei und Menschenhandel fördern.
Diese Allianz, verpflichtet sich dazu, riskante Finanzflüsse genauer zu kontrollieren und diese zu unterbinden. Mit einem verwalteten Vermögen von etwa USD 5.5 Billionen kann sie im Kampf gegen diese Verbrechen eine nachhaltige Wirkung erzielen.
Neue Projektphase
Als multilaterale Organisation mit spezifischer akademischer Expertise eignete sich UNU ideal für die erste Projektphase, in der Konzepte zur Bekämpfung solcher Verbrechen unter Einbezug des Finanzsektors zu entwickelt wurden. UNU erarbeitete sodann einen Aktionsplan und setzte sich für seine Bekanntmachung und Verbreitung ein. Nach der erfolgreichen Bekanntmachungs- und Verbreitungsphase wird nun in einer nächsten Projektphase der Fokus verstärkt auf die Implementierung im Rahmen konkreter Entwicklungsprojekte gelegt. Für diese neue Projektphase konnte mit dem UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP) eine global anerkannte Organisation gefunden werden, die auf die Implementierung von Entwicklungsprojekten spezialisiert ist
UNDP betreibt Länderbüros in 173 Staaten und nimmt im UNO-System in Bezug auf Entwicklungsfragen die zentrale Stellung ein. Durch die Zusammenarbeit mit UNDP kann das FAST-Projekt weiter gestärkt werden und damit die aussenpolitische Visibilität dieses Projekts zusätzlich erhöht werden. Liechtenstein wird die neue Projektphase dieses Leuchtturmprojekts zur Umsetzung der SDGs mit einem IHZE-Beitrag von CHF 250’000 unterstützen. Der Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands, Simon Tribelhorn, hob die positive Strahlkraft des FAST-Projekts für den liechtensteinischen Finanzplatz und dessen Reputation hervor. Alexander Ospelt, Stiftungsrat der Tarom-Foundation, würdigte die bisherigen Erfolge des FAST-Projekts. Beide begrüssten die Einleitung einer neuen Projektphase mit UNDP in der Führungsrolle. In diesem Zusammenhang betonte Regierungsrätin Hasler die Bedeutung von öffentlich-privaten Partnerschaften in Liechtenstein, gerade bei der Umsetzung der UNO-Nachhaltigkeitsziele (SDGs), und bedankte sich bei den Akteuren der Finanzwirtschaft für die wertvolle Zusammenarbeit.
Ausbau von FAST in Entwicklungsländern
In der nächsten Projektphase wird nun der Fokus stärker darauf gelegt, Entwicklungsländer bei der FAST-Umsetzung zu unterstützen. UNDP wird Staaten und Finanzakteure vor Ort unterstützen, Massnahmen für Opfer solcher Verbrechen zu etablieren. Damit wird auch der Finanzsektor weiterhin eine zentrale Rolle spielen. In einem ersten Schritt wird sich UNDP dabei auf Nigeria und Thailand als Zielländer konzentrieren. So trägt FAST aktiv zur Umsetzung der UNO-Nachhaltigkeitsziele bei und fügt sich zudem in die vom Amt für Auswärtige Angelegenheiten koordinierten Aktivitäten im IHZE-Bereich ein.