Massnahmenplan zur Bekämpfung der sich «umtreibenden Faulheit»?!

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Was nach Regierungschef-Stellvertreterin Monauni kein Patenzrezept sein kann, klingt geradezu nach einem solchen. Nach dem Motto «ran an die Säcke» möchte Regierung und Wirtschaft den Arbeitskräftemangel anhand eines Drei-Punkte-Plans bekämpfen. Demnach sollen insbesondere mehr Frauen für die Erwerbstätigkeit gewonnen, das Arbeiten im Alter gefördert, die Zuwanderungsregeln optimiert und die Erwerbsbeteiligung von Geflüchteten erhöht werden.

Der Bericht der Arbeitsgruppe aus Verwaltung und Wirtschaft trifft die Annahme, dass Wohlstand ein Produkt von Wirtschaftswachstum und Produktionssteigerung ist und jene der Garant für Wohlstand. Der Punkteplan suggeriert, dass Mütter zu Hause Däumchen drehen und mit dem Nachwusch plauschen, dass Frühpensionierte es sich «leisten» auf der faulen Haut zu liegen und Geflüchtete sich nicht um ihren Unterhalt kümmern möchten.

Faktisch ist der Gender-Pay Gap (Einkommensunterschied zwischen Mann und Frau bei gleicher Arbeit) und die Tatsache, dass Frauen oft in Niedriglohnberufen tätig sind, mitverantwortlich für den Entscheid, als Mutter zu Hause zu bleiben. Und für Männer gibt es stets noch unzureichende Möglichkeiten in einem Teilzeitpensum arbeiten zu können, um die (unbezahlte) Care-Arbeit mitzutragen.

Zahlreiche Personen entscheiden sich gezwungenermassen für eine frühzeitige Pensionierung, die gegenüber der ordentlichen wohlgemerkt eine finanzielle Einbusse mit sich bringt. Sei dies aus physischen oder psychischen Gesundheitsgründen, beispielsweise durch die starke Beanspruchung des Körpers oder durch ein belastendes Arbeitsumfeld. Eine Umschulung oder ein Stellenwechsel ist mit 50 Plus meist nicht mehr aussichtsreich.

Asylsuchende verfügen bereits ab dem 1. Tag über eine Arbeitserlaubnis. Das ist gut so. Dennoch kann nicht erwartet werden, dass die deutsche Sprache und insbesondere fachspezifische Sprachkenntnisse von heute auf morgen beherrscht werden. Ein verstärktes Jobcoaching der Flüchtlingshilfe ist zu begrüssen. Doch auch Geflüchtete, die in den Arbeitsmarkt integriert werden können, unterliegen dem Arbeitsgesetz und je nach Branche einem Gesamtarbeitsvertrag, welcher für gute Arbeitsbedingungen sorgt. Er schützt die Arbeit­neh­menden vor Willkür und stärkt ihre Rechte und ihre Posi­tion.

Es gibt zur Linderung des Fach- und Arbeitskräftemangels sicherlich Analyse-und Handlungsbedarf. Doch «Ran an die Säcke» dürfte das Motto von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ebenso für die Behebung der bereits länger vorherrschenden systemischer Missstände lauten. Und der häufig proklamierte Wohlstand liesse sich künftig anhand noch anderer Indikatoren messen als der reinen Produktivitätssteigerung. Dieser mag vielleicht den Wohlstand aber immer weniger das Wohlbefinden steigern.