Liechtenstein Wärme: Geschäftsjahr 2023 und Ausblick 2024

Nachhaltiger und konsequenter Transformationsprozess: Ökologisierung der Gas- und Wärmeversorgung im Fokus

Das energiepolitische Zieldreieck im Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit hat für Liechtenstein Wärme neue Massstäbe erhalten. Hierbei gilt die höchste Priorität der Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit Erdgas. In einem Umfeld enormer Preisvolatilität steht die volkswirtschaftliche Versorgungssicherheit über kurzfristigem Unternehmenserfolg.

In diesem Radius der massiven Preiseskapaden war und ist die Geschäftstätigkeit äusserst
anspruchsvoll und Prognosen zum Geschäftsverlauf waren und sind kaum möglich. Von den
ersten Entscheidungen an wurde die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit für das Land Liechtenstein bzw. dessen Bevölkerung und Wirtschaft klar an oberste Stelle bzw. höher als der eigene Unternehmenserfolg gesetzt. Ableitend, infolge der weiterhin instabilen geopolitischen Lage, hat Liechtenstein Wärme es als essenziell wichtig erachtet, den operativen Gasspeicher als Sicherheit über den Winter 2023/24 gefüllt zu halten.

Die Internationale Energieagentur (IEA) befürchtete im Herbst 2023 steigende Gaspreise bei einem aussergewöhnlich kalten Winter. Diese Einschätzung teilten wir und haben entsprechende Massnahmen für den Winter 2023/24 getroffen, um einer hohen  Marktunsicherheit entgegenzuwirken. Ein unüberlegtes Handeln an Energiebörsen kann zwar profitabel sein, ist jedoch äusserst risikoreich. Eine solche Vorgehensweise fährt Liechtenstein Wärme bewusst nicht – in einem Umfeld enormer Preisvolatilität hat die Gewährleistung der Versorgungssicherheit unserer Kundinnen und Kunden höchste Priorität. Gerade im Energiehandel bestand und besteht das Risiko eines Gegenparteien-Ausfalls. Diese Gefahr existiert bei Liechtenstein Wärme dank des Bezugs von eigenem Speichergas und inländischem Biogas nicht.

Es wurde bewusst entschieden, die Kundinnen und Kunden im Sinne einer fairen und partnerschaftlichen Beziehung nicht vollumfänglich zu belasten, was das Resultat der Sparte «Gashandel» ebenfalls negativ belastete. Die Sparten Gasnetz, Wärmeversorgung und Biogasanlage entwickelten sich unseren Erwartungen entsprechend. Der Jahresgewinn von Liechtenstein Wärme betrug im Jahr 2023 etwa 0,1 Millionen Franken.

Liechtenstein Wärme versorgte 4’500 private und gewerbliche Kunden mit Erdgas / Biogas und setzte die Strategie des Ausbaus des zweiten Geschäftsfelds Wärmeversorgung / Erneuerbare Energien konsequent fort. Der Absatz von Erdgas / Biogas verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um etwa 8 Prozent auf 223,5 Millionen Kilowattstunden. Um etwa 1 Prozent oder 0,1 Millionen Kilowattstunden hat sich der Absatz von Biogas gesteigert, er betrug 7,6 Millionen Kilowattstunden. Dadurch konnten 1’505 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Entwicklung des Anteils der Wärmekunden um 29 Prozent auf 301 war auch im Geschäftsjahr 2023 äusserst erfreulich. Der Verkauf thermischer Energie hat sich um knapp 19 Prozent auf 27,8 Millionen Kilowattstunden erhöht

Entwicklung des Gaspreises

Über die letzten drei Jahre von 2021 bis 2023 hat die Branche eine Marktsituation erfahren,
die bis anhin so nicht gekannt wurde. Beim Erdgas haben sich die Preise der Termingeschäfte für das Frontjahr seit Mitte 2020 ungefähr verzwanzigfacht. Ende 2023 sind die Preise zumindest auf ein Preisniveau gesunken, welches zirka doppelt so hoch ist wie vor der Krise. Solche Volatilitäten hat es noch nie gegeben. Die historischen Höchstwerte im Terminmarkt zeigten sich im Sommer 2008, als die Ölpreise ebenfalls historische Rekordwerte erreichten, sieben- bis achtmal niedriger wie im Spätsommer 2022. Tagespreise sind seit den historischen Tiefstwerten vom Jahr 2020 gar teilweise im Jahr 2022 um mehr als das Hundertfache gestiegen und erreichten ebenfalls neue Höchstwerte. Eine hohe Marktunsicherheit war auch im Jahr 2023 erkennbar. Trotzdem sind die Preise in den vergangenen Wochen und Monaten stark gesunken. Der Preis entwickelte sich im Spannungsfeld zwischen Angebot und Nachfrage. In Europa zeigt sich das Angebot derzeit stabil und die Nachfrage ist bedingt durch folgende Faktoren:

» Wetter / Temperatur
» Sparbemühungen
» Verschiebungen zu anderen Energieträgern / Technologien
» Aktuelle konjunkturelle Lage / Industrieabwanderung

Unternehmensvision

An der Umsetzung der aus der Energiestrategie 2030 abgeleiteten Unternehmensvision wird konsequent und mit hoher Priorität gearbeitet.

Im Sinne der Relevanz und ungebrochenen Aktualität werden hiermit unsere aus der Energiestrategie 2030 abgeleiteten Zielsetzungen in Richtung CO2-Reduktion nochmals festgehalten:

» Nah- und Fernwärme werden weiter forciert.
» Liechtenstein Wärme will ihre Nah- und Fernwärme bis 2030 zu 90 Prozent CO2-neutral betreiben.
» Bis 2050 sollen die Nah- und Fernwärme zu 100 Prozent CO2-neutral sein.
» Bis 2050 soll das Gasnetz zu 100 Prozent CO2-neutral sein.
» Liechtenstein Wärme will ihr Gasnetz bis 2030 zu 30 Prozent ökologisieren (Biogas, synthetische Gase, Wasserstoff).
» Die wirtschaftliche Produktion von Biogas, synthetischen Gasen und allenfalls Wasserstoff soll forciert werden.

Wie in der Vergangenheit bereits mehrfach betont, entwickelt sich das Wachstum der Nah- und Fernwärme entsprechend unseren Erwartungen. Liechtenstein Wärme setzt mit ihren Wärme und Kälte-Projekten einen sehr bedeutenden Aspekt der liechtensteinischen Energiestrategie 2030 nachhaltig um. Dies mit den Schwerpunkten der Reduktion von Treibhausgasen, der Steigerung der Energieeffizienz und der Forcierung erneuerbarer Energien. Die angestrebte Dekarbonisierung und Ökologisierung des Gasnetzes ist wesentlich anspruchsvoller – insbesondere bei einer inländischen Umsetzung.

Ausblick 2024

Das Geschäftsjahr 2024 steht weiter und nochmals akzentuierter im Zeichen des Transformationsprozesses vom reinen Gasversorger zum allgemeinen Wärmedienstleistungsunternehmen. Die Ökologisierung der Gas- und Wärmeversorgung bleibt dabei auch künftig im Fokus, wofür verschiedenste Investitionen in Höhe von knapp 20 Millionen Franken geplant sind. 93 Prozent davon werden voraussichtlich in den weiteren Ausbau der Nah- und Fernwärme fliessen. Dabei ist im Besonderen die Fernwärme- und Kälteversorgung Vaduz als einer der gegenwärtig wichtigsten Meilensteine und strahlendes Leuchtturmprojekt hervorzuheben. Liechtenstein Wärme wird die Energielandschaft Liechtensteins auch über die nächsten Jahre proaktiv mitprägen, um so nachhaltige Fortschritte in der Umsetzung der Energiestrategie 2030 und der Energievision 2050 zu ermöglichen. Dabei ist Liechtenstein Wärme auf die Unterstützung durch finanzielle Mittel der öffentlichen Hand für die hohen Infrastrukturkosten im Bereich Nah- und Fernwärme
angewiesen.

Hierbei ist die zielgerichtete nationale Wärmeplanung bzw. Zielnetzplanung ein entscheidendes Instrument zur Erreichung der Energiestrategie 2030 und Energievision 2050. Die Absicht dieser Planung ist, das Land wirtschaftlich sinnhaft mit thermischer Energie zu versorgen. Dies kann durch eine integrierte Wärmeplanung mit Berücksichtigung aller Energieträger und ihrer Abhängigkeiten erreicht werden. Eine vorausschauende Wärmeplanung soll strategische Weichen für eine nachhaltige und zuverlässige Wärmeversorgung in Liechtenstein stellen.