Journalisten-Ethos

Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern

 

Die journalistische Ethik umfasst folgende publizistische Prinzipien: Wahrhaftigkeit in der journalistischen Darstellung. Objektivität durch emotionale Distanz zum jeweiligen Thema/Geschehen. Neutralität bei der Berichterstattung über Konflikte. Sorgfalt bei der Recherche. Achtung der Menschenwürde und des Persönlichkeitsrechts. Vermeidung von Sensationsjournalismus und aggressiver und polarisierender Recherchemethoden. Usw.

Grundsätze von welchen unsere noch einzig verbliebene Tageszeitung meilenweit entfernt ist und diese Ethik mit Füssen tritt. In ihren postfaktischen Berichterstattungen mobilisiert sie Ressentiments um damit Geld zu verdienen. „Als postfaktisch wird laut Wikipedia, politisches Denken und Handeln bezeichnet, für das Fakten irrelevant sind. Der emotionale Effekt einer Aussage vor allem auf die eigene Zielgruppe, gilt dabei als wichtiger als ihr Wahrheitsgehalt. Zu den Mitteln dieser Politik gehören offensichtliche Lügen ebenso, wie die Flutung des Diskursraumes mit irrelevanten Fakten zur Ablenkung vom Wesentlichen.“

So überflutet uns das Vaterland mit Beiträgen, in denen ein Timothy Schnyder erzählen darf, dass es wirklich „einfach“ wäre diesen Krieg zu gewinnen. Und Luzia Tschyrki, die da ganzseitig posaunt, die Ukraine wird diesen Krieg gewinnen. Und der Fabian Hock darf berichten, die Russen hätten nun sogar einen Atomreaktor im All stehen. Natürlich kein Wort über die Gräueltaten der Ukraine an den Menschen im Donbas vor dem Krieg. Und zur Corona-Politik, die nur Fragen hinterlässt, darf Verschwörungsforscher Michael Butler ganzseitig scheinheilig schreiben, es brauche Medienkompetenz um Impfskeptiker zu durchforschen.

Zur allgegenwärtigen Klimapolitik ruft man Uwe Ritzer, der auf einer ganzen Seite Angst macht und behauptet, dass wir bald verdursten könnten. Und nun ist Trump an der Reihe. Den Diskursraum hält das Vaterland mit Leserbriefzensur entgegen seiner Verpflichtung, die „Meinungsvielfalt“ zu fördern, sträflich eng.