«Klimawandel und wachsende soziale Ungleichheit beschäftigen mich»

Johannes Kaiser im Gespräch mit Aaron Kaiser (li).

Aaron Kaiser aus Mauren ist 24 Jahre alt und hat im Herbst 2023 seine Lehre als Mediamatiker FZ mit der exzellenten Note von 5,6 abgeschlossen. Der Eintrag ins Goldene Buch auf Schloss Vaduz, wozu wir Aaron herzlich gratulieren, war für ihn ein einzigartiges Erlebnis. Im Interview berichtet Aaron über seine Ausbildung sowie seine berufliche Tätigkeit und über Themen, die ihn als Jugendlichen besonders berühren und beschäftigen.

Interview: Johannes Kaiser 

Aaron, du hast im Herbst des letzten Jahres die Lehre als Mediamatiker FZ sehr erfolgreich abgeschlossen? Was fasziniert dich an diesem Beruf?

Aaron Kaiser: Was mir sehr am Beruf gefällt, ist die Abwechslung. Als Mediamatiker arbeitet man in vielen verschiedenen digitalen Themenbereichen. An einem Tag ist man als Webdesigner tätig, am nächsten arbeitet man an Social-Media-Postings und wieder einen Tag später nimmt man mit einer Kamera Bild- und Videoinhalte auf. Für dieses breite Themenfeld an digitalen Produkten wie Erklärvideos, Postings, Webseiten, Logos, digitalen Flyern, Inseraten et cetera können verschiedenste Gestaltungsprogramme verwendet werden. Am meisten fasziniert es mich, aus Rohmaterial jeglicher Art ein schönes Endprodukt zu erstellen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Videoproduktion. Erst wenn mehrere einzelne Aufnahmen kreativ zusammengeschnitten werden, entsteht ein unterhaltsames Reel. 

Der Lehrabschluss mit der super Note von 5,6 führte dazu, dass du dich auf Schloss Vaduz ins Goldene Buch eintragen konntest. Wie hast du dies erlebt?

Es war ein schönes Erlebnis, das Schloss Vaduz besuchen zu dürfen und bei einer Führung Einblicke in die Innenräume zu bekommen. Ich finde es eine schöne Tradition, dass erfolgreiche Lehrabsolventen S. D. Erbprinz Alois die Hand zu geben und sich im Goldenen Buch verewigen dürfen. Leider war es an diesem Tag sehr warm, und gerade die Männer im Anzug hätten sich wahrscheinlich vor der Führung noch ein kaltes Sprudelwasser gewünscht. Im Innenhof haben wir noch S. D. Fürst Hans-Adam II. getroffen, den ich als sehr bodenständigen und netten Menschen wahrgenommen habe.

Was machst du derzeit beruflich und was sind deine weiteren Ziele?

Momentan arbeite ich als Mediamatiker bei der Gutenberg AG. Der Beruf des Mediamatikers ist jedoch sehr breit gefächert, was sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein kann. Einerseits hat man ein breites Wissen zu vielen unterschiedlichen Themen, andererseits fehlt das tiefe Fachwissen in einem bestimmten Bereich. Deshalb werde ich voraussichtlich im Sommer dieses Jahres ein Teilzeitstudium im Bereich «Multimedia Production» beginnen.

Werden die jungen Menschen in der Ausbildung der weiterführenden Schulen über gesellschaftspolitische Themen gut informiert?

Ja, ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir am Gymnasium in Vaduz sehr viel über gesellschaftspolitische Themen gesprochen haben. Gerade im Geschichtsunterricht wurden zum Beispiel vergangene Ereignisse oft auf die heutige Zeit übertragen. Ebenso haben wichtige aktuelle Nachrichten stets ihren Platz im Unterricht gefunden, um ausführlich besprochen zu werden. Dabei sind konservative und weltoffene Haltungen aufeinandergetroffen, was zu einer schönen Diskussionskultur in unserer Klasse beigetragen hat. Ob die Berufsschulen auch auf gesellschaftspolitische Themen vorbereiten, kann ich nicht beurteilen, da ich nur berufsspezifische Fächer besuchen musste. 

Welches sind für dich die drei zentralsten Themen beziehungsweise grössten Herausforderungen, welche die zukünftige Welt der Jugend betreffen?

Der Klimawandel, die wachsende soziale Ungleichheit, Kriege und die damit einhergehenden Fluchtbewegungen, die wiederum politische Polarisierung und Extremismus verstärken. Es gibt etliche weitere Themen, mit denen sich die Jugendlichen befassen.

Wie könnte die Jugend bei der Mitge-staltung und Mitbestimmung besser eingebunden werden? Wäre das Wahlalter 16 ein Weg?

Ich persönlich halte es für zu früh, mit 16 Jahren schon wählen zu dürfen. Ohne Jugendlichen ein Mitspracherecht absprechen zu wollen, glaube ich, dass vielen die Lebenserfahrung und das politische Verständnis fehlt, so früh politische Entscheidungen treffen zu können. Möglicherweise erkennen sie verborgene negative Auswirkungen von anfänglich vielversprechenden politischen Entscheidungen nicht. Wer sich schon früh politisch engagieren möchte, kann Mitglied im Liechtensteiner Jugendrat werden, das finde ich super!

Wenn du im Landtag oder in der Regierung wärst: Welches Thema würdest du dir auf die Fahne schreiben beziehungsweise welches Herzensanliegen würdest du umsetzen?

Um das Volk in Zeiten der Inflation zu entlasten, würde ich dafür sorgen, die Krankenkassenprämien wieder zu senken.

Danke lieber Aaron für das interessante Gespräch.