Wärmender Bär

Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern

 

Etwa 16‘500‘000‘000 Jahre soll die Erde schon alt sein. Eine für den menschlichen Geist unvorstellbare Zeit. Das Alter des homo „schlauensis“ wird auf ca. 2‘000‘000 Jahre geschätzt. Seit Christi Geburt haben wird erst 2‘000 Jahre hinter uns. Zweitausend Jahre, im Vergleich zum Alter der Erde eigentlich nichts, aber dennoch war in diesem kurzen Wimpernschlag die Hölle los.

Kriege, Seuchen, Völkerwanderungen, Entdeckungen, Eroberungen usw. Und das, bei einem sich dauernd wechselnden Klima. Als Hannibal mit seinen Elefanten über die Alpen marschierte, waren die Winter wohl wärmer wie heute, gefolgt von periodisch extremen Hitze und Kältejahren. So gab es die mittelalterliche Warmzeit, dann die mittelalterliche Eiszeit. Das 19 Jahrhundert war gar das kälteste der letzten 1200 Jahre. Und noch im Jahre 1963 fror der Bodensee vollständig zu, was nur möglich ist, wenn es einige kalte Sommer und sehr kalte Winter hintereinander hat.

Diesen Unbillen wollen wir nun mit PV-Technik trotzen und ihnen per Gesetz ein Schnippchen schlagen? Sonnenschein und Wärmepumpen sollen nun Tezcatlipoca, den Gott der Kälte, brotlos machen, welchen schon die Azteken mehr fürchteten wie Xiuhtecuhtli den Hitzegott. Wussten sie doch, dass gegen Hitze schon ein Strohhut gute Dienste leistet, aber gegen Kälte erst ein Bär zu fangen, ihm das Fell abzuziehen und daraus ein warmer Mantel samt Pelzmütze zu nähen war.

Und so wie das Wetter und das Klima im steten Wandel sind, dürfen wir sicher sein, dass es auch wieder lange und kalte Winter geben wird. Winter in denen alle PV-Anlagen unter Schnee und Eis einfrieren und alle Wärmepumpen ihren Dienst aufgeben. Es ist ja ohnehin ein Paradoxon, dass wir die Erde abkühlen wollen, aber nicht wissen wie die Häuser heizen. Vielleicht werden wir bald froh sein, wenn irgendwo noch ein Atomkraftwerk läuft, die Inder uns russisches Öl und die Amerikaner uns ihr teures Fracking-Gas liefern. Oder der Gesetzgeber zieht uns ein wärmendes Fell über beide Ohren?