Lebensraum schützen

Äsche

Forumsbeitrag des Fischereivereins Liechtenstein

Das Streben nach erneuerbaren Energien ist notwendig und wird nicht in Frage gestellt. Dass in dieser Debatte auch die Wasserkraft zur Sprache kommt, ist nachvollziehbar. Die Idee der Demokraten pro Liechtenstein (DpL), bei der Kanalmündung in Ruggell ein Auslaufkraftwerk zu errichten, nehmen wir aber mit grosser Sorge zur Kenntnis.

Die Fischfauna im mündungsnahen Kanalabschnitt umfasste 1980 nur 4 Arten. Der Kanal stürzte damals über einen 4 Meter hohen Fall in den Rhein. Eine 1981 erstellte Fischtreppe erbrachte bezüglich Arten keine nennenswerten Erfolge, da sie für schwimmschwache Fische und andere Wasserlebewesen unpassierbar war.

Im Jahr 2000 wurde der Kanal in Ruggell von der Mündung des Rheins her über eine Strecke von rund 2 Kilometer renaturiert. Die Uferverbauung wurde aufgelöst und das Gewässer konnte sich seinen freien Lauf durch den Auenwald suchen. Im Ergebnis wurde der 4 Meter hohe Fall zwischen Kanal und Rhein entfernt und der Fischaufstieg vom Rhein in Liechtensteins bedeutendstes Talgewässer hindernisfrei. Diese grosse und kostspielige Massnahme zog beachtliche Resultate nach sich, was auch internationales Ansehen fand. Innert kurzer Zeit stieg die Fischartenzahl von einst 4 auf 17. Laufende Untersuchungen schätzen, dass heute über 25 Fischarten im Kanal und seinen Zubringern leben.

Diese Ergebnisse stehen zweifelsfrei in Verbindung mit der revitalisierten Kanalmündung, welche im Gegensatz zur einstigen Fischtreppe auch kleinen und schwimmschwachen Fischen den Einstieg ermöglicht.

Eine Stauung des Kanals wäre ein massiver Eingriff und würde den jetzigen artenreichen und dynamischen Lebensraum in eine monotone Wasserfläche verwandeln. Zahlreiche negative Effekte wären die Folge, unter anderem die Gewässerverschlammung, eine sinkende Sauerstoffkonzentration und ein ungelöster Fischabstieg. Für viele Fischarten wäre das eine bedrohliche Entwicklung. Zudem würden durch das Kraftwerk die wichtige Lockströmung und die hindernisfreie Anbindung des Kanals an den Rhein gestört, die Fische für einen Aufstieg zu ihren Laichplätzen benötigen.

Der Fischereiverein Liechtenstein versteht sich als Advokat der Gewässer und deren Bewohner. Daher gehen wir nur auf die negativen Effekte für die Fischfauna ein. Zu weiteren negativen Auswirkungen haben sich bereits andere Organisationen geäussert.

Der Präsident und die ehemaligen Präsidenten des Fischereivereins Liechtenstein, Rainer Kühnis, Günther Biedermann, Marcus Vogt, Gottlieb Hilti