Die Sprachverwirrung ist gewollt

Leserbrief von Georg
Kieber, Mauren

Die Sprachpolizei ist zur Stelle. In der „Bergheimat 2023“ heisst es einleitend: „Anstelle geschlechtsspezifischer Begriffe werden Sachbegriffe geschlechtsneutral und ohne jede Diskriminierung verwendet.“

Den Inhalt dieses Satzes habe ich zwar nicht verstanden, konnte ihn aber bei der Durchsicht von Medienhaus-Produkten erahnen. Dort erfahre ich, dass jemand „Lernende“ ausbildet, eine Firma auf „Lernendensuche“ ist oder mich kompetente „Vortragende“ erwarten. Natürlich ist diese Verlaufsform sprachlich falsch. Ein Lernender ist kein Lehrling, sondern jemand, der gerade jetzt auf der Schuldbank sitzt und lernt. Doch die Gender-Aktivisten argumentieren, selbst wenn Gendern gegen Rechtschreibregeln verstosse, sei es notwendig als Ausdruck des Wandels in der Gesellschaft, denn die männliche Sprachform verhindere die Sichtbarkeit jener Gruppen, die sie dringend bräuchten, also diversgeschlechtliche Menschen wie Non-Binäre oder Intersexuelle. Ich kenne niemanden, der mit homosexuellen Paaren oder Menschen mit anderer sexueller Orientierung ein Problem hat und frage mich, ob die marktschreierische Sichtbarmachung jener statistisch sehr kleinen Gruppe sich nicht ins Gegenteil verkehren könnte und zu deren Ausgrenzung führt, eben weil sie selbst als “anders“ gesehen werden will.

Gender-Sprache ist auch ein Angriff auf das Normale, auf das Alltägliche, das Orientierung schafft. Die NZZ schrieb: „Gender-Aktivisten krempeln mit Vehemenz die Sprache um. Dass wir dabei den Durchblick verlieren, ist gewollt.“ Sahra Wagenknecht („Die Selbstgerechten“) erwähnt eine Theorie französischer Philosophen, wonach Sprache die Realität nicht beschreibe, sondern sie schaffe. Ganz radikal: Was sprachlich nicht zum Ausdruck komme (hier das Geschlecht), verschwinde als Gegebenheit. Dabei ist dieser neue, konstruierte Sprachwandel  nur ein Teil des vor sich gehenden Systemwechsels, der Transformation oder des Re-Rest (WEF).