Am Ziel

Leserbrief von Loretta Federspiel
-Kieber, Mauren

 

Auch wenn mir der Dekor mit dem falschen Regenbogen und seiner ideologischen Aufdringlichkeit nicht gefällt, steige ich gerne in den Liechtensteiner Bus. Er ist nicht nur land- sondern weltbewegend! Denn was ist bewegender als Freundlichkeit und Humor? Vor der Abfahrt bleibt noch etwas Zeit und so plaudern der Chauffeur und ich, und ich erzähle ihm, wie müde ich sei, ich würde dann etwas schlafen. Er verspricht mir, mich am Ziel zu wecken. Ich setze mich auf die vordersten Sitze und beobachte, mit welch freundlicher Aufmerksamkeit jeder bedacht wird, der ein Billett löst, und geniesse die ruhige Fahrt, das rhythmische Anhalten, das Signal und das gelegentliche „tschau“ und „danke“ für den Fahrer. Es wäre schade, das zu verschlafen.

„Womit fährst du eigentlich?“ – „Mit Diesel.“ – „Die gasbetriebenen Busse?“- „Die gibt es schon lange nicht mehr. Die sind jetzt wohl in Polen oder Afrika, wohlstandsentsorgt. Wir haben nun drei oder vier Elektrobusse aus Spanien. Eine nicht ganz ausgegorene Sache. Sie haben einen Seitendrall und das Steuerrad ist schwer zu halten. Die Batterieladung reicht für eine halbe Dienstzeit, dann muss von einem Bus zum andern gewechselt werden. Sparen müssen wir ja nicht. Sie kosten mitsamt Unterhalt etwa dreimal soviel wie die Dieselbusse.“  Ich lasse mir durch den Kopf gehen, was ich über Batterien weiss – nicht das einzige, aber das schlimmste ungelöste Problem ist ihre Entsorgung. Und dieser wahnwitzige Kampf um die Strombeschaffung! – „Die Busladestation in Vaduz wurde wieder abgeräumt, darüber wächst jetzt Rasen.“ Irgendwie ist alles – wie sagte er? unausgegoren.

Ich bin am Ziel. Nein, so heisst meine Endstation jetzt nicht mehr, obwohl es der Name für diesen Dorfteil ist. Jetzt ist es das „Vogelparadies“ – für die exotischen Vögel ist ihr Aufenthalt in den Käfigen ebenso „paradiesisch“ wie unsere geistige Gefangenschaft in der Nettonullklima-Ziel-Hysterie.