«Aktuelle Verkehrssituation ist nicht zukunftstauglich»

Jugendinterview mit Nico Büchel und Johannes Kaiser; Foto: Tatjana Schnalzger

Der 23-jährige Nico Büchel aus Ruggell studiert Rechtswissenschaften an der Universität St. Gallen (HSG) und ist nicht nur ein interessierter Beobachter, was im Land und in den Gemeinden läuft, sondern als Vorstandsmitglied bei der Jungen FBP (seit 2023) sowie der FBP-Ortsgruppe Ruggell (seit 2020) aktiver Mitgestalter. Im Interview spricht Nico über diverse Themen, welche die Jugend im Besonderen berühren.

INTERVIEW

Nico, du bist bei der Jungen FBP engagiert und zeigst damit, dass man bei gesellschaftlichen Themen doch die Stimme erheben und mitbestimmen kann. Was motiviert dich dazu?

Nico Büchel: Ich bin stolzer Liechtensteiner und möchte aktiv meine Heimat mitgestalten. Es ist ein Privileg, dass wir in Liechtenstein die Möglichkeit dazu haben, und ich möchte dieses Privileg nicht ungenutzt lassen. 

Wie ist die Vorbereitung in den Schulen bei der Know-how-Vermittlung für gesellschaftspolitische Themen? Gut, genügend oder minimal?

In meiner Schullaufbahn ist die politische Bildung, trotz Staatskunde, eindeutig zu kurz gekommen. Im Gymnasium haben wir in Geschichte jeweils zu Beginn des Unterrichts aktuelle Themen besprochen, was mir sehr gefallen hat. Jedoch sollte es in der schulischen Laufbahn ein Pflichtfach oder eine Anzahl von Pflichtveranstaltungen geben, welche die politische Bildung der Schüler zum Ziel haben. Für eine funktionierende Demokratie ist es wichtig, das Interesse der jungen Bevölkerung an der Politik zu wecken und ihr die Wichtigkeit von Wahlen und Abstimmungen mit auf den Weg zu geben. Dort sehe ich die Jungparteien in der Pflicht, die sich zu diesem Zweck zusammenschliessen könnten, um an den Schulen die verschiedenen politischen Standpunkte zu vertreten. Das Ziel wäre dabei, dass die Schüler wissen, wie unser System funktioniert und welche politischen Ansichten existieren. Denn die Bildung und Äusserung der politischen Meinung erachte ich als sehr wichtig.  

Welche Themen brennen den Jugendlichen am meisten unter den Fingernägeln?

Eine Studie des Liechtenstein Instituts hat gezeigt, dass Klimawandel, Verkehr und Gleichberechtigung die brennendsten Themen für die Jugendlichen sind. In der Jungen FBP haben wir uns mit dem Thema der Gleichberechtigung beschäftigt und vor kurzem den Startschuss für die Änderung des Wahlgesetzes gegeben. Wir wollen die Stimmenkraft der Unterländer und Oberländer Wähler gleich ausgestalten. Ebenso ist die Verkehrssituation eine Thematik, die uns noch einige Zeit beschäftigten wird und bei der Handlungsbedarf besteht. 

Thema Verkehr: Nehmen sich Regierung und Landtag dieser Problematik in ausreichendem Mass an? Welche Ziele nimmst du von Seiten der Politik in diesem doch akuten Jugendanliegen wahr?

Die aktuelle Situation ist nicht zukunftstauglich. Die Bestrebungen mit der S-Bahn habe ich als nicht zielführend erachtet. Seitdem ist es um diese Thematik eher still geworden. Es scheint vielmehr so, als würde man zuerst das Ganze auf sich zukommen lassen. Die Lage wird sich auch nicht bessern, da in einigen Jahren die Tunnelspinne von Feldkirch fertiggestellt ist. Es müssen Konzepte her, die den Verkehr aus den Dörfern heraushalten beziehungsweise um sie herumführen. Ebenso wäre es sicherlich an der Zeit, über eine Tramlinie oder eine U-Bahn zu sprechen, auch wenn dies derzeit futuristisch oder nicht umsetzbar klingen mag. Sinnvoll wäre es, eine Linie von Ruggell nach Balzers zu bauen, die in jeder Gemeinde eine Haltestelle hat. Mit dem Bus kann dann die Feinverteilung vorgenommen werden. Die Attraktivität des ÖVs könnte dadurch stark erhöht werden und Entlastung im Strassenverkehr bringen – durch Verlagerung auf die Gleise. 

Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt sind für die Demokratie essenziell. Was heisst für dich Medien- und Meinungspluralismus?

Ich begrüsse es, wenn es viele verschiedene Meinungen und einen konstruktiven Austausch gibt. Die Meinungsfreiheit wurde in den letzten Jahren ein wenig beschnitten. Es gibt in einigen Themenbereichen nur noch die eine «richtige Meinung», alle anderen Meinungen sind falsch und nicht zulässig. Auch dass Fakten nicht mehr angesprochen werden sollen, weil sich andere in ihren Gefühlen verletzt fühlen könnten, halte ich für sehr bedenklich. Die Meinungsfreiheit sollte auch Meinungen schützen, die bei einigen Personen auf Abneigung stossen. Die Meinungsfreiheit ist ein Eckpfeiler einer funktionierenden Demokratie. Ohne Meinungsfreiheit gibt es auch keinen Meinungspluralismus. Genauso wichtig ist es, viele verschiedene Medienanbieter zu haben, die unterschiedliche Meinungen verbreiten. Diesbezüglich sehe ich ein Manko in Liechtenstein und hoffe, dass sich die Medienlandschaft verbreitert.