Zwölfmeterschiessen!

Leserbrief von Jo Schädler, Bendern

Heute stehen wir vor dem Abgrund; morgen sind wir einen Schritt weiter. Selten im richtigen Leben, also bei Menschen wie du und ich, dass dieser galgenhumorige Kalauer ernst wird. Ausser bei der Liechtensteinischen Fussballnationalmannschaft, denn bei denen gehört er zum System.

Derzeit liegt unsere Nationalelf in der Länderwertung etwa auf Platz 200, einträchtig zufällig aber neben dem Caymans dem Steuerparadies. Weit hinter den Fidschi Inseln, Vanuatu, den Färöern, Bangladesch usw. Und hätte Schneewittchen mit ihren Zwergen auch einen eigenen Staat mit einer Fussballnationalmannschaft gegründet, wären auch die noch 100 Plätze vor uns. Wenn das so weiter geht, müssen zusätzliche Staaten gegründet werden, damit wir auf der Liste überhaupt noch Platz haben.
Ein Trauerspiel zum Fremdschämen sondergleichen. Dabei haben wir schon so viel Geld, Enthusiasmus und Gebete in diese wackeren Schlussrangfiguren hineingesteckt. Schon für die Krone durften sie kicken. Ein Masseur massiert denen vor, während und nach dem Spiel die Beinchen, ein anderer mixt für jeden ein extra Stärkungsgetränk, damit die Isotone in der Balance sind und auch ihre Schuhe werden immer sauber geputzt. In der Zeitung werden sie vor, während und nach dem Spiel, ganz egal wie viele Tore sie wieder kassiert haben, bejubelt und zu Ikonen des Mutes, des Kampfgeistes und sogar zu Dienern des Vaterlandes hinaufgejubelt. Aber alles mit Ergebnis gleich Null, respektive weit unter Null.
Wenn wir jetzt schon daran denken, den Staat schlanker zu gestalten und daran herumstudieren das Radio, welches auch keine Tore schiesst, ersatzlos zu streichen, ist es das Gebot der Stunde nicht und niemals mehr mit elf Fussballern, Ersatzmannen, Trainern, Beratern, Masseuren, Psychologen in der Welt herumzufliegen um der ganzen Welt zu demonstrieren wie gut wir uns auf dem hintersten Rang machen. Es sei denn, die Botschaft, die es zu vermitteln gilt, ist Bescheidenheit und die Lust am Spiel und nicht am Tor.