«Ich würde den Schritt in die Geldspielbranche wieder gehen»

Michael Moosleithner (links) mit Eros Ganzina (mitte) und Geschäftsleitungsmitglied Thomas Banzer (rechts).

Mexico City, Hongkong, Wien, Schaanwald, Vaduz: Die Orte, an denen Michael Moosleithner tätig war, könnten kontrastreicher kaum sein. Auch inhaltlich hat sich sein Berufsalltag stark verändert. Vom Marketing führte ihn sein Weg in die Geldspielbranche. Mittlerweile ist er Geschäftsleitungsmitglied des Castle Casinos im Vaduzer Städtle.

Der Weg vom Eingang des Castle Casinos zur längsten Bar Liechtensteins im ersten Obergeschoss ist verschlungen. Er führt vorbei an Automatenspielen und durch das Treppenhaus sowie durch eine weitere Tür. Verschlungen war auch der Weg, der Michael Moosleithner in die Branche und ins Castle geführt hat. «Eigentlich war es reiner Zufall. Ich habe nach einer Veränderung gesucht und sie 2017 im Casino Schaanwald gefunden», sagt der 41-Jährige. Nach der Primarschule in Vaduz hat er die Matura im Gymnasium Mehrerau in Bregenz absolviert. Über Sprachaufenthalte in Madrid und London zog es ihn an die Fachhochschule Innsbruck, wo er 2007 den Magister in Management und Recht ablegte. «Gleich darauf bin ich nach Mexico City gezogen und habe im Direkt Marketing gearbeitet. Anschliessend war ich im gleichen Sektor drei Jahre in Hongkong tätig. Dann nochmals einige Jahre in Wien. Dort habe ich im Bereich E-Learning, Wissensmanagement und Unternehmensknowhow gearbeitet. Ende 2016 habe ich eine Veränderung gesucht und kam zurück nach Liechtenstein.» Der Zufall wollte es, dass kurz darauf ein Marketing-Manager beim zweiten Casino des Landes in Schaanwald gesucht wurde. «Ich hatte zuvor nie mit der Geldspielbranche zu tun. Aber mich hat die Vielfalt der Aufgaben gereizt. Sie reichte von der Funktion des Pressesprechers über das Sponsoring bis hin zu klassischen Marketingarbeiten nach aussen, aber auch nach innen, denn schliesslich sollen die Mitarbeitenden ihr Unternehmen gut vertreten.» Später kam noch der Aufbau des Casinos in Balzers hinzu, den Michael Moosleithner begleitet hat. Kurz nach dessen Eröffnung im September 2020 verliess er zwar die «Casinos Austria (Liechtenstein)», nicht jedoch das Land und die Branche.

Lokale, regionale und internationale Zielgruppe
«Ich habe mich seit Sommer 2019 in meiner Freizeit mit dem Gedanken eines Casinos in Vaduz beschäftigt, unter anderem einen Businessplan aufgestellt, nach einer passenden Lokalität Ausschau gehalten und Gespräche mit potenziellen Investoren geführt», sagt Michael Moosleithner. Ein Jahr später wurde das Projekt so konkret, dass die Freizeit nicht mehr ausreichte, um es voranzutreiben. Er traf die Entscheidung, sich der Aufgabe in Vollzeit zu widmen. Am 16. Dezember 2022 trugen diese Bemühungen dann Früchte. Das Castle Casino öffnete seine Türen, und Moosleithner kümmert sich seither um die Gastronomie, die Bar und das Marketing. «Ja, es war eine riskante Entscheidung, im Vorfeld der Abstimmung über das Casinoverbot eine neue Spielbank zu eröffnen», sagt er. «Aber wir konnten vermutlich auch gewisse Bedenken auffangen. Denn unser Betrieb ist zu 95 Prozent in Liechtensteiner Hand, während die Casino-Gegner stets proklamiert haben, dass die möglichen Gewinne ins Ausland abfliessen.»

Gerne hätten Michael Moosleithner und seine Geschäftspartner das Castle bereits früher für die Gäste geöffnet. «Doch die Verordnungsänderung, mit welcher die Regierung Anfang 2021 die Progression beim Abgabesatz der Geldspielerträge und gleichzeitig das Verhältnis von Spieltischen zu Automaten erhöht hat, hat unseren Businessplan komplett auf den Kopf gestellt und zu einem mehrmonatigen Projektstopp geführt.» Als Ergebnis der folgenden Umstellungen erhielt das Castle Casino einen zweiten Stock, in dem sich unter anderem die mit 14 Metern «längste Bar des Landes» und der Tischspielbereich befinden, neben dem keine Automaten aufgestellt sind. «Tischspieler schätzen die Geräuschkulisse nicht unbedingt. Daher haben wir uns entschieden, die Bereiche räumlich etwas zu trennen. Ausserdem setzen wir unter anderem auf Konami-Automaten, die ausserhalb Mitteleuropas bevorzugt werden», sagt Moosleithner. Damit deutet er neben den regionalen Gästen und denjenigen, die vor allem auf eine Feierabendgetränk ins Castle kommen möchten, auf die dritte Zielgruppe hin, die im Businessplan enthalten ist: die Tagestouristen in Vaduz. «Die Reiseanbieter sind froh, dass sie mit unserem Casino eine weitere Attraktion für Aufenthalte in Vaduz ins Programm nehmen konnten. Denn bevor es auf die Abfahrt zugeht, wird die Zeit den Touristen oft lang. Ausserdem sind dies potenzielle Casinogäste, die zu keinem Verdrängungswettbewerb mit den anderen Liechtensteiner Spielbanken führen.» 

Mit den ersten Geschäftsmonaten im Castle Casino ist Michael Moosleithner weitgehend zufrieden. «Wir befinden uns innerhalb unserer Erwartungsspanne. Der Umsatz könnte zwar höher sein, aber Januar und Februar sind nicht die besten Monate für Spielcasinos, und das Vorweihnachtsgeschäfte mit den Firmenfeiern konnten wir nach unserer Eröffnung am 16. Dezember kaum noch mitnehmen.»

Abendessen mit der Familie und wieder ins Casino
Umso erfreuter fällt Michael Moosleithners persönliches Fazit aus. «Die Branche ist äusserst spannend. Rückblickend würde ich den Schritt ins Geldspielgeschäft wieder gehen – auch jenen ins Castle Casino. Im Hintergrund läuft so viel ab, das die Gäste nicht sehen, das aber sehr komplex ist, äusserst saubere Arbeit erfordert und den Alltag interessant macht», sagt er. Allein schon die Führung der 52 Mitarbeitenden, die in zwei Schichten einen Sieben-Tage-Betrieb sicherstellen, sei äusserst spannend. «Das hat aber auch zur Folge, dass mein Job gerade jetzt in der Anfangszeit sich nicht in 40 Wochenstunden erledigen lässt. Ich sehe uns als Start-up-Unternehmen, und kein Gründer hat am Anfang viel Freizeit.» Eher sei es so, dass er am Tag einen Acht-Stunden-Job habe und am Abend nochmals bis zu vier Stunden hinzukämen. «Sitzungen finden beispielsweise oft zum Schichtwechsel um 19 Uhr herum statt. Auch sonst bin ich abends oft im Betrieb.» Familienfreundlich sei dies natürlich nicht. «Ich habe aber den Vorteil, dass meine Frau viel Verständnis aufbringt und unsere beiden Kinder noch klein sind. Ich kann zum Beispiel gegen 18 Uhr nach Hause gehen, esse mit der Familie zu Abend, bringe die Kinder ins Bett und gehe dann wieder ins Unternehmen. Zeitaufwendige Hobbys liegen allerdings nicht drin. Wenn ich unter der Woche schon kaum zu Hause bin, obwohl es natürlich auch ruhigere Phasen gibt, kann ich am Wochenende nicht noch vier Stunden auf den Golfplatz», sagt Michael Moosleithner und schmunzelt. Dann ergänzt er: «Aber wie gesagt: Ich würde den Schritt in die Branche wieder gehen.» Selbst wenn der Weg dorthin verschlungen war.