Gesundheitsdossier: Einmal hü, einmal hott

Leserbrief von Frau Carmen
Sprenger-Lampert, Triesen

Am 12. Januar 2023 titelte das Vaterland «E-Gesundheitsdossier in Rekordzeit erstellt».

Am 14. April 2023 sprach der Gesundheitsminister auf 1FLTV u. a. über das elektronische Gesundheitsdossier (eGD): «Das eGD ist ein gesundheitspolitischer Meilenstein. Da hat man Jahrzehnte darauf her gearbeitet und das wird für die zukünftige Entwicklung eine ganz wichtige Komponente sein.»

Ist eine jahrzehntelange Arbeit in dieser Sache eine Rekordzeit?

Einmal mehr fällt auf, dass sich der Minister nur eGD-positiv äusserte. Das Informationsgesetz gibt klar vor, nach welchen Grundsätzen die Bevölkerung informiert werden muss. Auch gilt: «Die gesamte Landesverwaltung überhaupt hat sich innerhalb der Schranken der Verfassung, der Gesetze und staatsvertraglichen Regelungen zu bewegen…» (Art. 92, 4 der Landesverfassung).

Zusätzlich verglich der Minister das Österreicher (ELGA) und Schweizer (ePD) System. Er bezeichnete die ELGA als Erfolgsmodell und begründete dies mit den angeblich 97 Prozent der Bevölkerung, die eine ELGA haben. Hingegen bezeichnet er das ePD aufgrund eines «Haufen Stolpersteinen» nicht als Erfolg. Warum wird der «Haufen Stolpersteine» nicht konkretisiert? Bei diesem Vergleich wird der wesentliche Punkt, die unterschiedliche Vorgehensweise nicht erwähnt. Die ELGA wurde via opt-out, also «Zwangsbeglückung» – analog Liechtenstein – realisiert; die Schweizer agieren hingegen liberal via opt-in.

Erkundigt man sich nach der angeblich erfolgreichen ELGA, stellt man jedoch fest, dass viele kritische Stimmen existieren – z. B. «weil es weder für den Arzt noch für den Patienten einen Benefit verspricht», «Scharfe Kritik der Ärztekammer an digitaler Gesundheitsakte ELGA», «ELGA als Wegbereiter der Automatenmedizin» usw. Auch ein Beitrag in der Österreichischen Ärztezeitung «Datenmissbrauch: ELGA als Ziel von Hackern» vermittelt alles andere als Erfolg.

Achtung: Vertrauen ist ein kostbares Gut und wer es einmal verspielt hat, der gewinnt es nur selten wieder.

Carmen Sprenger-Lampert, Landstrasse 333, 9495 Triesen