Über das Geschehen auf dem Finanzplatz Liechtenstein im vergangenen Jahr aus aufsichtsrechtlicher Sicht informiert die FMA ausführlich in ihrem soeben erschienenen Geschäftsbericht sowie in der Broschüre «Finanzplatz Liechtenstein». Das Jahr 2022 war geprägt von grossen geopolitischen Spannungen und Turbulenzen an den Finanzmärkten: Der Krieg in der Ukraine stellte den Finanzsektor kurz nach der Corona-Pandemie vor eine weitere unerwartete Herausforderung. Neben der hohen Volatilität an den Finanzmärkten belasteten insbesondere der Anstieg der Inflation und der damit verbundene Angebotsschock die Weltwirtschaft.
Stabiler Finanzsektor
Die verwalteten Kundenvermögen der liechtensteinischen Banken inklusive der ausländischen Gruppenge- sellschaften reduzierten sich per Ende 2022 um 3,1% auf CHF 411,4 Mrd. Der Rückgang ist auf Währungseffekte und die negative Marktperformance zurückzuführen. Durch den weiterhin stabilen Neugeldzufluss konnte diese Entwicklung abgefedert werden. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich auf CHF 753,5 Mio. Damit konnte die Profitabilität gegenüber dem Vorjahr um 12,2% gesteigert werden. Das starke Wachstum im Fondsgeschäft der letzten Jahre milderte sich im Jahr 2022 ab. Das Fondsvolumen sank aufgrund der Marktentwicklung auf CHF 69,1 Mrd. (- 1,4%). Ende 2022 waren 847 liechtensteinische Single- und Teilfonds bewilligt, 35 mehr als im Vorjahr. Die verwalteten Kundenvermögen der 94 Vermögensverwaltungsgesellschaften sanken per Ende 2022 auf 54,2 Mrd., was einem Rückgang von 8,9% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Hauptgrund für den Rückgang war auch hier die negative Marktentwicklung. Bei den Versicherungsgesellschaften stiegen die Prämieneinnahmen im Jahr 2022 auf CHF 5,59 Mrd.
Enforcement im Fokus der Aufsichtstätigkeit
Ende 2022 führte die FMA 40 Verwaltungsverfahren, 26 Verwaltungsstrafverfahren und in 14 Fällen Vorerhebungen durch. 172 Verfahren bzw. Vorerhebungen konnten im Jahr 2022 abgeschlossen werden. Gegenstand der Verfahren waren unter anderem Eigenmittelanforderungen, Verstösse gegen das Risikomanagement, organisatorische Anforderungen, Governance und Bewilligungsvoraussetzungen. In elf Fällen erstattete die FMA Anzeige an die Staatsanwaltschaft. Die Anzeigen erfolgten unter anderem wegen des Verdachts des Marktmissbrauchs, der Verletzung des Bankgeheimnisses oder des Insiderhandels. Die FMA verhängte im Jahr 2022 34 rechtskräftige Bussen in der Höhe von insgesamt CHF 1 436 000. Dieser Betrag fliesst der Staatskasse zu. Die Bussen sind auf der Website der FMA publiziert.
Seit der Finanzkrise ist der Finanzsektor mit einer massiven Regulierungswelle konfrontiert. In der Aufsichtstätigkeit der FMA kommt daher dem Enforcement eine immer grössere Bedeutung zu. Im Jahr 2021 wurden vom Aufsichtsrat die Enforcement-Grundsätze der FMA beschlossen und damit das Verständnis von aufsichtsrechtlichem Enforcement transparent gemacht. Im Jahr 2022 wurde darauf aufbauend das Enforce- ment-Entscheidungsgremium eingerichtet. Dieses entscheidet in Fällen von erheblicher Bedeutung und ist sowohl für die Verhängung von Massnahmen als auch von Bussgeldern zuständig. Damit wird das Enforce- ment der FMA weiter gestärkt.
Moneyval bestätigt funktionierendes Dispositiv zur Geldwäscherei-Bekämpfung
Die Geldwäschereiprävention ist seit Jahren ein Schwerpunkt der FMA: Sie überwacht die Einhaltung der gesetzlichen Sorgfaltspflichten durch die Finanzintermediäre. Im Jahr 2022 wurde der MONEYVAL-Prüfbericht über das Geldwäschereidispositiv Liechtensteins veröffentlicht. Als Ergebnis der intensiven Evaluation wird Liechtenstein darin – auch im internationalen Vergleich – ein gutes Zeugnis ausgestellt. Der Bericht be- stätigt, dass Liechtenstein über ein robustes und umfassendes System zur Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung verfügt. Die im Report enthaltenen Empfehlungen für weitere Verbesserungen werden zeitnah umgesetzt.
Nachhaltigkeit bei der FMA
Die FMA entwickelt sich als Unternehmen stetig weiter. Besonders das Thema Nachhaltigkeit hat die FMA im vergangenen Jahr intensiv beschäftigt. Die FMA ist gefordert, im ökologischen und sozialen Kontext sowie im Sinne guter Unternehmensführung nachhaltig zu agieren. Dazu hat die FMA 2022 eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet, die mit Jahresbeginn 2023 in Kraft trat. Damit werden die bereits seit längerem bestehenden Bemühungen der FMA für mehr Nachhaltigkeit durch klare und messbare Ziele ergänzt.