Seit Februar 2003 leitet Freddy Kaiser als Gemeindevorsteher die Geschicke von Mauren und Schaanwald. Die Arbeit für die Bevölkerung war ihm dabei stets die grösste Motivation, sagt er. Im Interview lässt er die 20 Jahre nochmals Revue passieren und geht auf die wichtigsten Projekte dieser zwei Jahrzehnte ein.
Herr Gemeindevorsteher, nach 20 Jahren endet Ihre Amtszeit am 30. April. Welches Fazit ziehen Sie über diese zwei Jahrzehnte als Lenker der Geschicke von Mauren-Schaanwald?
Freddy Kaiser: Auch nach 20-jähriger Amtszeit als Vorsteher der wunderbaren Gemeinde Mauren-Schaanwald – zählt man die vier Jahre als Gemeinderat dazu, sind es bald 24 Jahre, in denen ich mich in der Gemeindepolitik engagiert habe – bereitet mir diese verantwortungsvolle Aufgabe tagtäglich grosse Freude. Es war mir stets Motivation und Ansporn, zusammen mit dem Gemeinderat sowie der Verwaltung an den besten Lösungen für die Zukunft der Menschen von Mauren / Schaanwald zu arbeiten. Als Vorsteher erlebt man eine ungeahnte Vielfalt von Aufgaben, Aktivitäten und Erfahrungen. Sie machen diesen Job einerseits sehr herausfordernd und andererseits sehr erfüllend. Für die zahlreichen Kontakte und Begegnungen sowie vor allem für das Miteinander, das ich stets in den Vordergrund gestellt habe, bin ich sehr dankbar. Dieses Miteinander des Gemeinderats und der Verwaltung zusammen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern schaffte und schafft eine gemeinschaftsfördernde sowie letztlich erfolgversprechende Atmosphäre und Identität, die für unser Mauren-Schaanwald prägend ist. Das Zusammenwirken über die Gemeindegrenzen hinweg, in der Vorsteherkonferenz, mit der Regierung und den Amtsstellen sowie als Grenzgemeinde mit unseren Nachbarn der Stadt Feldkirch und insbesondere mit unserem Fürstenhaus waren und sind sehr freundschaftlich, inspirierend und bereichernd.
«Für die zahlreichen Kontakte und Begegnungen sowie vor allem für das Miteinander, das ich stets in den Vordergrund gestellt habe, bin ich sehr dankbar.»
Freddy Kaiser, Vorsteher der Gemeinde Mauren-Schaanwald
Auf welche Meilensteine und erreichten Ziele blicken Sie besonders gerne zurück?
In den vergangenen 20 Jahren haben wir in Mauren-Schaanwald im Bereich der Infrastrukturen, sei dies im Hoch- oder im Tiefbau, sehr viel bewegt. Ich möchte an dieser Stelle nur einige besonders zentrale Projekte erwähnen: die Bildungsstandorte in Schaanwald und Mauren, die Kultureinrichtungen Kulturhaus Rössle und MuseumMura, die sehr guten Rahmenbedingungen für das Vereins- und Gemeinschaftswesen, allen voran das Projekt «Zuschg» im Zentrum von Schaanwald mit dem renovierten ÖBB-Bahnhöfle, die Entwicklung des Projekts «Wohnen und Leben im Alter» mit dem LAK-Haus St. Peter und Paul in der Lacha sowie die Vorarbeiten und Planungen für ein Generationenhaus oder das Betreute Wohnen.
Die Gemeinde Mauren-Schaanwald steht in der allgemeinen Ausgestaltung des Lebensraums mit den Tiefbauinfrastrukturen sicheren Verkehrswegen sowie der Vernetzung der Gemeinde mit Treppen-, Fuss- und Fahrradwegen sehr gut da. Grosses Augenmerk haben wir dabei stets auf umweltbewusste und klimafreundliche Ausgestaltungen gelegt. So war Mauren beispielsweise bereits vor Jahren mit der Zeichnung von Sonnenschein-Anteilen, also öffentlichen Gemeinschaftsdächern mit privaten Photovoltaik-Anlagen, als erste Gemeinde mit Vorbildcharakter unterwegs. Auch die Biodiversität nimmt in allen Gestaltungsprojekten einen sehr hohen Stellenwert ein.
Ein Meilenstein der besonderen Art, dessen Leuchtturmwirkung für die künftigen Generationen öffentlich noch nicht so deutlich bewusst ist, war der Erwerb des ursprünglichen Hilti Werk-Areals im Britschen mit einer Fläche von 7’385 Klaftern. Dies entspricht nach der Umzonierung von der Industriezone in eine neue Wohnzone rund 27’000 Quadratmetern Bauland.
Worin sehen Sie diese der Öffentlichkeit noch nicht sonderlich bewusste Leuchtturmwirkung?
Wir waren vor über zehn Jahren nicht sehr erfreut, als die Hilti AG angekündigt hat, sich aus der Gemeinde Mauren zurückzuziehen und das Werk 3 aufzulösen. Aus der Sicht des Wirtschaftsstandorts war dies zunächst eine Hiobsbotschaft. Dank guter und fairer Verhandlungen mit der Hilti AG konnte das gesamte Areal zu einem Kaufpreis von 15,4 Millionen Franken erworben werden. Bereits heute hat diese Liegenschaft, die in künftiges Wohngebiet umzoniert wurde, einen Wert von über 40 Millionen Franken. Man muss sich vorstellen, dass die Gemeinde mit diesem Liegenschaftserwerb einen neuen Lebensraum in der Grössenordnung von über fünf Fussballfeldern erhält.
Sie waren vor der Wahl zum Vorsteher von 1999 bis 2003 Gemeinderat und in dieser Funktion der Vorsitzende des Schulrats von Mauren-Schaanwald. Sie haben somit die Entwicklung des Bildungsstandorts in den vergangenen 24 Jahren massgeblich mitgeprägt. Wovon haben Sie sich in Ihren Entscheidungen leiten lassen?
Die Schulstandorte in Schaanwald wie auch in Mauren haben mich in der Tat in den letzten 24 Jahren eng begleitet. Das Schulareal in Schaanwald eingangs der «Wesa», angrenzend an das wunderbare Naherholungsgebiet, wurde nicht nur rundum erneuert, sondern auch das Angebot einer Basisstufe geschaffen, was für den Ortsteil Schaanwald mit seiner geringen Schülerzahl eine ideale Bildungsform darstellt. In Mauren wiederum schliesst sich ein besonderer Kreis der Bildungsbauten: 2002 konnte ich als Schulratspräsident den Kindergarten «Back-ofen» als Provisorium in diesem Wohngebiet eröffnen, und just mit dem Ende meiner Vorsteherzeit wird dieses Kindergartenprovisorium aufgelöst und in den Neubau Kindergarten im Bildungszentrum von Mauren verlegt. Es ist für mich eine grosse Freude, praktisch als letzte Amtshandlung diesen Neubau des Kindergartens inklusive der Doppelturnhalle mit Tiefgarage sowie einer einzigartigen Umgebungsgestaltung mit Treffpunktcharakter im Ensemble mit dem Kulturhaus Rössle offiziell eröffnen zu dürfen.
Ein Projekt, das von allen Seiten eine hohe Wertschätzung findet, ist der neue Gemeindesaal, der Ende 2021 seiner Bestimmung übergeben wurde.
Der neue Gemeindesaal ist ein besonderes Schmuckstück und erfährt bei den Vereinen sowie verschiedenen Institutionen auf Gemeinde- und Landesebene eine überaus positive Resonanz. Es war mir und dem Gemeinderat wichtig, für die Vereine und auch für Veranstaltungen der Gemeinde gute Rahmenbedingungen für die Durchführung verschiedenster Anlässe – sei dies Musik, Gesang sowie viele andere Steckenpferde der Einwohnerinnen und Einwohner – zu schaffen. Dafür bietet der Gemeindesaal nun beste Infrastruktur in Bezug auf Technik wie Gastronomie. Es ist eine Investition in das gemeinschaftliche und kulturelle Leben, ein Engagement für einen Treffpunkt mit gemeinsamen Veranstaltungen und Feierlichkeiten, in die Pflege des Brauchtums und der Identifikationsmerkmale der Gemeinde Mauren. Auch landesweite Anlässe zieht es in diese moderne sowie schmucke Location. So fand vor nicht allzu langer Zeit ein internationales Ministertreffen mit der Fürstlichen Regierung als Gastgeberin im Gemeindesaal Mauren statt.
Überhaupt hat der obere Zentrumsbereich in den vergangenen Jahren ein neues prägendes Gesamtbild erhalten.
Das ganze Ensemble aus Gemeindeverwaltung, Bildungs- und Veranstaltungszentrum mit Aussenanlagen, Kulturhaus Rössle, Pfarrhaus, Kirche und Friedhofareal sowie neugestaltetem Strassenbereich, der noch aussteht und in diesem Jahr realisiert wird, verleiht diesem oberen Zentrumsbereich wirklich sukzessive ein neues, prägendes Gesicht. Wir mussten uns dabei finanziell stets nach der Decke strecken, wurden doch mit dem Neubau Kindergarten und der Doppelturnhalle mit Tiefgarage sowie dem Gemeindesaal gesamthaft 29 Millionen Franken in diese Zukunftsgestaltung investiert.
Beneidet wird Mauren auch um den unteren Zentrumsbereich, die wunderbare Grünfläche mit der Freizeitanlage Weiherring.
Die Freizeitanlage Weiherring im Herzen von Mauren hat eine magnetische Anziehungskraft für Jung und Alt. Um dieses Juwel inmitten des Dorfes werden wir tatsächlich weit über die Gemeindegrenzen hinaus beneidet. Neben einer Vielzahl an Sport- und Freizeitmöglichkeiten ist der Weiherring eine Oase der Erholung mit biodiversen Anlagen, wie beispielsweise dem einzigartigen Kräutergarten mit rund 100 verschiedenen Kräutergattungen, und bildet einen zentralen Ort für die wirklich grossen Feste, für welche die Maurer und Schaanwälder weitherum bekannt sind.
Das Projekt «Wohnen und Leben im Alter» ist in Mauren bereits vor dem Jahr 2000 aufgegleist worden. Ihnen war dessen Begleitung und Ausgestaltung stets ein Herzensanliegen, wie Sie mehrfach betont haben. Können die Aktivitäten für die ältere Generation auch für andere Gemeinden ein Modell mit Vorbildfunktion sein?
«Daheim sein hat Vorrang» lautete der Slogan der Seniorenarbeit Anfang der 2000er Jahre. Mit der Seniorenkoordination wurden die Aktivitäten und das Entertainmentangebot für die ältere Generation intensiviert und sukzessive weiterentwickelt. Die Seniorenaktivtäten in Mauren-Schaanwald dienen heute in der Tat als Vorbildmodell. Daher freut es mich besonders, dass wir auch im Bestreben zur Förderung eines aktiven und gemeinschaftsbetonten «Lebens und Wohnens im Alter» eine Vorreiterrolle eingenommen haben. Mitten im Dorf – in der Lacha – haben wir zusammen mit dem Land das LAK-Haus St. Peter und Paul realisiert. In diesem Bereich mit kurzen Wegen zu Ärzten, Post, Spitex-Diensten, Zentrum, Freizeitanlage, Einkaufsgeschäften usw. ist auch der Platz für ein künftiges Generationenhaus bzw. ein Haus mit betreutem Wohnen vorgesehen. Es war mir stets eine Herzensangelegenheit, dass unsere Seniorinnen und Senioren in ihrer geliebten Heimat in guter Obhut und Geborgenheit alt werden dürfen. Daher freut es mich sehr, dass wir ihnen diese Wertschätzung tatsächlich entgegenbringen können.
Welche persönlichen Pläne haben Sie für die Zeit ab dem
1. Mai?
Zusammen mit den Menschen in den verschiedensten Projekten gemeinsam etwas zu schaffen, ist auch nach 20 Jahren und bis auf den letzten Tag sehr spannend und motivierend. Diesen engen Kontakt mit meinen Verwaltungsmitarbeitenden sowie den Einwohnerinnen und Einwohnern werde ich sicherlich vermissen. So geniesse ich die verbleibende Zeit bis Ende April umso mehr. Nach drei Jahrzehnten in der vorderen Reihe des Vereinswesens als Feuerwehrkommandant sowie in der Gemeindepolitik als Gemeinderat und Vorsteher freut es mich aber auch, in einen neuen Lebensabschnitt einzutreten und die Familie in den Vordergrund zu stellen. Sie musste vielfach zurückstehen, sie war mir stets der notwendige Ruhepol, gab mir Kraft und Energie, und dafür gilt meiner Frau Bettina und der ganzen Familie mein herzlichstes Dankeschön.
«Es war mir stets eine Herzensangelegenheit, dass unsere Seniorinnen und Senioren in ihrer geliebten Heimat in guter Obhut und Geborgenheit alt werden dürfen.»
Freddy Kaiser, Vorsteher der Gemeinde Mauren-Schaanwald