LIECHTENSTEINER VOLKSBLATT SOLL EINGESTELLT WERDEN

Das Liechtensteiner Volksblatt, die älteste Tageszeitung Liechtensteins, soll aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Dies schlägt der Verwaltungsrat auf eine a.o. Generalversammlung Ende Februar 2023 vor.

Die Medienmitteilung der Liechtensteiner Volksblatt AG im Wortlaut:

«Die älteste Tageszeitung Liechtensteins plant, ihren Betrieb einzustellen. Die Herausgeberin Liechtensteiner Volksblatt AG soll liquidiert werden. Dies schlägt der Verwaltungsrat der auf Ende Februar anzuberaumenden Generalversammlung vor.

Mit der Vaduzer Medienhaus AG, Herausgeberin des «Liechtensteiner Vaterlands», konnte in Vorbereitung dazu bereits eine Vereinbarung im Sinne der «Volksblatt»-Abonnenten getroffen werden, damit diese weiterhin mit Nachrichten aus Liechtenstein und der Region versorgt werden, sollte die Generalversammlung die geplanten Massnahmen beschliessen.

  1. August 1878: An diesem Tag ist die erste Ausgabe des «Liechtensteiner Volksblatts» erschienen. Seit somit mehr als 144 Jahren berichten die Redakteurinnen und Redakteure über das politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, sportliche und kulturelle Leben in Liechtenstein. Das «Volksblatt» hat die Menschen im Fürstentum beim kometenhaften Aufstieg vom armen Bauernstaat zum hoch technologisierten und global vernetzten Wirtschaftsplatz begleitet. Mit dem Start von eigenen Online-Videos im Jahr 2003 gehört der Verlag zu den Pionieren in diesem Bereich. Ausserdem erschien das «Volksblatt» ab 2004 als erste Tageszeitung Liechtensteins in durchgehendem Vierfarbendruck.

Kein langfristig wirtschaftlicher Betrieb möglich

Nun steht wohl das letzte Kapitel dieser langen Geschichte bevor. Die Rahmenbedingungen haben sich für Print-Medien während der vergangenen Jahre stark verändert. Sinkende Werbeeinnahmen – ein beträchtlicher Teil der Werbegelder fliesst heutzutage zu Firmen wie Google und Facebook – und eine konstant sinkende Anzahl an Printabonnenten machen nahezu jeder Zeitung zu schaffen. Gleichzeitig ist die Bereitschaft, für digitale Nachrichteninhalte zu bezahlen, noch zu wenig ausgeprägt. In Liechtenstein erschwerend hinzu kommen die Kleinheit des Marktes, die vor einigen Jahren erfolgte massive Kürzung amtlicher Inserate sowie die von der Politik beschlossene Streichung der Gläubigeraufrufe in den Landeszeitungen, die im August 2023 wirksam werden wird.

Nicht zuletzt haben auch die exorbitant gestiegenen Papierpreise zu einer weiteren Eintrübung der Aussichten geführt. Trotz intensiver Bemühungen des Verwaltungsrates, das «Volksblatt» weiterzuführen, des Einbezugs externer Spezialisten sowie Kapitalerhöhungen und finanzieller Zuschüsse ist vor diesem Hintergrund ein langfristig wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich. Der Verwaltungsrat bedauert dies sehr. Ein ausserordentliches Ereignis, wodurch die finanzielle Lage des «Volksblatts» rasch, langfristig und nachhaltig auf eine gesunde Basis gestellt würde, ist leider kaum zu erwarten. Die Einstellung des «Volksblatts» ist somit sehr wahrscheinlich. Feste Zusagen einzelner Aktionäre auf weitere Kapitaleinschüsse zur Abwendung einer Insolvenz während der Liquidationsphase liegen bereits vor.

Letzte Ausgabe wohl bereits im März

Vorbehaltlich eines entsprechenden Generalversammlungsbeschlusses würde dies die letzte Ausgabe des «Volksblatts» bereits in den ersten Märztagen 2023 bedeuten. Im Falle der Liquidation und der Kündigung der Mitarbeitenden wird ein Sozialplan erarbeitet. Sie würden unter anderem bestmöglich bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle unterstützt werden.

Weiterhin Nachrichten aus Liechtenstein
an die «Volksblatt»-Abonnenten

Unter der Bedingung, dass die Generalversammlung der Liechtensteiner Volksblatt AG die Einstellung des «Volksblatts» beschliesst, können alle Abonnenten des «Volksblatts», die nicht bereits Abonnenten des «Vaterlands» sind, nach der Einstellung des «Volksblatts» das «Liechtensteiner Vaterland» zugestellt bekommen und blieben damit bestens informiert über Liechtenstein und die Region.

Hierzu werden die «Volksblatt»-Abonnenten bereits in den nächsten Tagen – somit also vor der Generalversammlung – ein Schreiben mit weiteren Informationen zur geplanten Vorgehensweise erhalten, die unter der Bedingung steht, dass die Generalversammlung die Einstellung des «Volksblatts» beschliesst. In diesem Schreiben wird erklärt, unter welchen Voraussetzungen die «Volksblatt»-Abonnements an das «Vaterland» übergehen könnten, wobei datenschutzrechtliche und weitere rechtliche Themen sowie die Möglichkeiten zur fristlosen Kündigung und Rückerstattungsmodalitäten für im Voraus bezahlte Abogebühren eingehend erörtert werden. Den Abonnenten des «Volksblatts» wird genügend Zeit gewährt, um sich in Ruhe entscheiden zu können.

Das «Volksblatt» wird seine Leserinnen und Leser in den kommenden Wochen selbstverständlich aktuell über den Stand der Dinge informiert halten.»