Leserbrief: Volksblatt aus – Wie weiter?

Erich Hasler, Eschen

Nachdem nun feststeht, dass es zukünftig nur noch eine Tageszeitung geben wird, erstaunt es, wie freimütig und unverblümt jetzt zugegeben wird, dass beide Zeitungen Parteizeitungen waren resp. sind.

Von Seiten der Vaterlandsredaktion gibt man sich jetzt schnell ein neues Mäntelchen (Redaktionsstatut) und möchte fortan objektiv und parteineutral informieren. Allerdings ändern sich mit dem neuen Redaktionsstatut weder die Besitzverhältnisse noch die Personen, die jahrelang ihre parteigefärbten Kommentare im Vaterland zum Besten gaben. Einer Redaktion schnell ein neues Gen einpflanzen zu wollen, geht nicht so einfach über Nacht. Auch werden die Damen und Herren Redaktoren ihre Parteifarbe nicht wie ein Chamäleon ändern können. Erinnern wir uns kurz: Bei der S-Bahn-Abstimmung hat sich die gesamte Vaterlandsredaktion auf die Seite der S-Bahn-Befürworter gestellt und auch in vielen anderen Belangen hat sie sich jeweils als Sprachrohr der Regierung betätigt. Andere Meinungen hat das Medienhaus nur sehr selektiv oder gar nicht zum Zug kommen lassen, oder bestimmte Themen, wie z.B. die personellen Turbulenzen an der Uni Liechtenstein aus parteinahen Gründen komplett ausgeblendet. Die Länge der Leserbriefe hat man über Nacht von 2500 Zeichen auf 2000 Zeichen reduziert etc. All das ist nicht vergessen.

Dass das Interesse der Einwohner an den beiden Zeitung kontinuierlich geschwunden ist, ist nicht verwunderlich, da nur noch gefärbter Einheitsbrei produziert wurde. Dabei möchte der Leser objektive Berichterstattung und auch mehr Investigativjournalismus. Die Oppositionsparteien sind auf das Wohlwollen der Redaktionen angewiesen, dass ihre Standpunkte veröffentlicht werden. Das Privileg, längere Sachverhalte darzustellen, hatten und haben nur die parteinahen Kreise. Solange Parteien oder deren Stiftungen Beteiligungen an Zeitungen halten und Parteikader und parteinahe Exponenten im Verwaltungsrat sitzen, ist keine Objektivität und Neutralität der Berichterstattung gewährleistet. Mit einer neuen Redaktionsrichtline ist es jedenfalls noch lange nicht getan.

Für eine funktionierende Demokratie ist eine freie, objektive und kritische Presse von grosser Bedeutung, nimmt sie doch die Rolle der 4. Gewalt im Staat wahr. Allerdings haben die beiden Parteizeitungen diese Rolle nie ausgefüllt. Es darf auch daran erinnert werden, dass der publizistische Leiter Patrik Schädler bereits beim Stellenantritt angekündigt hat, anderen Parteien vermehrt Platz zur Verfügung zu stellen, um ihre Themen anzubringen. Nichts von dem ist passiert. Deshalb pflichten wir dem Politologen W. Marxer bei, der kürzlich geschrieben hat, dass eine Tageszeitung, die einer politischen Partei nahesteht, nicht mit Steuergeldern finanziert werden darf.

Erich Hasler, Stv. Abg. DpL