Liechtensteins erster Croupier und Dealer Inspector

Christopher Elkuch, der erste ausgebildete Croupier aus Liechtenstein

Er geniesst die Vorteile der Arbeit in der Nacht, liebt die Atmosphäre im Casino, rechnet in Sekundenbruchteilen, behält am Spieltisch stets den Überblick, ist der erste ausgebildete Croupier aus Liechtenstein und hat ein ungewöhnliches Hobby, das eines Tages zu einem zweiten beruflichen Standbein werden könnte: Christopher Elkuch aus Schellenberg. 

Im Herbst 2017 lag die Eröffnung des Casinos Admiral in Ruggell erst wenige Wochen zurück. Die Redaktion von 1FLTV entschied sich, eine Reportage über den Spielbetrieb in der ersten Liechtensteiner Spielbank zu produzieren. Den Auftrag erhielt Praktikant Christopher Elkuch. Er hatte einen kurzen Recherchebesuch inklusive einiger Filmaufnahmen und O-Töne geplant. Dass er seine berufliche Leidenschaft finden sollte, ahnte Elkuch damals noch nicht. «Nach der Primarschule in Schellenberg und dem Realschulabschluss in Eschen habe ich eine Lehre als Konstrukteur bei der Thyssenkrupp Presta begonnen. Anschliessend war ich ein Jahr an der Kunstschule und habe daraufhin an der Höheren Fachschule Südostschweiz, der IBW, ein Designstudium abgeschlossen. Eine Voraussetzung war, dass ich ein Praktikum in einer verwandten Branche absolviere», sagt Christopher Elkuch. Vor Ort im Spielbereich kam er mit mehreren Mitarbeitenden sowie mit Gaming Manager Nico Behling ins Gespräch, erfuhr dort von der Möglichkeit, im Casino Admiral eine Ausbildung zum Croupier zu machen, und er sah, dass er genau im richtigen Alter ist, um Croupier zu werden. 

Christopher Elkuch hat nie am Weg gezweifelt, den er damals eingeschlagen hat. Auch sein Umfeld hat positiv auf die neuen beruflichen Aussichten reagiert oder sie als etwas ganz Alltägliches betrachtet. «Es ist eben ein Beruf, der mir gefällt. Die Arbeitszeiten, die Atmosphäre: Es ist wie für mich gemacht.» Die Reaktionen seines Umfelds sind bis heute gleichgeblieben. Auch im Vorfeld der Abstimmung über das Casino-Verbot hat den jungen Croupier niemand wegen seines Jobs kritisiert. «Ich mache es mit anderen ebenso. Es gibt genügend Themen, über die man sich unterhalten kann. Was die Meinung meiner Bekannten zu Casinos betrifft, halte ich es mit Schiller: ‹Leben und leben lassen.›»

Zweite Sprosse auf der Karriereleiter
«Da es in Liechtenstein erst seit 2017 wieder Casinos gibt, fanden sich anfänglich kaum einheimische Fachkräfte. Einen Liechtensteiner Croupier gab es überhaupt noch nicht. Mich reizte die Aussicht, der erste zu sein, und die Geschäftsleitung war, wie bereits erwähnt, sehr offen dafür, mich einzustellen», sagt Christopher Elkuch. Im Alter von 20 Jahren besuchte er im Jahr 2018 die Ausbildung zum Croupier. Sie dauerte drei Monate und endete mit einer theoretischen sowie einer praktischen Prüfung. «Ich wurde in allen Tischspielen des Casinos Admiral geschult, also Poker, Black Jack, Ultimate Texas Hold’em und Roulette. Alle haben sie eigene Regeln und der Umgang mit Karten oder Kugel will geübt sein. Insbesondere Roulette erfordert eine intensive Vorbereitung. Das Spiel ist schnell, und wenn die Kugel schon rollt, werden noch Einsätze platziert. Dabei gilt es, in Sekundenbruchteilen im Kopf zusammenzurechnen, ob alles seine Richtigkeit hat, und das Spiel im richtigen Moment abzusagen – das berühmte ‹Rien ne va plus›. Es war eine intensive Zeit, aber es hat sich gelohnt. Ich habe die Prüfung bestanden, und der Abschluss ist in jedem Casino anerkannt.»

Vorläufig bleibt Christopher Elkuch aber dem Casino Admiral erhalten. Er wurde kürzlich zum Dealer Inspector befördert und hat damit – natürlich wieder als erster Liechtensteiner – die zweite Sprosse auf der hausinternen Karriereleiter erklommen. In dieser Funktion ist er entweder als Croupier beziehungsweise Kartendealer tätig oder überwacht die Tischspiele als Aufsichtsperson aus dem Hintergrund. «Das dient geordneten Prozessabläufen und damit der Sicherheit der Kunden, ist aber auch wichtig für den Zusammenhalt der Mitarbeitenden. Als Team sind wir sehr hierarchisch aufgestellt. In so einem Fall gibt es auch keine Diskussionen. Wenn die Gäste sehen, dass das Personal mit einer Stimme spricht, sich einig ist, trägt das zu einer ruhigen Atmosphäre am Tisch bei.»

Die weiteren Karrierestufen sind der reine Inspector, der Pit Boss, der sämtliche Tischspiele überwacht, und der Duty Manager, eine Art Chef vom Dienst. «Die Aufstiegschancen sind gut, und man kann eine beachtliche Karriere machen, was auch daran liegt, dass die Tischspiele sehr personalintensiv sind. Ich freue mich, dass meine Vorgesetzen mir dieses Vertrauen bereits nach vier Jahren geschenkt haben», sagt Christopher Elkuch. Er ergänzt: «Neben meinem Beruf und der Atmosphäre im Casino schätze ich nicht zuletzt auch die Nachtarbeit. Sie kommt meinem Lebensrhythmus entgegen. Termine, zum Beispiel bei Behörden, kann ich auf den Nachmittag legen, wenn nicht viel los ist. Um 18 oder 19 Uhr fängt dann meine Schicht wieder an und dauert bis 3 oder 4 Uhr in der Früh. Denn esse ich etwas, geniesse den Feierabend, der mit einem Abend eigentlich nichts mehr zu tun hat, und gehe bei Tagesanbruch schlafen.» 

Glücksspiel im Casino, Gesellschaftsspiele daheim
Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sind für einen Croupier natürlich begrenzt. «Häufig arbeite ich auch am Wochenende, und meine freien Tage sind dann unter der Woche. Wenn ich Feierabend habe, steht das gesellschaftliche Leben still. Aber das stört mich nicht», sagt Christopher Elkuch und verweist auf sein Hobby, das weder orts- noch zeitgebunden ist: Gesellschaftsspiele. Allerdings spielt der Croupier sie nicht oder nur selten, sondern entwickelt sie. «Mein erstes eigenes Kartenspiel ist vor Kurzem fertiggeworden. Es geht ein wenig in die Richtung von ‹Uno›, ist aber in einem positiven Sinn chaotischer, verlangt mehr strategisches Denken und ist vor allem auch schneller. Eine Runde können die zwei bis sechs Spieler in etwa zehn Minuten abschliessen.» Eine Familie könne also ein bis zwei Runden spielen und so eine Viertelstunde lang abschalten. 

«Die Selbständigkeit ist ein Traum, den vermutlich viele junge Erwachsene träumen. Ob es bei mir klappt, steht natürlich in den Sternen. Derzeit bin ich einfach froh, dass ich meine Arbeit als Croupier geniesse und mein Arbeitgeber wie auch meine Arbeitszeiten mir die Freiheit lassen, mich meinem Hobby zu widmen. Vielleicht kann ich später auch einmal beides verbinden, denn der Entertainment-Branche bliebe ich ja als professioneller Spieleentwickler ebenfalls treu», sagt Liechtensteins erster Croupier mit einem Schmunzeln auf den Lippen.