Eröffnung Palliativstation im Spital Altstätten

Das Leitungsteam der Palliativstation (v.l.): Jaqueline Freund, Dr.med. Raoul Pinter, Dr. med. Birgit Schwenk, Rahel Büchel

Eine gute Lebensqualität von der Diagnosestellung bis zum Lebensende

Menschen, die von einer chronischen oder lebensbedrohlichen Krankheit betroffen sind, haben spezielle körperliche, seelische, soziale und spirituelle Bedürfnisse.

Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, startete am 9. Mai 2022 die neue Palliativstation im Spital Altstätten mit 5 Betten. Ein stationärer Aufenthalt ermöglicht die Behandlung von Betroffenen mit komplexen Fragestellungen und unterschiedlichen Beschwerden. Im interdisziplinären Team mit speziell geschultem Fachpersonal wird gewährleistet, dass die Lebensqualität und das Würdegefühl von Betroffenen so gut wie möglich erhalten bleibt oder verbessert wird. Die Selbstbestimmtheit soll bis zum Lebensende ermöglicht werden und für die An- und Zugehörigen wird Unterstützung geboten.

«Palliative Care ist kein neues Angebot in der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland (SR RWS). Die fachlich kompetente und einfühlsame Behandlung und Begleitung von schwerkranken Menschen ist schon lange einer der Schwerpunkte in den Spitälern der SRRWS», betont Dr. med. Birgit Schwenk, Chefärztin des Departements Akutgeriatrie, welchem der Fachbereich Palliative Care zugeordnet ist. Bedingt durch die Schliessung der Palliativstation in Flawil und aufgrund der demographischen Entwicklung benötigt es weitere spezialisierte Palliative Care-Betten in der Region. Bereits vor einem Jahr konnte ein ausgewiesener Fachspezialist im Bereich Palliative Care angestellt und das Angebot erweitert werden. Dr. med. Raoul Pinter hat langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet und leitet das Fachgebiet mit viel Elan, Herz und Verstand. Im Laufe des letzten Jahres wurde so zum Beispiel bereits eine Palliativsprechstunde in Altstätten aufgebaut und integrative Massnahmen auf der Geriatrie und im Bereich Palliative Care implementiert. «Die einfühlsame und ganzheitliche Pflege und Betreuung braucht viel Spezialwissen, weshalb seit Monaten die Mitarbeiterinnen der Pflege ausgebildet wurden und noch weiter ausgebildet werden, damit wir weiterhin für unsere Patientinnen beste Unterstützung geben können», so Manuela Ortner, Ressortleiterin Pflege & MTT. «Auch hat schon vor einigen Monaten eine ausgezeichnete Psychoonkologin und Musiktherapeutin ihre Arbeit in Kooperation mit dem Psychiatriezentrum Heerbrugg im Spital Altstätten aufgenommen.»

Was versteht man unter Palliative Care?
Die Palliative Care umfasst die Betreuung und Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder chronisch fortschreitenden Krankheiten. Sie schliesst medizinische und therapeutische Behandlungen, pflegerische Interventionen sowie psychologische, soziale und spirituelle Unterstützung mit ein. Das Ziel von Palliative Care ist eine Leidenslinderung unheilbar kranker Menschen und so das Ermöglichen einer bestmöglichen Lebensqualität bis zum Tod. Im Vordergrund steht dabei die Linderung der physischen und psychischen Symptome, insbesondere die Behandlung belastender Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot und Angst. Mit der Palliative Care soll individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen eingegangen werden. Dazu ist die multiprofessionelle Zusammenarbeit unterschiedlichster Berufsgruppen mit den Betroffenen und ihren Angehörigen unerlässlich.

Ist die Palliativstation die Sterbestation?
«Das vordergründige Ziel ist die Leidenslinderung und Lösungen in komplexen Situationen zu finden und umzusetzen», so Raoul Pinter. Palliative Care kann bereits bei Diagnosestellung beginnen, wenn klar wird, dass eine Erkrankung nicht mehr geheilt werden kann. Das muss nicht immer die Diagnose Krebs sein, sondern kann auch eine Herzschwäche, Nierenschwäche, oder auch eine Demenz sein, um nur einige Beispiele zu nennen. Elemente von Palliative Care sind auch eine Vorausplanung von Entscheidungen, oder das Aufgleisen eines sozialen Netzes, aber auch das Aktivieren von Ressourcen.

Natürlich ist Palliative Care auch Sterbebegleitung im Endstadium einer Erkrankung. Die allermeisten Patientinnen auf einer Palliativstation verlassen das Spital nach ein paar Tagen, oder wenigen Wochen wieder. Manche kehren nach Hause zurück mit Unterstützung durch ein Helfernetz und Angehörige. Andere treten in ein Pflegeheim, oder auch in ein Hospiz ein. Im Hospiz liegt der Schwerpunkt noch mehr auf der Pflege eines Schwerkranken und nicht so sehr auf den medizinischen Massnahmen. Und einige versterben auch auf der Palliativstation. Palliative Care versteht das Sterben als natürlichen Teil des Lebens. Der Tod wird weder um jeden Preis hinausgezögert, noch willentlich herbeigeführt. Die Betreuung ist individuell auf die Patientinnen und ihre Angehörigen ausgerichtet und wird von ihnen mitgestaltet.

Wie lange gibt es das Spital Altstätten noch und wie sieht das Angebot aus?
Das Spital Altstätten ist weiterhin voll im Betrieb und auch sehr gut ausgelastet. Der Notfall ist 24 Stunden täglich geöffnet. Operiert wird weiterhin am Tag und unter der Woche, wie in den letzten Jahren schon. Stationär werden die Innere Medizin, die Chirurgie und Orthopädie, die Akutgeriatrie und Alterstraumatologie, sowie neu die Palliativstation angeboten. Die etablierten ambulanten Angebote, wie zum Beispiel die Orthopädische Sprechstunde, die Palliativsprechstunde, oder die Memory Clinic, laufen ebenfalls alle weiter und werden noch ausgebaut. Bis der Spitalumbau in Grabs in einigen Jahren fertiggestellt ist, bleibt das Spital Altstätten offen und das gesamte Personal setzt sich in gewohnter Weise für das Wohl der Patient*innen ein.