Gemeinde Eschen-Nendeln gegen Streckenausbau der ÖBB

Foto: Bahnhof in Nendeln

Seit dem Nein zur S-Bahn haben die ÖBB einen neuen Planungsprozess für die Bahnlinie Feldkirch – Buchs gestartet. Auf der Strecke Feldkirch – Buchs sind gemäss ÖBB-Rahmenplan 2022 – 2027 insgesamt drei Massnahmenpakete vorgesehen, zwei davon teilweise auf liechtensteinischem Staatsgebiet. Einerseits geht es um den Streckenausbau im Bereich der Rheinbrücke in den Planungsjahren 2023 – 2027 im Umfang von 26.9 Mio. Euro, vor allem aber geht es um das Massnahmenpaket „Streckenausbau“ in Tosters und Nendeln im Umfang von rund 43.2 Mio. Euro.

Dabei sind folgende Massnahmen auf dem Hoheitsgebiet der Gemeinde Eschen-Nendeln geplant:

  1. Verlängerung der Doppelspur (Ausweichgleis) von aktuell rund 650 Metern (Weiche zu Weiche) um nahezu 300 Meter

  2. Rückbau des bestehenden Bahnhofgebäudes aus dem Jahr 1872

  3. Erstellung eines einfachen, beidseitigen Perrons ohne Möglichkeit zur Querung für Fussgänger etc.

  4. Erstellung eines elektronischen Stellwerks

Für die Gemeinde haben insbesondere die angedachte Verlängerung des Ausweichgleises sowie der geplante Rückbau des Bahnhofs Nendeln Auswirkungen. Das Ausweichgleis in seinem aktuellen Ausbau ist ausreichend lang, um das Kreuzen von internationalen Personenzügen zu ermöglichen. Auch die meisten Güterzüge können auf dem bestehenden Ausweichgleis warten, um ein Kreuzen zu ermöglichen. Allerdings ist das Ausweichgleis aktuell nicht ausreichend lang, um das Kreuzen eines Standard-Güterzugs im transeuropäischen Schienengüterverkehr von mittlerweile 740 Metern zu ermöglichen. Der Ausbau der Bahnlinie führt aus Sicht der Gemeinde unweigerlich zu einer zusätzlichen Belastung für die Anwohner der Bahnlinie. So ist im Fall von Nendeln nach einem Ausbau der Doppelspur auf nahezu 1000 Meter davon auszugehen, dass das Trasse an Attraktivität gewinnt und somit künftig mehr Güterzüge und auch längere Güterzüge verkehren werden. Bestätigt wird die Gemeinde in dieser Sichtweise durch die öffentlichen Erläuterungen der ÖBB zum Rahmenplan. So geht aus den Unterlagen hervor, dass die Bahnlinie Feldkirch – Buchs in ihrem aktuellen Bestand bis 2025+ ihr Kapazitätslimit erreicht respektive überschreitet. Dagegen zeigt der Rahmenplan auf, dass mit den geplanten Massnahmen die Kapazität der Linie deutlich erhöht wird und somit mehr Züge verkehren könnten.

Nendler Bahnhof soll abgerissen werden 

Ausserdem planen die ÖBB, als Teil des Projektes das vor 150 Jahren in Betrieb genommene Bahnhofsgebäude in Nendeln abzureissen. Ein neues Bahnhofsgebäude ist dabei nicht geplant. Auch ist nach aktuellem Stand nicht vorgesehen, dass es Wartekabinen oder Unterstände für die wartenden Passagiere hat. Zudem besteht gemäss den Planungen keine Möglichkeit, vom einen Bahnsteig auf den anderen zu wechseln, sondern die Fahrgäste müssen über den Bahnübergang Rheinstrasse auf die andere Seite wechseln.

Das Land Liechtenstein ist nachweislich seit 1986 bestrebt, den Bahnhof Nendeln, der den ÖBB gehört, unter Denkmalschutz zu stellen, da es eine kulturhistorisch bedeutende Baute für das Fürstentum Liechtenstein darstellt. Aufgrund dieser Bedeutung des Bahnhofs Nendeln und als schutzwürdiges Objekt der Industrie- und Verkehrsgeschichte Liechtensteins würde gemäss Abklärungen der Gemeinde das Amt für Kultur gerne die Unterschutzstellung des Bahngebäudes wieder in Angriff nehmen.

Zusätzliche Immissionen zu befürchten 

Basierend auf der vorstehenden Ausgangslage hat sich der Gemeinderat Eschen-Nendeln eingehend mit dem geplanten ÖBB-Projekt auseinandergesetzt. Der gesamte Gemeinderat spricht sich einstimmig gegen den geplanten Doppelspurausbau aus. Er kann keinen positiven Aspekt für den Standort Nendeln aus den geplanten Baumassnahmen erkennen. Für die Anwohnerinnen und Anwohner des Bahngleises und der weiteren Umgebung in Nendeln sind indes zunehmende Immissionen zu befürchten, da der Güterverkehr zunehmen dürfte. Zusätzlich wird der Doppelspurausbau mit grosser Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass die Bahnschranken noch länger geschlossen bleiben und es vermehrt zu Stausituationen in den Kreuzungsbereichen mit der Bahnlinie kommt.