«Wir haben eine schlanke, effiziente Landesverwaltung»

Erbprinz Alois feiert heute Geburtstag. Die Aufnahme entstand bei einem Interview der lie-zeit auf dem Schloss.

Liechtenstein hat sich in der Krise bisher gut geschlagen und hat keine grossen Sparmöglichkeiten bei den Staatsfinanzen, sagt Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein. Er betont ausserdem, dass individuelle Freiheiten stets mit viel Verantwortung einhergehen, damit die Freiheit anderer nicht eingeschränkt wird.

Durchlaucht, das zweite Corona-Jahr liegt fast hinter uns. Wie hat sich Liechtenstein bisher in der Krise geschlagen und welche Bilanz ziehen Sie?
S. D. Erbprinz Alois:
Bisher hat sich Liechtenstein in der Krise vergleichsweise gut geschlagen. Dabei dürfte auch geholfen haben, dass meist eine klare Kommunikation erfolgte sowie auf einfache und gut umsetzbare Regelungen geachtet wurde.

Die Staatsfinanzen sind erfreulicherweise trotz allem im Lot. Die Budgetdebatte im November-Landtag zog sich, der Bedeutung der Materie entsprechend, zwar in die Länge. Dennoch wurden nur wenige Posten verändert. Für welche staatlichen Aufgaben würden Sie sich höhere Mittel wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass alle Eltern die Möglichkeit haben, ihre Kinder zumindest während deren erstem Lebensjahr selbst betreuen zu können. Wenn wir dies sicherstellen wollen, könnte sich aus meiner Sicht in diesem Bereich noch ein höherer Finanzbedarf ergeben.

Und wo würden Sie anstelle von Landtag und Regierung eher sparen?
Derzeit sehe ich keine grosse Sparmöglichkeiten bei den Staatsfinanzen. Wir sollten uns aber immer wieder Gedanken machen, welche Aufgaben der Staat weiterhin wahrnehmen soll und wo der Staat Finanzmittel effizienter, effektiver und gezielter zum Wohle jener einsetzen kann, die diese tatsächlich benötigen. Daraus können sich dann Einsparmöglichkeiten ergeben.

Die Personalkosten waren, wie fast jedes Jahr, ebenfalls ein wichtiger Teil der Budgetdebatte. Wie stehen Sie zum Personalbestand der Landesverwaltung?
Im internationalen Vergleich haben wir eine schlanke und effiziente Landesverwaltung. Es ist beachtlich, was unsere Landesverwaltung alles mit wenig Ressourcen auf hohem Niveau leistet. In gewissen Bereichen der Landesverwaltung liesse sich aber wahrscheinlich der Personalbestand noch reduzieren, während in anderen Bereichen zusätzliches Personal von Vorteil wäre. Da viele Stellen der Landesverwaltung besonders qualifiziertes Personal benötigen, lässt sich dies aber nicht rasch bewerkstelligen bzw. das Personal nicht so einfach zwischen den Bereichen transferieren. 

Neben finanziellen hat die Pandemie bekanntlich auch gesellschaftliche Auswirkungen. Wie könnte die oft heraufbeschworene Spaltung der Bevölkerung vermieden werden?
Eine Spaltung der Bevölkerung lässt sich wahrscheinlich am besten vermeiden, indem man über diese Gefahr spricht. Wichtig wäre es, in solchen Gesprächen auch, daran zu erinnern, dass in einer Gesellschaft, die dem Einzelnen viele Freiheiten einräumt, diese auch mit viel Verantwortung wahrgenommen werden müssen. Ansonsten kann es leicht dazu kommen, dass die einen bei der Ausübung ihrer Freiheit die Freiheit anderer einschränken. Zur Regelung dieses Konflikts braucht es dann meist einschränkende staatliche Massnahmen, die sonst nicht notwendig wären. 

Foto: Oliver Hartmann

Der Klimagipfel in Glasgow hat einmal mehr die Bedeutung des Kampfs gegen die globale Erwärmung deutlich gemacht. Wie schlägt sich Liechtenstein diesbezüglich und wo könnten Land und Bevölkerung noch mehr tun? 
Wir haben seit dem Jahr 1990 trotz starken Wirtschaftswachstums die CO2-Emissionen erheblich reduziert. Wir könnten und sollten aber noch mehr tun. Wir könnten insbesondere den Anteil der erneuerbaren Energie ausbauen, die Speicherung der dabei gewonnenen Energie verbessern, bei der Mobilität und den Gebäuden den Energieverbrauch reduzieren und durch geeignete Massnahmen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft CO2 binden. 

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche grossen Herausforderungen kommen, abgesehen von der anhaltenden Pandemie, 2022 auf Liechtenstein zu.

Die momentan absehbaren grossen Herausforderungen bleiben dieselben wie in den vergangenen Jahren. Es sind dies vor allem die erfolgreiche Bewältigung der technologischen und demographischen Entwicklung.

Welche Ratschläge geben Sie, um diese Herausforderungen zu bewältigen?
Bezüglich der technologischen Entwicklung sollten wir unser Bildungssystem weiter optimieren sowie eine schnelle und sichere digitale Infrastruktur sicherstellen. Bezüglich der demographischen Entwicklung benötigen wir insbesondere Verbesserungen bei der Altersvorsorge, bei der Pflege und Betreuung im Alter sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Was wünschen Sie sich, Ihrer Familie und dem Liechtensteiner Volk zu den anstehenden Festtagen und für das neue Jahr?
Ich wünsche uns allen Gesundheit, eine erfolgreiche Bewältigung der Pandemie und gute Fortschritte hinsichtlich des Klimawandels sowie der technologischen und demographischen Entwicklung.